Kleve. Hitzebekämpfung in der Klever Innenstadt ist ein Thema, um das sich im nächsten Jahr verstärkt gekümmert wird. Warum ein Umdenken nötig ist.
Das ist ganz im Sinne des Handels: eine Innenstadt, in der sich die Bevölkerung sehr gerne aufhält, bummelt und sich hinsetzt. „Die Stadtforschung erkennt, dass ein grundsätzliches Umdenken nötig ist“, weiß Dirk Posdena, städtischer Fachbereichsleiter Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit.
Kleves Innenstadt hat einen mittelalterlichen Grundriss mit wenig Raum. Umso mehr sind kreative Ideen nötig. Ein relativ dunkles Straßenpflaster und viele Glasfronten, in denen sich Sonne spiegeln kann, machen die Fußgängerzone zu einem Hitzeort. Zwar gibt es auch Sonnenschutz-Schaufenster mit eingearbeiteten Folienpartikeln, die sich automatisch verdunkeln, doch die sind teuer, weiß der Fachbereichsleiter.
Schatten durch Hauswände vor den Läden nützen nicht viel. Das beweisen Aufnahmen der Wärmebildkamera, mit der die Werkstudentin Vanessa Meinert (Hochschule Rhein-Waal) durch die Stadt zog: Die Temperaturen auf dem Pflaster der Fußgängerzone an breiten Stellen lagen bei 38,2 Grad, im Vergleich zur Enge zwischen hohen Häusern bei 44,1 Grad, obwohl es im Umfeld viel Schatten gab.
Wasser ist wirkungsvoll
Wirkungsvoll sei aber fließendes Wasser in der Innenstadt. Denn es sorgt sofort für Abkühlung. Vanessa Meinert maß, dass die Betonstufen vor dem Elaya-Hotel Kleve wenig aufheizen. „Das Wasser des Spoykanals sorgt für deutliche Abkühlung“, liest Dirk Posdena das erstaunliche Ergebnis ab. Auf einem Parkplatz war es 38,4 Grad heiß, fast zeitgleich auf dem Beton am Spoykanal gut erträgliche 27,3 Grad. „Dort herrscht auch eine andere Luftfeuchtigkeit“, ergänzt er.
Aber durch die Große Straße wird man keinen Flusslauf legen können. Das zeigen die Pläne über verlegte Leitungen, das erklärt sich von selbst wegen der nötigen Wege für Rettungswagen und nicht zuletzt rollt ja der Karnevalszug hier durch die City. „Es kann aber nicht sein, dass die Einkaufszone an heißen Tagen spärlich frequentiert ist“, findet trotzdem Dirk Posdena.
Große Bäume wären nötig
Die Bäume in der Großen Straße bisher reichen nicht aus, die Luft zwischen den Häuserfluchten der Fußgängerzone Kleve abzukühlen. Drei bis fünf Großbäume, die so groß sind wie jener am Lohengrin-Brunnen, würden schon für mehr Sauerstoff, Schatten und Aufenthaltsqualität sorgen, ist die Überlegung. Aber wie viele Jahre lässt man der Stadt und den Bäumen zum Wachsen? „Man kann zwar bereits groß gewachsene Bäume ältere Bäume kaufen, für sie wird das Überleben aber deutlich schwerer als für Kleine, die anfangs mit weniger Wasser und Nährstoffen auskommen“, beschreibt der Umweltfachmann aus dem Rathaus.
„Hitzebekämpfung in der Innenstadt ist ein Thema, um das wir uns verstärkt im nächsten Jahr kümmern wollen“, verspricht der Fachbereichsleiter. „Denn das bedeutet Verbesserung der Aufenthaltsqualität.“
Photovoltaik über Parkplätzen?
Hitze sammelt sich natürlich besonders über Parkplätzen. Kann man sie mit Photovoltaik-Platten überdachen, um dort Sonnen-Energie zu gewinnen? Die Stadt ist dabei, das zu untersuchen (wie berichtet). Der Großparkplatz am EOC, Hoffmannallee, gehört einer Gesellschaft. Hier kann die Stadt keine Nutzung vorschreiben. Der Parkplatz vor der Hochschule wird als Veranstaltungsraum für die Kirmes gebraucht. „Am geeignetsten wäre der Park and Ride-Parkplatz am Bahnhof. Damit könnten wir schon einen guten Start machen“, findet Posdena.
Auch beispielsweise am Materborner Sportzentrum gibt es eine große städtische Parkplatz-Fläche, bei der eine Überdachung mit PV möglich wäre.
Radwege mit Sonnenkollektoren überdachen
Außerdem schwebt Dirk Posdena das Vorbild Freiburg vor. Die Stadt hat einen Radweg auf großer Strecke mit Photovoltaik überdacht. Tagsüber spendet das Schatten, nachts füttert es die Beleuchtung und bei Regen hält es die Fahrradfahrer trocken. Das wäre vor allem im innerstädtischen Bereich attraktiv.
Sowohl von den Hausdächern Häusern in der Fußgängerzone als auch von Parkplatz-PV-Überdachungen könnte man im übrigen Regenwasser nutzen und es in möglicherweise unterirdische Zisternen ableiten. Viele private Bürger fingen an ihren Häusern ja auch den Niederschlag in der Regentonne auf.
Die Serie wird fortgesetzt
Klima in Kleve
Was wäre wenn… mehr Wasser die Stadt kühlt?