Kalkar. In Hönnepel haben Jo und Andi Tekath einen Rastplatz für Radfahrer erschaffen. Mit dem Projekt hat das Ehepaar sogar schon einen Preis gewonnen.
Ein kleiner Brunnen plätschert leise vor sich hin, ein dekoratives Windrad zeigt, dass eine milde Brise über das offene Feld zieht und in den Blumen und Gräsern summt und brummt es. Ein Weg aus Rindenmulch führt zu drei Holzbänken und einem Tisch unter einem Sonnenschirm, der mit dem hellen Schirm aus Bast genauso gut auch auf einer Karibikinsel stehen könnte.
Aber das so beschriebene idyllische Fleckchen findet sich nicht in der Karibik, sondern in Mitteleuropa, direkt am Rhein, und zwar im kleinen Kalkarer Dorf Hönnepel. Genauer gesagt, liegt das ruhige Örtchen kurz vor dem Deich in der Straße Rotes Häuschen. Zwei in Blau und Rot angesprühte alte Fahrräder zeigen an, für wen der Rastplatz gedacht ist.
Rastplatz in Kalkar: Wiese war vorher ein Schandfleck
Erschaffen hat die Oase das Ehepaar Joachim und Andreas Tekath, im Ort besser bekannt als Jo und Andi. Sie haben mit ihrer selbstgestalteten Fläche einen kleinen Rastplatz für Fahrradfahrer geschaffen. „Die Fläche war jahrelang unbenutzt und eher ein kleiner Schandfleck“, erklärt Jo Tekath. Teilweise luden die Leute ihren Unrat und Grünschnitt auf der Fläche ab und das Gras wucherte wild, ohne dass sich jemand darum scherte. Für das Ehepaar, das direkt nebenan in Jo Tekaths Elternhaus lebt, war das auf Dauer kein schöner Anblick.
„Das Grundstück gehört eigentlich der Stadt Kalkar“, so Jo dazu, wie es zu der Idee kam. „Wir haben uns dann im letzten Jahr mit der Bürgermeisterin zusammengesetzt, die in der Nachbarschaft wohnt und gefragt, was mit dem Grundstück denn eigentlich passieren soll.“
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Kurzerhand sagte Britta Schulz den beiden Männern zu, dass sie das Grundstück zum Nulltarif pachten dürften und etwas Schönes daraus machen könnten. Einzige Bedingung war, die Wiese nicht mit Bäumen zu bepflanzen, zu betonieren oder sonstige aufwendige Bauten darauf zu stellen, falls die Stadt das Stück, welches kein Bauland ist, doch noch mal nutzen wolle.
Insekten und Radfahrer anlocken
Mit diesem Auftrag fingen die Tekaths an zu werkeln. „Die erste Idee war eine reine Blumenwiese, aber das kann ja jeder“, erinnert sich Jo, der gelernter Gärtner ist. Blumenbeete hat er aber natürlich trotzdem gepflanzt, schön insekten- und schmetterlingsfreundlich, wie er sagt. Hinzu kam eine Bank und etwas mehr Dekoration, um nicht nur Insekten, sondern auch Fahrradtouristen anzulocken. „Wir möchten, dass sich die Radfahrer hier eine Pause gönnen“, sagt Andi.
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Bislang waren die meisten Leute aber noch recht zögerlich, da sie dachten, das Grundstück sei ein privater Garten. „Leute haben teilweise bei uns geklingelt und erst gefragt, ob sie denn da wohl sitzen dürften“, lacht Jo. „Deshalb haben wir mittlerweile auch ein Schild aufgestellt.“ Zahlreiche Ausflügler passieren die Stelle. Von Frühling bis Herbst kommen nach Schätzungen des Ehepaars an guten Wochenenden über 1000 Radfahrer am Tag daran vorbei. Auf dem Deich gebe es in der Nähe zwei Sitzgelegenheiten, aber bei weitem nicht so hübsch ausgestaltet, wie „Gegenüber“, wie Jo und Andi ihr Kreativprojekt im Alltag nennen.
Die kleine Oase hat bislang noch keinen richtigen Namen, aber bald wollen sie eine kleine Einweihung innerhalb der Nachbarschaft organisieren. Denn in diesem Jahr fügten die beiden noch einige Dekoelemente und Blumen hinzu.
Projekt wird Zweiter beim Klimaschutzpreis der Stadt Kalkar
Mit dem Projekt hat das Ehepaar 2021 den zweiten Platz beim Klimaschutzpreis der Stadt Kalkar und Westenergie gewonnen. 300 Euro flossen somit in die kreativen Hände von Jo und Andi nach Hönnepel. „Von dem Geld haben wir dann zwei weitere Bänke gekauft und mit mehr Deko eine schöne Ecke gestaltet“, sagt Jo, und sein Mann Andi ergänzt: „Wir haben das ganze Geld auf jeden Fall wieder reingesteckt.“
Mit dem Fahrrad den Rhein entlang fahren, das schön gestaltete Örtchen sehen, sich niederlassen, die Seele baumeln lassen und ausruhen. Fehlt eigentlich nur noch ein frischer Kaffee, ein kühles Getränk oder ein Stück Kuchen, zur optimalen Pause auf der Radtour. Aber das gibt es am „Roten Häuschen“ nicht.
Keine Gastronomie
„Darüber würden sich bestimmt viele Radfahrer sehr freuen und natürlich wäre das schön“, wissen auch Andi und Jo. Allerdings haben sie für diesen zusätzlichen Aufwand keine Zeit. „Das wäre mit unseren Berufsalltagen viel zu viel, das müsste man, wenn, dann schon richtig machen“, sagt Andi, den es ursprünglich aus Duisburg an den Niederrhein gezogen hat. Jo ergänzt, dass es außerdem auch noch ein bürokratischer Aufwand mit den Genehmigungen sei, wenn man wirklich Getränke und Essen verkaufen wolle.
Aber die beiden haben andere weitere Ideen: „Ich würde eigentlich gerne noch einen Bücherschrank aufbauen, am liebsten in einer alten Telefonzelle“, erzählt Jo.