Goch. Goch bereitet sich auf eine aufwendige Bewerbung für die Landesgartenschau 2029 vor, die von der gesamten Stadt getragen werden muss.

Die Stadt Goch macht sich auf den langen Weg bis zur möglichen Ausrichtung der Landesgartenschau (Laga) im Jahr 2029. Nachdem im Frühjahr auf Antrag der Grünen-Fraktion 60.000 Euro für die Erstellung einer Bewerbung durch ein Planungsbüro in den Haushalt für das laufende Jahr eingestellt worden waren, hörten die Mitglieder nun erstmals detaillierte Informationen zur Organisation der Großveranstaltung.

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Karl Jänike, Geschäftsführer der Landesarbeitsgemeinschaft Gartenbau und Landespflege (LAGL) Nordrhein-Westfalen, skizzierte, was auf die Stadt Goch beim Bewerbungsprozess sowie im Erfolgs- und Misserfolgsfall zukommt – von der Gründung einer Gesellschaft bis zur Auswahl eines Maskottchens. „Es ist für die Verwaltung eine Mehrbelastung, aber das große Ziel schweißt zusammen“, sagte der Experte von der LAGL, die sich als Dachorganisation von Profi- und Hobbyverbänden rund ums Grün versteht und die Ausrichtung der Landesgartenschau eng begleiten würde.

Pauschal gibt’s sechs Millionen Euro Förderung

Jänike erläuterte, wie die Laga eine Quartiersentwicklung und den Ausbau einer grünen Infrastruktur vorantreiben kann. Sehr hilfreich, um die städtebaulichen Ziele zu erreichen, sind die Sechs-Millionen-Euro-Pauschalförderung des Landes sowie schnellere und einfachere Zugänge zu Fördertöpfen für die Ausrichterstadt. „Davon werden Sie mehrere Jahre zehren können, zumal die gesamte Landesgartenschau auf Nachhaltigkeit ausgelegt ist“, sagte Karl Jänike zu den Kommunalpolitikern und sprach von einem „grünen Meilensprung für die nächsten zehn Jahre“.

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Er machte klar, dass es weitere Bewerber und damit auch die Gefahr des Scheiterns für Goch geben werde. „Das eingesetzte Geld ist jedoch nicht verbrannt. Der Masterplan für eine grüne Stadtentwicklung wird trotzdem umgesetzt – nur nicht so schnell wie mit der Landesgartenschau“, so Jänike. Denn die Machbarkeitsstudie, in der ein Fachbüro als Grundlage für einen folgenden Planungswettbewerb Flächen prüft und mit der Stadt ausweist, ist zentraler Bestandteil der Bewerbung. Zu dieser gehört unter anderem auch ein stabiles Finanzierungskonzept, weil eine Landesgartenschau einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag bewegt.

Blümchen und hochwertige Pflanzen

Investiert wird unter anderem in ein Veranstaltungsprogramm und in die Bepflanzung. „Sie müssen auch Blümchen zeigen. Und wir wissen sogar genau welche: rote und orangenfarbene“, sagte Karl Jänike über die Erwartungshaltung der Frauen zwischen 56 und 75 Jahren, der Hauptzielgruppe, und sorgte für Lacher bei den Ratsvertretern. Dies sei zwar ein Klischee, aber Erhebungen hätten gezeigt, dass klassische Blumenzwiebeln im Eingangsbereich das Interesse der Besucher klar steigerten. „Wenn Oma Elfriede aber den Eingangsbereich überwunden hat, dann möchte sie anspruchsvolle Pflanzen und hochwertige landschaftsgärtnerische Beiträge sehen“, sagte der Fachmann aus der Erfahrung vergangener Landesgartenschauen.

Bevor Goch jedoch an diesen Details arbeiten kann, ist laut Jänike etwas anderes von grundlegender Bedeutung: „Die Bewerbung muss von allen getragen werden und darf nicht zum Spielball der Parteipolitik verkommen. Der Bürgermeister muss mit wehenden Fahnen vorneweg gehen und er muss den Rückhalt der Verwaltung haben.“ Darüber hinaus sollten die Bürger frühzeitig einbezogen werden – um eine Begeisterung für die Laga in der Stadt zu entwickeln und die eigenen Chancen auf den Zuschlag zu erhöhen. Eine Besichtigungskommission, besetzt mit Vertretern der LAGL und des NRW-Umweltministeriums, wird alle Bewerberstädte besuchen. „Die Mitglieder wollen sehen, dass die Bürgerschaft voller Überzeugung dabei ist. Die Region muss hinter der Bewerbung stehen“, sagte Jänike. Die Kommission ist es auch, die schließlich eine Empfehlung für eine der interessierten Städte ausspricht. Dieser folgt das Ministerium bei der Vergabe der Laga-Ausrichtung in aller Regel.

400.000 Besucher im Durchschnitt

400.000 Menschen besuchen im Durchschnitt eine Landesgartenschau. „Ist solch eine Veranstaltung denn überhaupt etwas für eine kleine Stadt im ländlichen Raum wie Goch?“, gab Bürgermeister Ulrich Knickrehm eine Frage weiter, die ihm von Bürgern oft gestellt werde. „Ja, wir zielen bewusst auf kleine und mittlere Städte für Landesgartenschauen ab“, antwortete der Laga-Experte Karl Jänike. Für Großstädte gebe es ja noch Bundesgartenschauen.

Auf Nachfrage von Jürgen Vennmanns (BFG), ob eine Einzäunung des Veranstaltungsgeländes in jedem Fall nötig sei, positionierte sich Jänike klar: Es werde zwar auch nicht eingezäunte Bereiche geben, aber erst ein abgegrenztes Areal ermögliche die Erhebung von Eintrittspreisen – elementar für einen soliden Haushalt der Landesgartenschau. Vandalismusschutz sei ein weiteres Argument für eine Einzäunung des Geländes, das bei den vergangenen Landesgartenschauen unterschiedlich groß war. Als grobe Orientierung gab Karl Jänike eine Fläche von 30 Hektar an.

Bewerbungsfrist ist der 1. März 2024

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Und was passiert, wenn weniger Besucher als kalkuliert kommen und am Ende ein finanzielles Defizit auf der städtischen Rechnung steht?, fragte Andreas Sprenger (CDU). Der LAGL-Geschäftsführer konnte beruhigen: „Das Ministerium hat ein hohes politisches Interesse an funktionierenden Gartenschauen und möchte kleine Städte nicht gegen die Wand fahren lassen.“ Auf ein pauschales Versprechen aus Düsseldorf kann die Stadt zwar nicht bauen, aber doch aufmerksam nach Kamp-Lintfort schauen. Dort konnte die letzte Laga 2020 pandemiebedingt nur eingeschränkt stattfinden. Für die daraus resultierenden finanziellen Ausfälle kam das Land auf.

„Es ist gut zu sehen, dass man nicht alleine ist, sondern dass es eine bewährte Begleitung gibt“, stellte Bürgermeister Knickrehm fest. Auf dem langen Weg zur Laga 2029 muss die Stadt jetzt die nächsten Schritte tun. Die Bewerbungsfrist ist der 1. März 2024.