Kleve. Michael Gesikiewicz ist Quartiersmanager in der Klever Unterstadt. Sein Ziel ist es, den Menschen zu helfen, eine gute Nachbarschaft aufzubauen.

Der Zivildienst war’s. Der hat ihn auf den Geschmack gebracht. Michael Gesikiewicz hatte nach der Schule eine Ausbildung im technischen Bereich angefangen. Aber dann, in den elf Monaten Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung, wurde ihm klar: „Ich arbeite lieber mit Menschen als im technischen Bereich.“ Und das macht er seither. Er ist der neue Quartiersmanager rund um das Klever Bahnhofsviertel.

Über Polen, Kleve, Köln zurück an den Niederrhein

Michael Gesikiewicz, geboren 1984 in Polen und 1989 noch vor der Grenzöffnung mit seinen Eltern nach Kleve zugewandert, hat nach dem Zivildienst umgesteuert. Eine Ausbildung zum Erzieher gemacht. Dann zehn Jahre in Köln Berufserfahrung in der Eingliederungshilfe für Menschen mit Beeinträchtigungen gesammelt. Mit der Familiengründung geriet der Niederrhein wieder mehr in seinen Fokus: „In Kleve ist es für eine Familie doch beschaulicher und praktischer.“

Zunächst arbeitete er in Viersen mit unbegleiteten minderjährigen Migranten – zu der Zeit kamen gerade zahlreiche Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien. Interkulturell zu arbeiten habe ihn immer schon interessiert, erzählt er. Vielleicht, weil auch er als kleiner Junge ja in eine andere Gesellschaft gekommen ist. Aber vielleicht auch, weil er als Mensch so offen und kontaktfreudig ist.

Im SOS Kinderdorf schätzt er die vielfältige Arbeit

2018 wechselte er zum SOS Kinderdorf nach Kleve. Zunächst arbeitete er auch hier mit minderjährigen Zugewanderten, dann in einer familienähnlichen Wohngruppe, schließlich in einer Jugend-WG. „Das ist schon toll, dass man hier neue Sachen ausprobieren kann, weil die Arbeit hier so vielfältig ist“, sagt er über das SOS Kinderdorf.

Seit Dezember letzten Jahres ist er nun Quartiersmanager rund um das Klever Bahnhofsviertel. Die Stelle wird für drei Jahre gefördert von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW und der Stadt Kleve. Gerade erst hat Michael Gesikiewicz die ersten Früchte seiner Arbeit geerntet. Und zwar buchstäblich. Denn eines der Projekte, an dem er mitgewirkt hat, ist ein Stadtteil-Gartenprojekt, bei dem Leute aus dem Quartier zusammen Gemüse anbauen. Bei einem gemeinsamen Essen wurde es nun gemeinsam verspeist.

Der Mann mit der knallgrünen Jacke auf dem Lastenrad

Dieses Projekt zeigt schon ganz gut, worum es geht: als Kümmerer, Ansprechpartner und Helfer für die Menschen in der Unterstadt da zu sein. Dazu fährt er auf seinem Lastenrad mit der knallgrünen SOS-Jacke durch das Quartier, ist an Kindergärten und Schulen präsent, an Spielplätzen und auch, wenn ihn jemand zu sich winkt. Immer mit einem offenen Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen, für ihre Anregungen.

Egal, ob es sich um ältere Menschen handelt, die Angst haben, eine viel befahrene Straße zu überqueren und eine Möglichkeit zur sicheren Überquerung bräuchten – eine Aufgabe, für die er mit Verwaltung und Politik zusammenarbeiten muss. Oder ob es sich um Leute handelt, die irgendwelche Antragsformulare nicht verstehen und die er mit ihnen ausfüllt. Oder darum, ehrenamtliche Helfer zu vermitteln, für die Kinderbetreuung oder für Sprachkurse.

Bewohner wissen am besten, was sie brauchen

„Ich bin hauptsächlich Unterstützer und nur ein bisschen Initiator.“ Das ist ihm wichtig. Die Bewohner seien Experten für ihren Sozialraum, sie wüssten am besten, was sie brauchen. Er hilft dabei, eine Art Nachbarschaft zu entwickeln, wie sie in früheren Zeiten einmal selbstverständlich war. „Ich glaube, das ist in den Menschen auch da, aber der Anfang ist halt schwer.“

Seine Angebote sind deshalb ganz niederschwellig. Man muss nicht in ein Amt gehen und eine Nummer ziehen, sondern man kommt einfach mit ihm vor Ort ins Gespräch. Zum Beispiel in Café-Atmosphäre im neuen Wohngebiet Op de Botter. Er hat dann die Kontakte, die man braucht, zu Vereinen, Geschäften und Institutionen. Und weil er ja außerdem Polnisch spricht, kann er auch noch Ansprechpartner für die wachsende polnische Community in Kleve sein.

Mit Optimismus und Kontaktfreudigkeit

Klar, dass man für so einen Job ein paar Charakterstärken braucht. Optimismus und Kontaktfreudigkeit gehören dazu, ebenso die Freude, etwas in die Hand zu nehmen und zu gestalten. Man darf nicht lockerlassen, wenn sich Hindernisse auftun. Und man muss zuhören können, wertfrei, die Person gegenüber in den Mittelpunkt stellen. Dann gelingt es den Menschen auch besser, einander zu helfen. Und darauf sind letztlich alle früher oder später angewiesen.