Kalkar-Appeldorn. Die Rübensaison beginnt im Oktober, über 1000 Bauern aus der Region beliefern das Werk von Pfeifer & Langen in Appeldorn. Ernte im Durchschnitt.
Der verregnete und zu kühle Sommer: nicht optimal für das Wachstum der Zuckerrüben. Die Corona-Pandemie: noch immer ein Unsicherheitsfaktor für ein großes Unternehmen wie Pfeifer & Langen. Die ungleichen Wettbewerbsbedingungen auf dem europäischen Markt: eine wirtschaftliche Herausforderung für den führenden Zuckerhersteller mit sechs Standorten in Deutschland.
Es sind nicht die einfachsten Voraussetzungen, mit denen Pfeifer & Langen in die neue Rübenkampagne startet, die in der kommenden Woche am 5. Oktober im Werk in Kalkar-Appeldorn beginnt. Doch Jürgen Pintzke ist guter Dinge. „Es macht mir richtig Freude“, sagt der Standortleiter Kaufmännische Verwaltung und meint im Speziellen die Zusammenarbeit mit Rübenanbauern in der Region. „Wir verzeichnen eine steigende Nachfrage nach Rübenvertragsliefermengen durch die Landwirte“, stellt Pintzke fest. Rund 1000 heimische Bauern stehen derzeit unter Vertrag, sie arbeiten auf einer Fläche von 10.000 Hektar. Der Trend gehe auch wegen neu ausgearbeiteter, flexibelerer Verträge zwischen dem Unternehmen und den Rübenanbauerverbänden in die richtige Richtung.
Gut 800.000 Rüben werden erwartet
In der Fabrik in Appeldorn mit ihren beiden markanten Silotürmen werden bis zum Jahresende etwas mehr als 800.000 Rüben erwartet – die ersten werden bereits am Montag, 4. Oktober, angeliefert. Jürgen Pintzke rechnet mit einer „durchschnittliche Ernte mit niedrigeren Zuckergehalten“, weil das Rübenjahr von starken Niederschlägen und wenig Sonne geprägt war. Doch die Pflanze ist robust und kommt sowohl mit trockenen Perioden wie in den Vorjahren als auch mit nassen Sommern wie diesmal zurecht.
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So vergleichsweise einfach der Anbau der Rübe ist, so kontrovers wird ihr Schutz diskutiert. Die Notfallzulassung für den Einsatz der neonicotinoiden Rübenbeize auch in den niederrheinischen Anbaugebieten ist im Mai ausgelaufen und wurde bereits vom Verband Wirtschaftliche Vereinigung Zucker neu beantragt. Angesichts vergilbter Felder zum Beispiel in Frankreich sieht Pfeifer & Langen eine Notwendigkeit für eine dosierte Aufbringung des Pflanzenschutzmittels direkt an der formgebenden Pille. Versuche mit alternativer Unkrautbekämpfung – Blühstreifen im Feld, sensorgesteuerte Hackmaschinen, vollautomatische Roboter – würden zwar stattfinden. Noch stecke die Technik aber in den Kinderschuhen.
Corona: Keine Werksführungen möglich
Den Beginn der neuen Rübensaison werden auch die Autofahrer im Kreis Kleve bemerken. Bis zu 600 Fahrzeuge täglich werden in den nächsten Monaten das Werk in Appeldorn von Montag bis Samstag rund um die Uhr beliefern, wobei nachts weniger Verkehr herrschen wird. „85 bis 90 Prozent der Rüben werden per Lkw angeliefert. Es sind mittlerweile deutlich weniger kleine Traktoren unterwegs“, sagt Jürgen Pintzke. Der überwiegende Teil der Zuckerrüben kommt wieder aus den Kreisen Kleve und Wesel. Darüber hinaus liefern Landwirte aus dem Münsterland, dem Raum Venlo und dem Ruhrgebiet die Rohstoffe für die Zuckerherstellung an.
Die Corona-Pandemie beeinflusste erneut die Vorbereitung des Appeldorner Teams von Pfeifer & Langen auf die neue Kampagne. „Wir werden unsere erfolgreichen Maßnahmen fortführen und ein detailliertes Hygienekonzept umsetzen“, kündigt Pintzke an. Bislang habe es glücklicherweise keinen Infektionsfall gegeben, der sich im Werk ausgebreitet habe, so der Standortleiter Kaufmännische Verwaltung. Coronabedingt finden wie im Vorjahr keine Werksführungen statt. Die Verantwortlichen von Pfeifer & Langen möchten das beliebte Angebot an Schul- und Studierendengruppen sowie andere Besucher jedoch wieder aufnehmen, sobald es die Lage zulässt.