Bedburg-Hau. . Erstmals hat es ein Biber bis zum Moyländer See geschafft und dort Bäume gefällt. Die Nabu-Naturschutzstation in Kranenburg bestätigte, dass sich die Nager an dem Gewässer in Bedburg Hau angesiedelt haben. Auch Eisvögel fühlen sich dort wohl.

Beim ersten Spaziergang im neuen Jahr genossen Herr und Hund die windige Frischluft am Moyländer See. Beim Stöckchenspielen wunderte sich der NRZ-Leser allerdings über einen merkwürdig spitz abgenagten Ast, den sein Vierbeiner apportierte. Und beim näheren Absuchen des Ufer- und Inselbereichs war klar: Hier, am Moyländer See, war tatsächlich ein Biber eingezogen. Eine prächtige Birke lag bereits im Wasser und daneben Weidenstämme. Alle waren in der charakteristischen Bibermanier (sanduhrförmig) mit kräftigen Nagezähnen gefällt worden.

Grund genug für die NRZ, um mit der Nabu-Naturschutzstation Kranenburg die Population des Bibers (wissenschaftlich Castor/Castoridae) am Niederrhein zu beleuchten. „Wir wissen auch erst seit einigen Wochen vom Biber am Moyländer See“, bestätigte Dietrich Cerff, Referent bei der Nabu-Naturschutzstation in Kranenburg, die Entdeckung des Nagers auf dem Bedburg-Hauer Gebiet an der Alten Bahn.

Biber-Tunnel hilft bei Wanderung

Cerff: „Die ersten Biber im Kreis Kleve zogen vor ungefähr zehn Jahren in die Rindernschen Kolke. Weitere Familien (also je ein oder zwei Tiere) gibt’s in der Nähe von Emmerich-Elten, an der Niers Kessel-Landesgrenze und nun auch in Moyland.“ Vom Wyler Meer aus wandern Biber auch wieder nach Deutschland ein, weil in den benachbarten Niederlanden ein spezieller Bibertunnel gebaut wurde, der den Tieren hilft die gefährliche Straße zu kreuzen.

Konflikte von Mensch und Biber sind hier aus der Region bislang nicht bekannt. Sie könnten aber entstehen, weil Castoridae nun einmal Bäume fällen und sie das in der Forstwirtschaft unbeliebt macht. Wo sie durch das Aufstauen von Gewässern Überschwemmungen an Gewässerrandbereichen verursachen, entstehen sumpfige Gebiete. Fichtenmonokulturen reagieren empfindlich auf Staunässe und könnten dadurch absterben. Andererseits macht der Biber auf diese Weise Licht liebenden Insekten, Pflanzen und Vogelarten Platz. Cerff: „Der Biber ist eine Schlüsselart für Artenreichtum in Ufernähe.“

Im Kleverland besiedeln die Großnager überwiegend stehende Gewässer und bauen keine „Staudämme“, wenn die Uferregionen genügend Uferlinien mit langen Gehölzen bieten.

Selten führen Bauten von Bibern in Straßennähe, an Unterführungen und Deichen zu Unterspülungen und Einbrüchen. Im Sommer nutzt der Biber auch Feldfrüchte in Gewässernähe. Fraßschäden auf Feldern (Cerff: „Mais fressen sie gerne“) gibt’s im Kleverland noch kaum, dazu leben hier zu wenig Tiere.

Übrigens: Auch der Eisvogel wurde am Moyländer See mit seinen steilen Böschungen mehrfach gesichtet. Neben Kormoranen, Fischreihern und Co. hat sich dort im Schatten der Müllumladestation ein echtes Naturparadies entwickeln können.

Schutzzone am unteren Niederrhein bestätigt

Die Bezirksregierung teilte es bereits im Herbst 2011 mit: Das Oberverwaltungsgericht Münster (OVG) bestätigte, dass die Biberschutzzone am unteren Niederrhein rechtmäßig ist. Um die Biber zu schützen, dürfen in diesem Gebiet (Wesel – Landesgrenze) Nutria (Biberratten) und Bisamratten nur mit bestimmten Fangmethoden und Fallen bekämpft werden. Eine versehentliche Tötung der nach europäischem Recht streng geschützten Biber muss so verhindert werden. Das heißt: Für den Fang von Nutrias muss auf Totschlagfallen verzichtet werden.

Damit scheiterte auch der Deichverband Xanten-Kleve mit seinem Einspruch. Der Deichverband befürchtet nämlich, dass er wegen der Biberschutzregelung nicht mehr wirksam gegen Bisam und Nutria ankämpfen kann.

Und die Bejagung von Bisam und Nutria ist für den Hochwasserschutz wichtig. Das Urteil des OVG ist nicht anfechtbar.