Kleve/Goch. Schottergärten sind in Goch und Kleve eigentlich verboten, man sieht sie trotzdem an vielen Ecken. Das sagen die Städte zu der Problematik.
In so manchen Vorgärten der Region ist es eher grau statt grün. Fährt man durch die Wohngebiete von Kleve und Goch, findet man sie schnell: Schottergärten. Anstatt von Blumenbeeten, Sträuchern, Rasenflächen oder kleinen Bäumen sieht man Anlagen mit Kieseln, Pflastersteinen oder großen Brocken, vielleicht ab und an mit einem Blumenkübel verziert.
Durch „Nachschärfungen“ in der Muster-Bauordnung will NRW-Ministerin Ina Schnarrenbach das theoretisch schon bestehende Verbot von Schottergärten ausweiten. Bisher besteht eine rechtliche Grauzone, da juristisch nicht geklärt ist, was „begrünte Flächen“ sind. Macht ein Blumenkübel oder Strauch in einem großen Schotterbeet schon eine begrünte Fläche aus oder nicht? Wie die Bauordnung in NRW aber genau ausgestaltet werden soll, ist noch unklar.
Darum sind Schottergärten schlecht für die Umwelt
Auch die Stadt Kleve hat das Problem erkannt, wie der Pressesprecher Niklas Lembeck wissen ließ: Die Schottergärten heizen die unmittelbare Fläche um sie herum auf und sind wüstenähnliche Biotope, in einer dafür untypischen Region – darunter leidet die Biodiversität. Zudem lassen die versiegelten Fläche kein Wasser durch und dieses gelangt zu schnell in die Kanalisation und nicht zurück durch den Boden ins Grundwasser.
Die Kanalisation kann so auch bei Starkregen überlastet werden. Noch eine problematische Eigenschaft von Schottergärten ist darüber hinaus, dass unter den Folien sämtliches Bodenleben abstirbt. Zudem gibt es den ästhetischen Aspekt der Schottergärten – über den sich sicherlich streiten lässt. „Lange Zeit waren klassischerweise grüne Vorgärten einladende Visitenkarten eines Hauses und seiner Bewohnerinnen und Bewohner“, formuliert der Sprecher.
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In Kleve sind Schottergärten deshalb nach aktueller Bausatzung nicht zulässig und werden, so Lembeck auf Anfrage der NRZ, auch bei der Bauabnahme überprüft. Zudem sollen nun weitere Auflagen für den Vorgartenbereich in die Gestaltungssatzung eingearbeitet werden. Anzeigen von Nachbarn haben in Einzelfällen bereits dazu geführt, dass in Einzelfällen Schottergärten zurückgebaut werden mussten, so die Stadt. Die Stadt selbst führe neben den Abnahmen bei Neubauten noch Stichproben durch, um dies zu kontrollieren.
Goch: Keine Absicht einer „Vorgartenpolizei“
Auch die Stadt Goch sieht die „Verschotterung“ von Vorgärten als Problem an, sowohl „aus ökologischer aus ökologischer, aber auch aus städtebaulicher und gestalterischer Sicht“, erklärt die Sprecherin Kathrin Lamers auf NRZ-Anfrage. Deshalb werde auch präventiv bei Baugenehmigungen verlangt, dass naturnaher Vorgartens angelegt wird. Es sei allerdings schwierig, rechtssicher gegen bereits bestehende Schottergärten vorzugehen. Weiter heißt es, dass die Stadt „nicht beabsichtigt, hier eine ,Vorgartenpolizei’ zu etablieren“. Man setze auf Freiwilligkeit der Bürger. Das Thema Klimawandel und dessen Folgen sei mittlerweile in der breiteren Bevölkerung angekommen und werde zu Bewusstseinsveränderungen führen.
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Der Anteil von versiegelten Flächen sollen nach Angaben der Stadt in den letzten Jahren zugenommen haben, auch wenn keine konkreten Erhebungen vorliegen. Goch hat erst vor kurzem ein Förderprogramm aufgesetzt, bei dem es 1000 Euro Zuschuss für die Umgestaltung steinerner Gärten gibt. Allerdings standen dazu im Juni insgesamt nur 5000 Euro zur Verfügung, sodass nur fünf Projekte umgesetzt werden können.
In der aktuellen Erarbeitung des Klimaschutzkonzepts soll das Thema Schottergärten aber nochmals berücksichtigt werden.