Kreis Kleve. Landrätin Silke Gorißen hat Führungsstärke bewiesen. Das Tempo in der Corona-Krise erschwert jedoch das Verhältnis von Verwaltung und Politik.

Nach einem Jahr Pandemie ist die Ermüdung allerorten zu spüren. Gleichzeitig verlangt die aktuelle Phase der Corona-Krise Bürgern und Entscheidungsträgern im Kreis Kleve gleichermaßen einiges ab. Zum einen wäre es fatal, wenn sich in der Bevölkerung im gefährlichen Spannungsfeld zwischen exponentiell ansteigenden Infektionszahlen und teils nachvollziehbarer Lockerungsdiskussion der Eindruck verfestigt: Jetzt kann jeder machen, was er möchte. Landrätin Silke Gorißen sprach im Kreisausschuss bereits davon, dass „es einen gewissen Anteil von Menschen gibt, der sich an nichts mehr hält“.

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Zum anderen erleben die Verantwortlichen in den Verwaltungen im Kreis Kleve selbst derzeit eine Ausnahmesituation mit Vorgaben für Impfungen, Tests und Öffnungsschritten, deren Umsetzung Land und Bund in nie gekanntem Tempo einfordern. Landrätin Gorißen hat sich vor ihre belasteten Mitarbeitenden gestellt und gleichzeitig transparent Einblick in die tägliche Entscheidungsfindung gegeben, die sich mitunter überschlägt. Das ist Führungsqualität. Aufkommender Kritik nimmt sie so geschickt Wind aus den Segeln.

Eine Nachfrage ist nicht immer Kritik

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Trotz allem Verständnis für die Arbeitsbelastung in der Verwaltung müssen Kreistagsmitglieder aber weiterhin die Möglichkeit haben, legitime Anfragen zu stellen. Das gehört zu ihrer Aufgabe. Eine Nachfrage bedeute nicht automatisch Kritik, stellte der Grünen-Fraktionschef Andreas Mayer zurecht fest. Zumal sich Teile der Politik angesichts der Schnelligkeit der Ereignisse in der Corona-Pandemie nicht mitgenommen fühlen. Hier zeigt sich gleichwohl, dass etablierte Systeme wie das eingeübte Zusammenspiel von Politik und Verwaltung in der jetzigen Situation schlicht und ergreifend an ihre Grenzen stoßen.