Kleve. . Ein 20 Jahre alter Bekannter soll den 22-jährigen Polen Marcin R. am Dienstagnachmittag mit Tritten und Fausthieben auf den Kopf erschlagen haben. Möglicherweise haben persönlichkeitsverändernde Drogen zur schrecklichen Tat geführt, teilt die Polizei mit.
Marcin war erst seit vier Tagen in Kleve und zum ersten Mal in Deutschland. Er hatte auf Zeitarbeit in den Niederlanden gehofft. Vorübergehend durfte er in der Wohnung einer 48-Jährigen an der Küppersstraße wohnen, einer Bekannten seiner Familie. In einem dieser rot geklinkerten Mehrfamilienhäuser mit gelben Rosen und rosafarbenen Wildmalven im Vorgarten. Mit ihr und ihrem 20-jährigen Sohn war der junge Pole noch mittags durch Kleve gebummelt und dann zur Jobsuche in die Niederlande gefahren. Gut gelaunt, ohne Streit. Wieder in Kleve, hatte die Frau die Wohnung verlassen und beide Gäste – ihren Sohn und den Polen – zurück gelassen. Von drei Uhr bis Viertel nach. Nur eine Viertelstunde.
Mit Fäusten und Füßen auf Opfer eingeschlagen
Als sie zurück kehrte, fand sie Marcin. Er lag zwischen Flur und Küche auf dem Boden. Sein Kopf in einer Blutlache. Sofort hatte sie die Rettungskräfte alarmiert: Eine Person sei verletzt. Ihr 20-jähriger Sohn flüchtete in stark blutverschmutzer Kleidung aus der Wohnung.
Einen Nachbarn auf dem Hausflur gegenüber hat die Frau dann um Hilfe gerufen, auf das Opfer gewiesen und ihn ängstlich gefragt: Der Mann lebe doch noch? Der entsetzte Nachbar habe den Puls gefühlt – nein, da sei wohl nichts zu machen. So erzählen die Nachbarn. Und auch, dass sie aus der Wohnung zwar Schlaggeräusche gehört hatten, aber eher wie von Handwerkern. Schreie hörten sie nicht.
Sie reagieren mit Unverständnis. „22 Jahre – zu jung zum Sterben“. „Wie kann man nur jemanden umbringen?“ Aber auch: „Die Mieterin ist eine anständige Frau mit klaren Wertvorstellungen“. Die Reanimationsversuche der Rettungskräfte halfen nicht. Stumpfe Gewalt, Faustschläge und Fußtritte, hatten in Gesicht und am Kopf des Opfers zu zahlreichen Brüchen geführt. Es war „bereits ohne nähere Untersuchung ersichtlich“, so die Polizei, dass jede Hilfe zu spät kam.
Polizei nahm vermeintlichen Täter in seiner Wohnung fest
Die Polizei suchte und fand den 20-jährigen Sohn, den Tatverdächtigen. Er wurde in seiner Wohnung in Kleve um 16.10 Uhr festgenommen. Er hatte bereits teilweise versucht, seine Kleidung zu waschen. Als die Beamten ihn vernehmen wollten, verhielt er sich völlig apathisch und reagierte auf keine Ansprache, erklärt die Mordkommission.
Familie und Freunde sagten aus, dass er seit längerer Zeit Drogen jeder Art konsumierte, Extasy, Speed, Amphetamine und dazu Alkohol. „Mehrere Zeugen schilderten uns, dass vermutlich die Drogen in letzter Zeit eine Persönlichkeitsveränderung verursachten“, berichtet Gerd Hopmann, Leiter der zuständigen Mordkommission Krefeld.
Polizeilich war der 20-Jährige bereits mehrere Male wegen Körperverletzungen und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz aufgefallen. Bekannte berichteten, er sei unter Drogeneinfluss „unberechenbar und aggressiv“ geworden.
Schädel-Hirn-Trauma die Todesursache
Am Mittwoch vernahmen Polizisten den Verdächtigen erneut. Da gestand er, dass er erst im Wohnzimmer auf Marcin eingeschlagen und ihn getreten habe. Dann habe er den Verletzten weiter zur Küche gezogen, wo er weiter auf ihn eintrat, bis Marcin sich nicht mehr rührte. „Einen plausiblen Grund für die Tat konnte er uns nicht nennen“, sagt Kriminalhauptkommissar Gerd Hoppmann.
Dass es tatsächlich keine andere Tatwaffe als Faust und Füße gab, bestätigte die Rechtsmedizin Duisburg nach der Obduktion, die von der Staatsanwaltschaft angeordnet worden war. Auch wenn Halsorgane verletzt wurden, so war doch ein Schädel-Hirn-Trauma die Todesursache.
Staatsanwalt beantragt Haftbefehl wegen Totschlags
Die Männer der Spurensicherung in weißen Schutzanzügen waren zunächst Dienstagnacht bis in die Morgenstunden des Mittwoch im Einsatz, bevor der Bestatter das Opfer abtransportieren konnte. Die Spurensicherung arbeitete ganztägig weiter. Die Mieterin mit Familie kam bei Freunden unter.
Der zuständige Staatsanwalt Martin Körber beantragte gegen den 20-Jährigen Haftbefehl wegen Totschlags. Der mutmaßliche Täter wurde dem Haftrichter in Kleve vorgeführt und kam in Untersuchungshaft.