Kleve. Die Stadt Kleve konnte kurzfristig das Franziskus-Haus für Flüchtlinge anmieten. Auch die Grundschule in Keeken könnte schnell genutzt werden.
Das alte Franziskus-Haus kommt wie gerufen. Bis zum Februar wurde das Alten- und Pflegeheim an der Spyckstraße noch von der katholischen Karl-Leisner-Trägergesellschaft (KKLE) selbst genutzt, jetzt werden die Räumlichkeiten an die Stadt Kleve für die Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen vermietet. Und für die Stadtverwaltung ist das wie ein Sechser im Lotto: „Wir verschaffen uns damit einen ordentlichen Puffer“, sagt Marcel Erps, Fachbereichsleiter Soziales in Kleve.
Zwei Etagen wurden hergerichtet
Am Donnerstagmorgen präsentierten Erps, Bürgermeister Wolfgang Gebing und die zuständige Asylbeauftragte Ina Koch der NRZ die neue Einrichtung, die noch am Donnerstag von den ersten Flüchtlingen bezogen wurde. Die Stadt hat schnell gehandelt und zwei Etagen mit jeweils 20 Zimmern hergerichtet. Noch am Mittwochabend waren die städtischen Mitarbeiter damit beschäftigt, die Zimmer mit den notwendigen Möbeln auszustatten. Die Preise für Betten und Matratzen seien erheblich gestiegen und auf dem Markt auch nicht immer sofort verfügbar, so Erps.
Bürgermeister Wolfgang Gebing und Marcel Erps gehen davon aus, dass sie vorerst keine Turnhallenlösung in Kleve anstreben müssen, um den Flüchtlingen eine Unterkunft zu bieten. Wie berichtet, gibt es in der Stadt aktuell 211 Ukrainer, die meist privat untergekommen sind. In Kleve waren auch schon vor dem Krieg 69 Ukrainer gemeldet. „Diese Leute bringen sich jetzt stark ein“, sagt Erps – unter anderem mit Wohnraum und Dolmetschertätigkeiten. „Die meisten Flüchtlinge, die zu uns ins Rathaus kommen, haben auch schon einen Begleiter dabei“, sagt Erps.
100 Zimmer stehen im Franziskushaus zur Verfügung
Das Franziskus-Haus hat insgesamt fünf Etagen und könnte voll angemietet werden. Insgesamt stünden dann 100 Zimmer für gut 200 Personen zur Verfügung. Bei einer Kleinfamilie könnte man die Zimmer auch mit drei oder vier Personen belegen, sagt Erps.
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Wenn weiterer Bedarf besteht, ist auch die Grundschule in Keeken schnell bezugsfertig, versichert Bürgermeister Wolfgang Gebing gegenüber der NRZ. Auch hier könne man 30 Menschen unterbringen, zur Not auch mehr. Die Schule sei bereits leergeräumt und könnte kurzfristig hergerichtet werden.
Vorsichtig geschätzt, geht die Stadt Kleve von 600 bis 700 Flüchtlingen aus, die man bedienen muss. Im Jahr 2015/16 seien es in der Spitze gut 450 Menschen gewesen, erinnert sich Erps. Er sieht aber jetzt einen großen Vorteil: „Wir haben alle eine Menge hinzugelernt, so dass viele Dinge sehr viel routinierter ablaufen“. Das betreffe auch den Runden Tisch, der jetzt wöchentlich tagt und an dem die Caritas und das Flüchtlingsnetzwerk teilnehmen.
Viele Wohnungen werden gemeldet
Aktuell werde in Kleve immer wieder neuer Wohnraum angeboten. Über 200 Meldungen seien bereits gemacht worden. Allerdings schaue sich die Stadt auch alle Immobilien gut an, denn nicht alle Unterbringungen sind zum Wohnen geeignet. „Das Telefon steht momentan nicht still“, so Erps.
Aktuell gebe es die ersten zugewiesenen Fälle in Kleve, also Personen, die über den offiziellen Weg der Bezirksregierung an den Niederrhein gekommen sind. In der kommenden Woche sollen 13 weitere Personen zugewiesen werden. „Wir haben jetzt immer einen Vorlauf von fünf Tagen“, so Erps.
Zimmer mit Bad, Telefon und Wlan
25 ukrainische Kinder bereits im Schulunterricht
Auf Anfrage der NRZ teilt die Klever Kreisverwaltung mit, dass bereits 25 Kinder aus der Ukraine im Schulunterricht integriert wurden. Die Kinder wurden auf verschiedene Schulen im Kreis Kleve verteilt. Bei ungefähr 50 weiteren Kindern erfolge gerade das Zuweisungsverfahren. Aktuell seien noch ausreichend Schulplätze vorhanden. Die Schulen würden individuell entscheiden, in welcher Klasse bzw. in welchem Jahrgang die Erstförderung stattfindet, so die Kreisverwaltung. Willkommensklassen seien eine pädagogische Maßnahme und sollten zeitlich begrenzt sein. Hierbei sei das Ziel, Kindern ohne Deutschkenntnisse gebündelt die Erstförderung zukommen zu lassen, bevor die Kinder in die Regelklasse überführt werden, so die Verwaltung. Aktuell würden die Kinder meistens direkt in die Regelklassen integriert, da die Anzahl der ukrainischen Flüchtlinge noch zu gering für diese Maßnahme sei.
Betreut werden die Flüchtlinge von Ina Koch, die sich um viel wichtige Dinge kümmert. Sie hat mit ihrer Mannschaft die ersten Zimmer im Franziskus-Haus hergerichtet und sie hat auch den Sinn für liebevolle Details. Aus den vorhandenen Handtüchern hat sie den künftigen Bewohnern jeweils ein Herz und einen Klever Schwan geformt.
Auf den Zimmern gibt es für die Bewohner ein eigenes Bad, einen Telefonanschluss, mit dem sie gratis in die Ukraine telefonieren können (ein Service der Telekom), und in den Gemeinschaftsräumen gibt es freies Wlan.
Wer Hilfen für die Geflüchteten anbieten möchte, der meldet sich bitte bei dem Kommunalen Integrationszentrum (KI): www.integration.kreis-kleve.de/kontakt.
Wer konkrete Hilfen für die Geflüchteten anbieten möchte, der kann sich auch bei Ina Koch melden: 02821/84674 oder ina.koch@kleve.de. Die Stadt Kleve hat eine eigene Internetseite geschaltet, auf der man sich informieren kann und die täglich aktualisiert wird: www.kleve.de und dann „Ukraine“ ins Suchfeld eingeben.