Emmerich/Rees. Theoretisch sind Schottergärten in NRW verboten, je nach juristischer Auslegung. Doch Emmerich und Rees würden nicht allein auf Verbote setzen.

Für manche ein absoluter Alptraum und ökologische Todsünde, für die anderen praktisch und ein Ausweg aus der mühseligen Gartenarbeit. Die Diskussion um sogenannte „Schottergärten“ oder „Gärten des Grauens“, wie sie in den Sozialen Medien auch genannt werden, hat durch NRW-Ministerin Ina Schnarrenbach erneut Fahrt aufgenommen.

Gesetze in der Bauordnung gegen den Schotter und für mehr Begrünung sollen laut der Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung nachgeschärft werden. Konkreter wurde es allerdings nicht und am Ende läge die Durchsetzung strengerer Gesetze bei den Kommunen. Schon jetzt sind reine Schottergärten im Grunde nicht erlaubt. Doch was bedeutet das für Rees und Emmerich und wie gehen die Kommunen aktuell mit Schottergärten um?

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Elke Strede Fachbereichsleiterin Planen, Bauen, Umwelt bei der Stadt Rees erklärt grundlegend. „Wir haben seit vielen Jahrzehnten im Bebauungsplan stehen, dass die Vorgärten gärtnerisch anzulegen sind“, so Strede. Natürlich könne man daraus aber einen Juristenstreit machen: „Was bedeutet gärtnerisch anlegen? Ist auch ein Kiesgarten gärtnerisch?“ Die Stadt findet nicht, allerdings wurde dies auch noch nie rechtlich durchgefochten, erklärt die Fachbereichsleiterin.

Lieber Anreize schaffen, statt kontrollieren und Schottergärten zählen

Auch Kontrollen finden nicht statt, da dies nicht zu stemmen und darüber hinaus sehr „unschön“ sei, mit den Grundstückbesitzern über ihren Vorgarten zu diskutieren. „Vorgärten sind meist der letzte Schritt bei einem Hausbau. Dann kommt aber schon lange niemand mehr von der Bauaufsicht raus und kontrolliert das“, so Strede.

Steine und Schotter heizen die Stadt auf und bieten keinen Lebensraum für Insekten.
Steine und Schotter heizen die Stadt auf und bieten keinen Lebensraum für Insekten. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

„Es gab vor einigen Jahren einen starken Trend zu Schottergärten, wo es schon wirklich augenfällig war.“ Elke Strede merke aber schon, dass durch die öffentliche Diskussion in jedem Fall ein stärkeres Bewusstsein geschaffen wurde und in ihrer Wahrnehmung die Schottergärten weniger geworden seien. Allerdings werde auch kein Buch geführt, seitens der Stadt und entsprechende Vorgärten würden nicht gezählt.

Stadt Rees will selbst das beste Vorbild sein

Das Thema Schottergärten soll nun auch im Klimaschutzkonzept der Stadt berücksichtigt werden, welches aber noch in Arbeit ist. Zudem könnten Wettbewerbe einen Anreiz für die Bürgerinnen und Bürger bieten, sich stärker mit ihren Gärten auseinanderzusetzen. „Wer hat den schönsten Vorgarten? Welcher ist am bienenfreundlichsten?“, stellt Strede die Idee vor.

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Zudem will die Stadt Rees selbst das beste Vorbild sein. Viele Rasenflächen seien in den letzten zwei Jahren umgewandelt worden in bienenfreundliche Staudenbeete. „Das schönste Beispiel ist der Kreisverkehr vor dem früheren Amtsgericht.“

Auch in Emmerich plagt man sich mit dem „Graubereich“ Schottergärten. Schon bei ihrem Bewerbungsgespräch sei Klimaschutzmanagerin Hanna Kirchner die Problematik in Emmerich aufgefallen und es sei ihr auch direkt seitens der Stadt bestätigt worden, dass man dagegen gerne mehr unternehmen würde.

Keine Kapazitäten für umfassende Kontrollen in Emmerich

„Wann ist ein Schottergarten ein Schottergarten? Wann ist es eine begrünte Fläche?“, stellt aber auch Hanna Kirchner die bekannten Fragen. Grundsätzlich wäre sie also froh, wenn es weitere Konkretisierungen seitens der Landesregierung gäbe. Durch die eigene Bauordnung, die etwas konkreter ist, versuche man Schottergärten aber auch schon so gut es geht zu unterbinden.

Allerdings sind hier wieder die Kontrollen das Problem, für die man in diesem Umfang kein Personal hat. Man wolle aber anstatt Kontrollen, auch lieber Anreize schaffen und durch Aufklärung gegen den Trend vorgehen.

Das Hof- und Fassadenprogramm soll in Emmerich nun zusätzlich Anreize gegen Schottergärten setzen, wo derzeit aber noch die Fördergelder bewilligt werden müssen. In Folge könnten Emmericherinnen und Emmericher dann im Innenstadtbereich eine Förderung erhalten, wenn sie ihren Vorgarten umgestalten und sich von ihren Steinen im Garten verabschieden wollen. Welche konkreten Förderungen es dazu gibt, ist allerdings noch nicht klar.

Hanna Kirchner räumt darüber hinaus auch damit auf, dass Schottergärten so pflegeleicht seien. „Das wünschen sich die meisten immer, aber die sind ganz schnell dreckig und Unkraut ist ebenfalls vorhanden.“ Wenn man seinen Garten naturnah gestalte, könne dies mitunter pflegeleichter sein – und aus Klimaschutzsicht sowieso.