Weeze. Riesiger Wildschweinkopf kündigt das Festival San Hejmo an. Diese Street Art-Künstler gestalten das Musikfestival in Weeze am Flughafen mit.
Ein riesengroßer Wildschweinkopf von fünfeinhalb mal fünfeinhalb Metern prangt auf dem Parkplatz vor dem kleinen Tierpark Weeze an der B9. Friedrich Graf zu Eulenburg und Hertefeld, dem das Schloss nebenan und das Gelände gehören, erkannte sofort, welcher Künstler das geschaffen hat: Bordalo II. Ob dieses Kunstwerk für drei Monate dort stehen darf, hatten die drei Veranstalter des Festivals San Hejmo den Grafen gefragt. „Ich find‘ das geil“, sagte er damals und sagte er am Mittwoch wieder, als es aktuelle Informationen zum San Hejmo Festival mit riesiger Open Air Gallery für Street Art gab.
Livemusik, Urbane Kunst, Kreativität und Street Food
Vom 18. bis 19. August entsteht am Airport Weeze zum zweiten Mal der einzigartige Hotspot für Livemusik, Urbane Kunst, Kreativität und Street Food. Das San Hejmo Festival holt die Stars aus Hip-Hop, Pop und Elektro an den Niederrhein: Apache 207, Cro, Die Fantastischen Vier, Marteria, Provinz, Sportfreunde Stiller, Tokio Hotel, Alle Farben, Esther Graf, Wanda, Lari Luke und viele mehr.
Aber eben 30 nationale und internationale Street-Art-Künstlerinnen und -Künstler (teils auch von der Street Art in Goch bekannt) geben dem San Hejmo Festival seinen einzigartigen Look. „Die riesige Open Air Gallery versprüht das künstlerische Flair angesagter Szeneviertel europäischer Metropolen“, hängen die Macher von Parookaville und San Hejmo, Norbert Bergers, Bernd Dicks und Georg van Wickeren, die Erwartungen hoch.
Auf dem gesamten Gelände sind rund Hundert Kunstwerke zu entdecken. Aus haushohen Murals (Wandbilder), Dutzende Meter langen Graffiti-Wänden, Installationen und Ausstellungstürmen entsteht die riesige San Hejmo Open Air Gallery.
Müll für die Skulptur stammt aus Lissabon und vom Festivalgelände Weeze
Der Wildschweinkopf als Upcycling-Skulptur aus Plastikmüll – aus Lissabon und vom Festival in Weeze – stammt noch aus dem vorigen Jahr. Eine Schubkarre, die bei der Arbeit kaputt ging, bildet das linke Auge, eine Satellitenschüssel einen Smiley. Das Riesenbild war in einer Halle eingelagert. Als es nun hervorgeholt wurde, hatte im rechten Auge offenbar eine Schwalbe ein Nest gebaut. Soll man es entfernen?, fragten die Weezer beim Künstler in Portugal an. Bordalo II will es lassen. Kunst entwickelt sich weiter, ist sein Credo.
Deshalb kann man vermutlich auch den Wildschweinkopf nicht kaufen, obwohl Graf Eulenburg ihn gerne für die Gemeinde Weeze anschaffen würde. Bordalo II sieht seine Kunst als temporär an. Er schafft aus Müll übrigens immer Tiere, die zum jeweiligen Ort passen. Er mahnt vor Umweltverschmutzung und Zerstörung von Lebensraum für Tiere.
Kunstwerk soll ein Selfie-Hotspot werden
„Wir hoffen, dass dieses Kunstwerk ein kleiner Selfie-Hotspot wird“, sagt Bernd Dicks. Die Skulptur im öffentlichen Raum soll die Partnerschaft mit „den Weezer Jungs“, so nennt sie Bürgermeister Georg Koenen, vertiefen.
„Wir wollen den Kunstaspekt ausbauen“, kündigt Dicks an. Der Urban Art District auf dem Festivalgelände beeindruckt mit vier jeweils 30 Quadratmeter großen Murals der diesjährigen Headlinerinnen und Headliner.
Die deutsch-pakistanische Graffiti-Künstlerin Jasmin Siddiqui alias Hera verbindet – wie im vorigen Jahr in Weeze – in ihren großflächigen Murals überall auf der Welt berührende Motive, meist Frauengesichter, mit eindringlichen Botschaften (www.instagram.com/hera_herakut).
Erstmals in San Hejmo ist die Portugiesin Jaqueline de Montaigne dabei. Die studierte Medizinethikerin schuf Bilder für Festivals in Peru, Brasilien, England und andere. Sie verbindet Natur und Menschen, erzählt von Sagen und Symbolen, teils vergoldet. (www.instagram.com/jdemontaigne)
Meerjungfrauen und Kunst aus der Ukraine
Amanda Arrou-tea als Mandi Oh aus dem spanischen Baskenland, Wahl-Berlinerin, studierte bildende Künste. Sie war schon als Mädchen bei Ölmalerei von Meerjungfrauen fasziniert. Ihre hyperrealistischen Frauen unter Wasser schmücken Fassaden in ganz Europa. (www.instagram.com/mandioh)
Sasha Korban stammt aus der Region Donezk in der Ukraine. Von 2006 bis 2011 arbeitete er als Bergarbeiter. Seine Karriere als Urban Artist veränderte ab 2009 sein Leben – er malt in verschiedenen Techniken und Stilen. Als Künstler durfte er aus Kiew ausreisen und wird in San Hejmo 40 Quadratmeter gestalten. (www.instagram.com/sasha.korban).
In der Woche vor Festivalbeginn werden die Künstler ihre Werke vor Ort erschaffen – wo genau, suchen sie selbst aus. Weitere Künstler gestalten die acht Meter hohen Ausstellungstürme und Leinwände auf dem ganzen Gelände – unter anderem Adultremix (Deutschland), hydrane (Frankreich) Fillin Guas (Griechenland), Mr. Oreo (Deutschland) und Swalt (Schweiz).
18-Jährige mit KulturPass-App kommen gratis rein
„Die Liebe zum Detail ist es, was unsere Festivals so besonders macht“, sagt Bernd Dicks, der seinen Bruder Stefan als Kreativproducer an der Seite weiß. Im Stadtwald von San Hejmo (bedeutet Heiliges Zuhause) werden aus dem regionalen Bereich wieder die 55- bis 95-jährigen Mitglieder der „Dorfmasche“ aus Neukirchen-Vluyn dabei sein und Gegenstände einstricken. Die Blauschäferei aus Dormagen lässt blaue Schafe dazwischen grasen. Ein Streetfood-Festival rundet das San Hejmo kulinarisch ab.
Sonderpreise bietet das San Hejmo Festival für junge Nutzer der deutschen Kulturpass-App (www.kulturpass.de/jugendliche) – die Bundesregierung vergibt 200 Euro an 18-Jährige für kulturelle Entdeckungen. Entsprechend können Leute mit Kulturpass-App das Festival gratis erleben: Für sie senkt San Hejmo den Tagespreis auf 99 Euro – regulär 129 Euro – und das Zwei-Tages-Ticket mit Camping für App-Nutzer auf 199 Euro – regulär 239 Euro.
Tickets gibt’s unter tickets.sanhejmo.com.