Kleve. Im Bauausschuss wurde auf einmal intensiv über eine Gesamtplanung für das Bahnhofsviertel diskutiert. Bis zum Jahresende soll diese vorliegen.

Auf einmal ging es ums große Ganze. Dabei wollte Kleve Baudezernent Jürgen Rauer doch nur einen Bebauungsplan fürs Bahnhofsquartier einbringen, den er der Politik bereits vorgelegt hatte und dafür großes Lob erhielt. Doch diesmal war es anders: Anhand der Planung für die Neugestaltung des alten Postgebäudes entzündete sich im Klever Bauausschuss eine grundsätzliche Diskussion über die Entwicklung der Quartiere rund um die Bahngleise: „Wir benötigen eine Gesamtplanung“, fasste der Ausschussvorsitzende Werner Verhoeven (CDU) zusammen.

Das Bahnhofsquartier hat für Kleve eine große Bedeutung

Die überarbeitete Planung des Postgebäudes in Kleve. Für dieses Gebäude muss der Bebauungsplan geändert werden.
Die überarbeitete Planung des Postgebäudes in Kleve. Für dieses Gebäude muss der Bebauungsplan geändert werden. © Stadt Kleve | Stadt Kleve

Den Auftakt der Diskussion machte Josef Gietemann (SPD). Er ärgerte sich darüber, dass man zur Entwicklung des neuen Bahnhofsquartiers, welches sich hinter dem Bebauungsplan Pannofenstraße und Bartelgasse versteckt, nach wie vor keinen Entwurf und keinen großen Plan gesehen habe. „Wir kennen die weitere Entwicklung nicht und wir haben Sorge um die Qualität dieses Gebietes.“ Dabei sie „diese Ecke von Kleve“ wichtig.

Gietemann blickt dabei auch auf die bisherige Entwicklung des ehemaligen van-den-Bergh-Geländes. Auch hier habe man eine Gesamtplanung vermisst. Vielmehr werde hier Bebauungsplanänderung an Bebauungsplanänderung aneinandergereiht, ohne dass eine Konzept zu erkennen sei. Eine ähnliche Entwicklung befürchtete er jetzt auch für das Gelände auf der anderen Seite der Bahnschienen. „Es ist nicht zielführend, einfach drauf los zu planen“, so Gietemann.

Gesamtplanung soll bis zum Jahresende vorliegen

Baudezernent Jürgen Rauer konnte dem SPD-Vertreter „nur zustimmen“. Auch er wolle eine zügige Gesamtplanung. Allerdings wolle er jetzt auch den ersten Stein ins Wasser werfen, um den Investor des Bahnhofsgebäudes auch arbeiten zu lassen. Rauer kündigte eine Gesamtplanung vom Bahnhof bis zum Loosenhof bis zum Ende des Jahres an. Allerdings müsse man dabei auch immer wieder die Eigentumsverhältnisse von wichtigen Grundstücken beachten, die oftmals einer Entwicklung entgegenstünden. Aktuell befinde man sich in Abstimmung mit wichtigen Grundstückseigentümern. So unter anderem mit dem Eigentümer des Schrottplatzes Bettray.

Kleves Baudezernent Jürgen Rauer.
Kleves Baudezernent Jürgen Rauer. © WAZ FotoPool | DIANA ROOS

Benedikt Verheyen (Grüne) warf der Verwaltung bei der Bauplanung eine „Scheibchentechnik“ vor. „Wir fahren weniger als auf Sicht.“ Aus seiner Sicht sei jetzt eine Weichenstellung wichtig: „Machen wir weiter so oder überlegen wir uns ein Konzept? In anderen Städten werden die Bahnhofsquartiere als sehr wichtig erachtet und städtebaulich vernünftig geplant. Wir brauchen dringend ein Konzept, an dem wir uns orientieren können.“ Dem Gebäude der ehemaligen Post wolle man sich ausdrücklich nicht verschließen und dieses auch ermöglichen.

Rauer: „Wir müssen auch Impulse setzen“

Bei all der Kritik erinnerte Jürgen Rauer daran, dass man sich manchmal auch der Macht des Faktischen beugen müsse. Nicht immer sei alles so umsetzbar, wie man sich dies vorstelle. Und es sei auch wichtig, gute, bauliche Beispiele in einem Quartier zu haben, damit diese eine Wirkung auf die Umgebung erzielen. „Wir müssen auch Impulse setzen, um Reaktionen zu erzeugen“, so Rauer. Man sehe nämlich: Wenn ein Gebäude erstellt worden sei, dann wirke sich dies auch auf die Investitionsneigung des Umfeldes aus.

Auch der Eigentümer des ehemaligen Schrottplatzes Bettray hat signalisiert, das Gelände für eine neuen Entwicklung bereit zu stellen.
Auch der Eigentümer des ehemaligen Schrottplatzes Bettray hat signalisiert, das Gelände für eine neuen Entwicklung bereit zu stellen. © NRZ | Andreas Gebbink

Friedrich Teigelkötter (CDU) möchte Jürgen Rauer „beim Wort nehmen“ und bis Ende des Jahres eine Gesamtplanung präsentiert bekommen. Diesbezüglich wolle man auch einen Vortrag des Klever Städteplaners Lukas Arntz hören, der bereits privat einen Masterplan für das Gebiet entwickelt habe.

Baudezernent regt ein Werkstattverfahren an

Insgesamt zeigte sich Rauer sogar sehr zufrieden mit der Diskussion: „Ich finde es hervorragend, dass die Forderungen jetzt kommen.“ Man sollte aber nicht einfach nur eine Rahmenplanung seitens der Verwaltung vorlegen, sondern dies gemeinsam mit der Politik entwickeln - etwa mit Hilfe von Werkstattverfahren. „Überlegen wir gemeinsam, wie wir eine Gebietsentwicklung erarbeiten“, so Jürgen Rauer.