Kalkar. Zwischen B 67 und Postweg entwickelt die Stadt ein Wohngebiet. Das Gesamtkonzept wurde nun präsentiert und sieht bis zu 250 Wohneinheiten vor.

Das derzeit größte Wohnbauprojekt in Kalkar nimmt konkrete Züge an. Nach jahrelanger Vorarbeit stellte das Wiesbadener Fachbüro „Stadt.Quartier“ nun im Bau-, Planungs-, Verkehrs- und Umweltausschuss erstmals das städtebauliche Konzept für den etwa zehn Hektar großen Entwicklungsbereich in Ortsrandlage von Altkalkar vor. Auf einem bislang landwirtschaftlich geprägten Areal zwischen Gocher Straße/B 67 und Postweg sollen nach aktuellem Planungsstand in drei Bauabschnitten 220 bis 250 Wohneinheiten entstehen, um der anhaltend hohen Nachfrage auf dem Häuser- und Wohnungsmarkt zumindest in Teilen gerecht zu werden. Die Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) Kalkar ist Trägerin des Großprojekts.

So sieht der Plan für das Wohngebiet Erlenstrasse/Großer Damm aktuell aus.
So sieht der Plan für das Wohngebiet Erlenstrasse/Großer Damm aktuell aus. © funkegrafik nrw | Anda Sinn

Die Planung sieht derzeit vor, zwei Drittel der Wohneinheiten als freistehende Einfamilienhäuser sowie Doppelhäuser und das übrige Drittel mit freifinanzierten und geförderten Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern zu entwickeln. „Das Ziel ist, eine gute Durchmischung zu erreichen“, sagte Olaf Bäumer, Leiter des Büros „Stadt.Quartier“, das mit klassischen Grundstücksgrößen plant: 150 bis 160 Quadratmeter für Reihenhäuser, 200 bis 280 Quadratmeter für Doppelhaushälften und mindestens 400 Quadratmeter für freistehende Einzelhäuser. „Die SEG hat später aber die Möglichkeit, die Grundstücke flexibel etwas größer oder kleiner zuzuschneiden“, stellte Bäumer fest. Er betonte, dass es sich bislang um eine städtebauliche Idee handele, die sich im Verlauf der Bauleitplanung noch verändern werde. „Es gibt Optimierungsmöglichkeiten“, so der Fachplaner.

Großer Spielplatz im neuen Quartier

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Das komplexe Verfahren, in dem wegen der Lage im Außenbereich zahlreiche Gutachten eingeholt werden müssen, startete der Kalkarer Bauausschuss nun mit dem einstimmigen Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans für den ersten, circa 3,6 Hektar großen Abschnitt. Dieser umfasst Flächen zwischen Erlenstraße und Postweg und einen Streifen westlich der Erlenstraße. Dort im Übergangsbereich zur bestehenden Bebauung errichtet ein Investor nicht nur neuen Wohnraum, sondern auch einen rund 1500 Quadratmeter großen Mittelpunktspielplatz, der das jüngst im neuen Spielplatzkonzept festgestellte massive Defizit an Spielflächen in Altkalkar (die NRZ berichtete) beheben soll.

Das gesamte Neubaugebiet wird über eine neue Verkehrshauptachse erschlossen, die vom Postweg zur B 67 verlaufen und mit mehreren kleineren Straßen die einzelnen Grundstücke schlaufenartig anbinden wird. „Das ist im Detail nicht ganz einfach, denn es gibt eine ganze Reihe von Fremdgrundstücken, auf die die SEG keinen Zugriff hat“, so Planer Olaf Bäumer.

Idee: Platz für Nachbarschaftsfest

Ein Grünzug soll nach aktuellem Stand zudem durch das Gebiet führen. Der Ausschussvorsitzende Carsten Naß (CDU) regte zusätzlich an, dass „eine zentrale Fläche, wo man zum Beispiel ein Nachbarschaftsfest feiern könnte, dem Quartier gut tun würde“. Die von Sven Wolff (CDU) ins Spiel gebrachte Idee einer Wasserfläche – in Anlehnung an das erfolgreich vermarktete Gocher Neubaugebiet Neu-See-Land – traf zwar ebenfalls auf Zustimmung. Doch Willibald Kunisch warnte davor, dass die „Preise dann eskalieren würden“.

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen forderte konkrete Festschreibungen im Bebauungsplan: Bau von Passivhäusern, die für Photovoltaikanlagen günstig ausgerichtet werden; begrünte und eventuell mit Solarpanels ausgestattete Flachdächer; Gleichwertigkeit aller Teilnehmenden auf den Verkehrsflächen. Außerdem solle der Verkauf von Grundstücken an Investorengruppen ausgeschlossen werden – „außer sie präsentieren ein auf Kalkar zugeschnittenes Konzept“, so Kunisch. Dies sei Konens über mehrere Fraktionen hinweg. Die Politik zeigte zudem Sympathien für ein Veräußerungsmodell, das Einheimische, junge Familien und Senioren bevorzugen könnte.

Das Projekt soll jetzt mit vielen Anregungen an Fahrt aufnehmen: Nach dem Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans läuft voraussichtlich im Herbst dieses Jahres die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit, Behörden und sonstigen Träger. Bei reibungslosem Verlauf würden Fachbüro und SEG im ersten Quartal 2022 den sehr weit gediehenen Entwurf des Bebauungsplans fertigstellen. Nach einer weiteren Beteiligungsrunde könnte der Abwägungs- und Satzungsbeschluss für den ersten Bauabschnitt im Sommer oder Herbst 2022 anstehen. „Das ist unsere Wunschvorstellung, wobei der Zeitplan bei Bauleitplanungen ja manchmal eine geringe Halbwertszeit hat“, schränkte „Stadt.Quartier“-Leiter Olaf Bäumer ein.