Kreis Kleve. Der Kreis Kleve will mit dem Projekt „Öko-Modellregion Niederrhein“ zahlreiche Maßnahmen für eine regionale Vermarktung auf den Weg bringen.

In der Landwirtschaft bahnt sich eine kleine Revolution an: Auf europäischer Ebene wird bei den Gesprächen über die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) die zukünftige Förderkulisse für Landwirte verhandelt mit dem Ziel, mehr ökologischen Landbau zu fördern. Auf Bundesebene sollen 80 Milliarden Euro in die Hand genommen werden, um das gleiche Ziel zu erreichen, und auf Landesebene werden ebenfalls die Förderweichen auf mehr Nachhaltigkeit umgestellt. Da darf der Kreis Kleve nicht zurückstehen. Mit dem Zuschlag zur Öko-Modellregion können die Kreise Wesel und Kleve gemeinsam die ökologische Landwirtschaft weiter nach vorne bringen.

Neue Ideen für die Landwirtschaft

Das Projekt

Das Projekt „Öko-Modellregion“ wird drei Jahre lang vom Land NRW mit maximal 80.000 Euro pro Jahr bezuschusst. Um die Projekte umsetzen zu können, wird ein Öko-Regionalmanagement aufgebaut.

Die Arbeiten sollen Ende 2021/Anfang 2022 beginnen.

Innerhalb des dreijährigen Projektzeitraums soll sich der Ökolandbau in den beiden Kreises Kleve und Wesel bereits auf knapp fünf Prozent verdoppelt haben.

Die Kreise haben eine 20-seitige Bewerbung eingereicht, die in Düsseldorf überzeugte. Ein wichtiges Ziel des Projektes: Es soll die Marke „Ökoregion Niederrhein“ etabliert werden, die als Marketinginstrument für die regionale Landwirtschaft stehen soll. Verbraucher sollen schneller erkennen können, ob ein Produkt vor der eigenen Haustür produziert worden ist und eine einfachere Kaufentscheidung haben. 20 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen sollen im Jahr 2030 ökologisch bewirtschaftet werden.

Die Bauern aus den Kreisen Wesel und Kleve wollen eine faire Bezahlung für ihre Arbeit.
Die Bauern aus den Kreisen Wesel und Kleve wollen eine faire Bezahlung für ihre Arbeit. © NRZ | Johannes Kruck

Das Potenzial für den Umweltschutz ist am Niederrhein gewaltig. Beide Kreise zusammen bilden eines der größten Gartenbaugebiete Europas, die Beschäftigtenzahl in der Landwirtschaft ist hier fünfmal höher als auf Landesebene (6000 Arbeitsplätze), und der Niederrhein gehört zu den stärksten Tierhaltungsregionen in NRW.

Regionale Vertriebsketten aufbauen

Die beiden Kreise wollen jetzt mit der Marke „Ökoregion Niederrhein“ regionale Vertriebsketten aufbauen und die Wertschätzung von Lebensmitteln erhöhen. Wie soll das geschehen?

Als Maßnahmen werden neben der Etablierung der Dachmarke unter anderem die Förderung einer regionalen Schlachtung genannt – etwa mit dem Aufbau einer mobilen Schlachtung auf den Höfen. Ferner sollen Erzeugergemeinschaften und Erzeugerbeiräte bei Unternehmen gefördert werden. Ein Hauptproblem ist bislang die geringe Macht der einzelnen Landwirte gegenüber Molkereien und Einzelhandel.

Direktvermarktung und Logistik fördern

Auch die Direktvermarktung soll gestärkt werden durch moderne Vermarktungswege wie Feierabendmärkte und Lieferdienste. Logistik und Marketing örtlicher Landwirte sollen stärker gebündelt werden. Wichtig ist auch eine Informationskampagne über die regional produzierten Lebensmittel.

Das Projekt verfolgt aber auch Ziele der Klimafolgenanpassung. Auf Haus Riswick sollen Maßnahmen zur Trockenresistenz und effizienten Wassernutzung im Acker- und Futteranbau erarbeitet werden. Auch neue Bewässerungsmethoden stehen hier auf der Agenda.

Regionales Vermarktungskonzept fürs Tierwohl

Sieht man am Niederrhein kaum noch: Schweine auf einer Wiese.
Sieht man am Niederrhein kaum noch: Schweine auf einer Wiese. © NRZ | Astrid Hoyer-Holderberg

In Sachen Tierwohl soll ein Vermarktungskonzept für „Tiere aus ökologischer Haltung“ erarbeitet und ein Netzwerk „Weidehaltung“ soll gegründet werden. Ferner soll die Beweidung auf extensiv genutztem Grünland ausgebaut werden, und die Landwirte sollen eine Biodiversitätsberatung durch die Kammer erhalten. Bauern, die ihren Betrieb auf Tierwohlorientierung hin umbauen möchte, sollen dabei begleitet und unterstützt werden.

Um die Rahmenbedingungen für die örtliche Landwirtschaft zu verbessern, sollen auch konkrete Projekte mit dem örtlichen Handel und der Gastronomie angestoßen werden. Der Zusammenschluss „Genussregion Niederrhein“ plant eine „Regionale Speisekarte am Niederrhein“. Auch Kantinen sollen verstärkt auf regionale Lebensmittel umstellen.

Ökologische Landwirtschaft hat Chancen auf höhere Wertschöpfung

Die Kreiswirtschaftsförderung ist von dem Projekt überzeugt: „Es geht darum, den Landwirten Chancen für den Strukturwandel zu eröffnen und ihre Betriebe für nachfolgende Generationen zu erhalten. Denn in der ökologischen Wirtschaftsweise liegen neue Potenziale für eine höhere Wertschöpfung und Rendite“, sagt Kreiswirtschaftsförderer Hans-Josef Kupyers.

Und das sagt ein ehemaliger Bio-Landwirt zum Projekt.