Kreis Kleve. Die Einführung der 2G-Regel platzt ins Weihnachtsgeschäft der Händler. Geschäftsleute aus dem Kreis Kleve kritisieren den Kontrollaufwand.

Wer in der Weihnachtszeit noch nicht alle Geschenke beisammen hat, sollte aufgrund des Chipmangels und weltweiter Lieferverzögerungen schnell sein. Doch nicht nur das. Um alles Gewünschte unter den Weihnachtsbaum legen zu können, benötigen die Bürger künftig auch einen Nachweis über die zweifache Corona-Schutzimpfung oder die Genesung von einer Covid-19-Infektion.

Durch die Bund-Länder-Beschlüsse wird in der Hauptphase des Weihnachtsgeschäfts im Einzelhandel des nicht-täglichen Bedarfs die 2G-Regel gelten. Einzelhändler aus dem Kreis Kleve sind wegen der Regelverschärfung hin- und hergerissen.

2G-Nachweiskontrollen: „Eigentlich Aufgabe des Ordnungsamtes“

„In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Es kann zu Umsatzeinbußen kommen. Auf der anderen Seite sorgt die 2G-Regel dafür, dass wir nicht komplett schließen müssen“, sagt Christoph Dammers von Intersport Dammers im EOC in Kleve. Der Inhaber des Sportartikelgeschäfts und seine Mitarbeiter sollen die 2G-Nachweise nun auch selbst kontrollieren. Das könnte seine Angestellten an die Belastungsgrenze bringen: „Wir müssen ab jetzt immer Kollegen an die Tür stellen.“

Dass seine Mitarbeiter aufgrund der Einlass- und Nachweiskontrollen mit wütenden, ungeimpften Kunden an der Ladentür zu kämpfen haben werden, glaubt Christoph Dammers indes nicht: „Die Leute hier wissen in der Regel ja Bescheid und kennen die Regeln.“ Dennoch sei die zusätzliche Kontrollarbeit „sehr unglücklich. Das ist nicht unsere Aufgabe, sondern eigentlich die des Ordnungsamtes“, meint Dammers.

Dass Ungeimpfte für längere Zeit nicht mehr vor Ort bei ihm einkaufen können, schmerzt den Ladenbesitzer angesichts des laufenden Weihnachtsgeschäftes schon. „Das ist ja einfache Mathematik. Wenn wir annehmen, dass etwa 30 Prozent ungeimpft sind, haben wir durch die Regelverschärfung auch einen Kundenrückgang von etwa 30 Prozent.“

Er erfahre jedoch auch viel Solidarität seiner Kunden, erzählt Dammers: „Bereits im Mai, als wir nach dem langen Lockdown wieder öffnen durften, kamen viele Leute zu uns in den Laden. Auch jetzt merkt man, dass viele bereit sind, die Regeln umzusetzen und dabei den regionalen und stationären Handel zu stärken, statt alles online zu bestellen.“

Karin Arntz: „Unverhältnismäßig hohe Belastung“

Die abendliche Klever Innenstadt in der Adventszeit.
Die abendliche Klever Innenstadt in der Adventszeit. © Niklas Preuten

Sogar unter der Schutzmaske ist unterdessen dem Team im Gocher Geschenkehaus Peters anzusehen, dass alle gute Miene zum bösen Spiel machen. Oder es zumindest versuchen. Allen voran Inhaberin Karin Arntz, deren Optimismus durch die Bund-Länder-Beschlüsse auf eine harte Probe gestellt wird: „Das ist eine unverhältnismäßig hohe Belastung. Zumal nicht nachgewiesen werden konnte, dass hier in den Geschäften mit Maskenpflicht und Abstand Infektionsgefahr besteht.“ Dennoch weiß auch Arntz: „Die beschlossene 2G-Regel ist auf jeden Fall besser als ein Lockdown, so wie er uns im vergangenen Jahr eine Woche vor Weihnachten traf. Das war eine Katastrophe.“

Die Überwachung der neuen Zutrittsregel bereitet der Gocher Geschäftsfrau gleichwohl Kopfschmerzen: „Ich werde auf jeden Fall jemanden einstellen müssen, der uns den Aufwand an der Tür mit den Kontrollen der 2G-Regeln abnimmt. Gut wäre, wenn nicht alle Geschäfte ständig überprüfen müssten, sondern jeder überprüfte Kunde einen Stempel oder ein Bändchen bekommen würde.“

Der Werbering Goch stehe hinter der politischen Entscheidung, betont Vorstandsmitglied Axel Holl. „Klar, es ist schwierig für Nicht-Geimpfte und Nicht-Genesene. Aber wir sind natürlich trotzdem froh um jeden Kunden, der trotz der verschärften Regeln zum Einkaufen kommt.“

Umgang mit Anfeindungen

Auch in Kalkar wägt man Für und Wider ab. „Die 2G-Regel für den Einzelhandel ist ein notgedrungenes Übel für alle Ladenbetreiber. Man will natürlich jedem die Möglichkeit geben, in Geschäften einkaufen zu können. Aber wenn 2G bedeutet, dass die Läden nicht zu gemacht werden müssen, müssen wir das so in Kauf nehmen“, sagt Alexandra Bottenbruch, Vorsitzende des Werberings „Kalkar aktiv“.

Sie geht davon aus, dass viele Händler in der Stadt während des Weihnachtsgeschäftes Umsatzverluste erleiden werden, und rechnet mit manch schwierigem Gespräch an der Ladentür: „Anfeindungen werden bei den Nachweiskontrollen bestimmt kommen, aber da muss man dann drüber stehen.“