Kleve. Zwischen Materborn und Reichswalde bauen Stadt Kleve und Stadtwerke Kleve ihre erste Flächen-Photovoltaik. Was das für die Zukunft bedeutet.

Die Stadt Kleve als Grundstückseigentümerin beabsichtigt in Kooperation mit den Stadtwerken Kleve die Entwicklung von Erneuerbarer Energie zu fördern. Gemeinsam wollen sie eine Freifläche im Süden von Materborn, links von Reichswalde, mit Freiflächenphotovoltaik nutzen. Aktuell werden diese 5,6 Hektar als landwirtschaftliche Fläche genutzt, erschlossen über die Straße Am Forsthaus zwischen Straßenmeisterei und Straße Hüfgen. Nun heißt die Zweckbestimmung Photovoltaik, zur Stromerzeugung aus Solarenergie.

Der Fokus liegt auf der Treibhausgasminderung

Noch wird die Fläche im Süden von Materborn landwirtschaftliche genutzt, bleibt aber auch künftig grün. Im Hintergrund das weiße Haus der Straßenmeisterei.
Noch wird die Fläche im Süden von Materborn landwirtschaftliche genutzt, bleibt aber auch künftig grün. Im Hintergrund das weiße Haus der Straßenmeisterei. © Astrid Hoyer-Holderberg

Der Bauausschhuss votierte einstimmig dafür, hier ein Sondergebiet auszuweisen und damit planungsrechtliche Voraussetzungen zu schaffen – die Änderung des Flächennutzungsplanes und Aufstellung eines Bebauungsplans sind für solch große Solaranlagen nötig. Der Fokus liegt hierbei bei der Treibhausgasminderung durch den Ersatz konventionellen Stroms durch Photovoltaik.

Politikerin fragt nach: Wie groß werden Schafe?

Im Bauausschuss fragte sich Anne Fuchs, wie groß wohl ein Schaf ist – weil im Plan ausdrücklich erwähnt ist, dass unter den aufgeständerten Solarmodulen eine Beweidung möglich sein soll (oder es extensiv begrünt werde). Die Unterkante der Modele liege bei 0,8 Metern. Die Verwaltung bestätigte, dass Schafe darunter passen.

Bei der Nutzung auf landwirtschaftlichen Flächen favorisiert Baudezernent Jürgen Rauer die Agri-Photovoltaik, die Gartenbaubetrieben Gemüse- und Obstanbau unter variablen Solaranlagen ermöglicht. Das sei bisher in der Landwirtschaft aber eher im Südkreis als im Nordkreis Kleve ein Anbauschwerpunkt. Die Agri-PV habe sogar äußerst positive Effekte auf die Bodenverhältnisse, weil die Erde nicht so austrocknet, Verbrennungen der Pflanzen vermieden werden, der Boden aber Wasser speichern könne und Frostschutz bedeute es auch.

In Kleve seien für Flächen-PV nun mit der besonderen Gebietsausweisung erste Schritte gemacht. „Das ist auch für uns Neuland“, so Rauer. Neben den Solarmodulen werden auf dem Areal Am Forsthaus erforderliche Nebenanlagen und Betriebseinrichtungen (Wechselrichter, Trafostationen, Schaltanlagen, Batteriespeicheranlagen, Leitungen, Zuwegungen und Einfriedungen) installiert und ringsum durch einen Grünstreifen zum Landschaftsraum hin eingegrünt. Unter dem Aspekt der klimafreundlichen Stadtentwicklung würden so in dem Bebauungsplan die Begrünung sowie die Stromerzeugung durch Solarenergie miteinander verknüpft. Landwirtschaftskammer, Kreis und andere Behörden werden nun im Verfahren beteiligt.

Wo in Kleve Freiflächen-Photovoltaik oder Floating-PV über Gewässern möglich sind

Im Bauausschuss gab es einen Vortrag, ähnlich wie bereits im Klimaausschuss, wo Kleve überhaupt Freiflächen-Photovoltaik oder auch Floating-PV über Gewässern installieren könnte. Stadtplanerin Isabel Drissen zeigte auf, wie mehrere Karten übereinandergelegt wurden, die Möglichkeiten für Freiflächen-Photovoltaik immer weiter einschränken – also nahe zur Wohnbebauung, Naturschutzgebieten, Landschaftsschutz. Wie berichtet, bleiben allein Flächen in Reichswalde, Materborn und Wardhausen übrig. Auf städtischen Flächen habe man schnelleren Zugriff.

Eine Überdachung von Parkplätzen sei im Moment eigentlich nur am Sportzentrum Unterstadt denkbar, an anderen Orten sei es wegen Denkmalschutz oder Kirmesnutzung ausgeschlossen.

Können sich bald Bürger aktiv und vielleicht lukrativ beteiligen?

Die nächsten Schritte seien nun von der Politik zu klären: Ob die Stadtverwaltung selber auf Bauherren zugehen solle, ob ein Bürger-Solarpark auf eigenen Flächen denkbar sei, dass sich Einwohner am Klimaschutz aktiv und vielleicht lukrativ beteiligen können. Man werde wohl die neuen Regelungen auch für Photovoltaik und Bodenschutz im Regionalplan des Landes erst einmal abwarten, hieß es.

Für Floatinganlagen erwartete Baudezernent Rauer große Widerstände, weil Umweltverbände sich wegen der Wasserqualität sorgten. Seen könnten ohnehin nur teilweise bedeckt werden.