Kreis Kleve. Der Kreis Kleve blickt noch nicht mit Sorge auf die extremen Dürresommer. Die Trinkwasserbrunnen könnten ausreichend Wasser zur Verfügung stellen

Die trockenen Sommer der letzten Jahre haben auch den Niederrheinern vor Augen geführt: Selbst in wasserreichen Regionen können die Grundwasserspiegel bedrohlich sinken. Die Schiffbarkeit des Rheins war mitunter eingeschränkt und die Landwirtschaft litt unter Dürreperioden. Auch Lebensräume, die vom Wasserreichtum abhängig sind, sind bedroht. Nicht zuletzt machen Starkregenereignisse immer wieder Schlagzeilen – wie zuletzt in Uedem-Keppeln.

Grundwasserstände leicht gesunken

Die Grünen im Kreistag wollten daher wissen, was diese Entwicklung für die lokale Wasserpolitik bedeutet. Denn der Kreis ist als Untere Wasserbehörde für den Vollzug der Wasserpolitik zuständig. Was EU, Bund und Länder beschließen, muss die lokale Verwaltung umsetzen. Die ausschlaggebenden Vorgaben sind: Hier gelten Wasserrahmenrichtlinie, Grundwasserrichtlinie, Hochwasserrisikomanagement-Richtlinie.

Die Grünen interessierte, wie es um die Gewässerqualität bestimmt ist, wie sich die Grundwasserstände in den vergangenen Jahren entwickelt haben und welche Maßnahmen getroffen werden, um den Wasserhaushalt zu stabilisieren.

In einer ausführlichen Stellungnahme schreibt der Kreis Kleve, dass der chemische Zustand der örtlichen Gewässer als „gut“ zu beschreiben ist. In der Gesamtbewertung jedoch müsse immer wieder ein „schlecht“ in den Bewertungsbögen eingetragen werden, da die Gesamteinstufung wesentlich davon abhängt, ob der Nitratgehalt oberhalb des Grenzwertes von 50 mg/l liegt. Und dies ist an vielen Stellen im Kreis Kleve aufgrund der intensiven Düngepolitik der Fall.

Einen deutlichen Rückgang der Grundwasserstände kann der Kreis Kleve für die vergangenen 30 Jahren im Jahresdurchschnitt nicht feststellen. Exemplarisch hat sich der Kreis fünf Auswertungen von Messstellen angesehen. So würde in Keeken der Wasserstand jährlich um einen Zentimeter abnehmen. Dies könnte nach Einschätzung der Unteren Wasserbehörde mit der Rheinvertiefung im Zusammenhang stehen. Jedes Jahr zieht sich der Rhein etwas tiefer in sein Bett zurück. Im Wesentlichen liegt dies an der starken Fließgeschwindigkeit des Rheins. An den anderen Messstellen in Goch, Kevelaer, Kerken und Wachtendonk könne man keine signifikanten Veränderungen des Grundwasserstandes feststellen.

Trinkwasser ist gesichert

Die Grünen wollten auch wissen, wie oft Grundwasser im Jahr entnommen wird und wie viele Genehmigungen der Kreis erteilt hat. In der Antwort wird ausgeführt, dass die wesentlichen Grundwasserentnahmen durch die Landwirtschaft erfolgen. 1112 Mal musste im vergangenen Jahr eine Genehmigung für eine landwirtschaftliche Beregnung erteilt werden. Ferner gab es 298 Genehmigungen für Golfplätze, Privatgärten und Sportanlagen, 247 Mal für Wärmepumpen und 146 für die gewerbliche Brauchwasserversorgung. Die Feuerwehr nutzte 37 Mal einen Löschbrunnen.

Die Trinkwasserversorgung sieht der Kreis Kleve vorerst nicht gefährdet. Sämtliche Wasserwerke im Kreis Kleve meldeten, dass es auch in den Dürrejahren 2018 bis 2020 keine Schwierigkeiten gegeben habe, ausreichend Trinkwasser zur Verfügung zu stellen. So habe man etwa im Klever Reichswald im Jahr 2019 ähnlich tiefe Wasserstände erreicht wie 1991. Im Reichswald gebe es eine 15 Meter Wassersäule unter der Grundwasseroberfläche.

„Mittelfristig kann die Trinkwasserversorgung nach Einschätzung der Unteren Wasserbehörde als gesichert bezeichnet werden. Langfristig müssen die klimatische Entwicklung und die Entwicklung der Grundwasserstände sehr genau beobachtet werden“, so der Kreis.

Maßnahmen für den Hochwasserschutz

Wie schnell sich ein Starkregen in einen reißenden Bach verwandeln kann, haben die Keppelner erst vor kurzem erfahren müssen. Der Kreis Kleve setzt daher auf eine flächendeckende Rückhaltung von Regenwasser vor Ort.

Bei der Aufstellung von neuen Bebauungsplänen empfiehlt die Kreisverwaltung, dass das Regenwasser nicht in den Kanal abgeleitet wird, sondern auf den Grundstücken versickern soll, um damit das Grundwasser anzureichern.

Der Kreis favorisiert eine natürliche Wasserrückhaltung im Gewässer durch Renaturierungen. Die Errichtung von Regenrückhaltebecken sollten eher eine Ausnahme sein, wenn die Böden kein Wasser aufnehmen können.