Kreis Kleve. Petition „Chaos beim RE10 stoppen – Mobilitätsgarantie endlich gewährleisten“ wurde an Bahnvertreter übergeben. Diese Reaktion gab es.
Einen stets bereitstehenden Bus, der die Bahn sofort ersetzt, wenn sie wieder mal kurzfristig ausfällt – das ist Forderung der Petition ,Chaos beim RE10 stoppen – Mobilitätsgarantie endlich gewährleisten’. Um ein Zeichen zu setzen, dass die Zuverlässigkeit auf der RE10-Bahnstrecke Kleve-Düsseldorf dringend verbessert werden muss, überreichten die Organisatoren den Verantwortlichen von der DB InfraGO AG (bisher DB Netz AG) auf einer Abendveranstaltung im Weezer Bürgerhaus mehr als 6000 Unterschriften. Diese waren innerhalb von nur sieben Wochen zusammengekommen, was die Unzufriedenheit mit der Bahnstrecke zum Ausdruck bringt.
Seit Monaten Zugausfälle
Denn seit Monaten ist die Strecke kaum noch funktionstüchtig. In diesem neuen Jahr gab es gerade einmal eine Hand voll Tage, an denen Technik und Ablauf der Strecke reibungslos funktionierten. Immer wieder versagt die Stellwerkstechnik zwischen Kleve und Krefeld, obwohl diese gerade erst für viele Millionen Euro modernisiert wurde. Das erhöht die Sorgen der Fahrgäste. Für die Menschen, welche auf die Bahnstrecke angewiesen sind, ist der Zustand nicht mehr hinnehmbar, zumal Alternativen im öffentlichen Personennahverkehr fehlen.
Deshalb fordern die Politik, aber auch der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und die Rhein-Ruhr-Bahn die DB infraGO auf, einen Busverkehr im Standby-Betrieb einzurichten. Der solle dann zum Einsatz kommen, wenn die Züge wieder einmal ausfallen oder erhebliche Verspätungen verzeichnen. Nur so könne die Mobilität der Fahrgäste tatsächlich garantiert werden. Die meist spontan eingerichteten Schienenersatzverkehre sind unzuverlässig und von vielen weiteren Problemen gekennzeichnet.
Zu der Veranstaltung im Weezer Bürgerhaus waren der Landrat des Kreises Kleve, Christoph Gerwers, die Bundestagsabgeordneten Stefan Rouenhoff und Martin Plum für die Kreise Kleve und Viersen, Christian Kleinenhammann als COO der Transdev, und die Vorstandssprecherin des VRR, Gabriele Matz, gekommen. Die Deutsche Bahn war durch Dr. Marcus Schenkel (DB InfraGO AG, Leiter Infrastrukturprojekte), Hans Mattevi (Vetreter für die DB InfraGO AG) und Andreas Görtz (Qualitätsbeauftragter für die Region West) vertreten.
Kabelschäden durch Regenwasser
Die DB InfraGO AG begründete an dem Abend die immer wieder auftretenden Probleme mit Kabelschäden, die infolge eines Eintritts von Regenwasser beschädigt worden seien. Nunmehr müssten weitere Kabel ausgetauscht und neu angeschlossen werden. Auf Nachfrage, wieso trotz wochenlang andauernder Streckenstörungen und regelmäßiger Zugausfälle bisher kein Schienenersatzverkehr eingerichtet worden sei, bis alle problematischen Kabel ausgetauscht sind, gab es von der Deutschen Bahn keine Antwort. Sie erklärte hingegen, dass man bereits mehrere Kilometer Kabel ausgetauscht habe und weitere zwölf Kilometer Kabel bestellt habe, die nach Lieferung verbaut würden. Bis zum Ende des 2. Quartals 2024 wolle man so die Problematik in den Griff bekommen.
Auf Nachfrage, ob man bis dahin für einige Wochen einen Schienenersatzverkehr einrichten werde, betonte die Deutsche Bahn, dass man die Forderung dem Bahnvorstand mitteilen und das Anliegen sorgfältig prüfen werde. Zudem biete man einen runden Tisch zum Austausch über die aktuelle Situation an.
Mit 90 Millionen Euro vom Bund modernisiert
Die Bundestagsabgeordneten Stefan Rouenhoff und Martin Plum bezeichneten die Äußerungen der DB InfraGO AG als sehr enttäuschend: „Die Zugverspätungen und -ausfälle sind zu allergrößten Teilen auf die mangelhafte Infrastruktur zurückzuführen, die gerade mit weit über 90 Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt modernisiert wurde. Das ist völlig inakzeptabel. Die Steuerzahler und auch wir als Bundestagsabgeordnete erwarten, dass mit Steuergeldern sorgfältig umgegangen wird und durch staatliche Investitionen deutliche Verbesserungen, nicht Verschlechterungen eintreten. Aber genau das ist derzeit der Fall. Die DB InfraGO AG, die hierfür die Verantwortung hat, muss endlich diese Verantwortung übernehmen und Abhilfe schaffen.“
Für die Zeit, bis eine störungsfreie Infrastruktur hergestellt ist, brauche es einen Schienenersatzverkehr im Standby-Betrieb. „Das ist die DB InfraGO AG allen Bahnkunden schuldig, insbesondere denjenigen, die jeden Tag pünktlich zur Arbeit, Schule und Hochschule kommen müssen“, so Rouenhoff und Plum. Wenn die Bahn sich nicht bewege, müssten das Bundesministerium für Digitales und Verkehr oder der Verkehrsausschuss Verantwortung von der DB InfraGO AG einfordern. Auch Gelderns Bürgermeister, Sven Kaiser, griff als Zuhörer die Forderung der Petition nach einem Busersatz im Standby-Betrieb auf: „Sonst glaubt Ihnen kein Mensch mehr was“.
Neue Bürgerinitiative
Jannik Berbalk, Initiator der Petition, zieht folgendes Fazit aus der rund zweistündigen Abendveranstaltung, in der die Petition an die DB InfraGO AG übergeben wurde: „Die Deutsche Bahn hat von der Politik und den Fahrgästen eine deutliche Klatsche für das katastrophale Management der Probleme auf der RE10-Strecke bekommen. Auch in der Kommunikation der Streckenstörungen an die Fahrgäste hat die Deutsche Bahn auf ganzer Linie versagt. Die ausgesprochene Entschuldigung der Deutschen Bahn war angesichts der desaströsen Lage auf der RE10-Bahnstrecke längst überfällig. Sie ist aber nur dann ernst gemeint, wenn die DB InfraGO AG nun auch tatsächlich handelt. Deshalb erwarte ich von Verantwortlichen bei der Deutschen Bahn, dass sie nicht nur den Ärger und die Frustration der Fahrgäste an den Bahnvorstand kommuniziert, sondern auch schnell für Verbesserungen sorgt und den Fahrgästen einen Schienenersatzverkehr für die Zeit bereitstellt, bis die technischen Probleme auf der Strecke behoben sind. Wir werden hier jedenfalls nicht locker lassen.“
Die Petition ist weiterhin Online und wird zunächst nicht geschlossen. Die neu gegründete Bürgerinitiative zum RE10 wird nun weitere Unterschriften sammeln und in Kürze bei der Bahn nachhaken, wie es um die RE10-Strecke steht. Berbalk: „Solange die Probleme der Strecke nicht gelöst sind, wird die neue Bürgerinitiative die Petition und ihre Forderungen energisch vorantreiben.“