Kreis Kleve. Landrätin Silke Gorißen verteidigt die Arbeit der Verwaltung des Kreises Kleve in der Corona-Krise. Grüne fordern mehr Einbindung der Politik.
Massive Überstunden, Nacht- und Wochenenddienste sowie Krankmeldungen: Landrätin Silke Gorißen zeichnete im Kreisausschuss ein deutliches Bild von den Belastungen der Mitarbeitenden im Kreisgesundheitsamt und der übrigen Kreisverwaltung in der Corona-Krise. „Sie sind schon lange im roten Bereich. Meine Leute gehen auf dem Zahnfleisch“, sagte Gorißen und wehrte sich dagegen, dass „immer kritisiert wird“. Dabei werde die Verwaltung mit Anfragen überhäuft.
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Anlass der sehr offen geführten Diskussion im Kreisausschuss war ein letztlich zurückgezogener Antrag von SPD, Grünen, FDP und Vereinigten Wählergemeinschaften, dass der Kreistag sich für mehr Impfmöglichkeiten im Kreis Kleve einsetzen solle. Durch den Aufbau der zweiten Impfstelle in Geldern (siehe auch den Text auf dieser Seite) hatte sich ein Teil des Antrags zwischenzeitlich bereits erledigt. Während SPD-Fraktionschef Jürgen Franken „nicht Fronten aufbauen“ wollte und das Gemeinsame über Parteigrenzen hinweg betonte, forderte der Grünen-Fraktionsvorsitzende Andreas Mayer von der Kreisverwaltung, die Politik bei den wichtigsten Fragen rund ums Impfen stärker einzubeziehen – zum Unverständnis von Landrätin und CDU.
Gorißen: Pandemiebewältigung statt normales politisches Geschäft
„Wir hatten stets das Gefühl, informiert zu sein“, meinte Paul Düllings, Fraktionsvorsitzender der Christdemokraten. „Der Antrag impliziert, dass die Verwaltung nicht alles Mögliche tut. Dieses Misstrauen, das zwischen den Zeilen steht, muss nicht vorhanden sein.“ Silke Gorißen verwies auf die aktuelle „Ausnahmesituation“, die Pandemiebewältigung und kein normales politisches Geschäft sei. „Jeden Tag sind wir mit neuen Aufgaben und veränderten Rahmenbedingungen konfrontiert. Wir machen alles, was wir können“, sagte die Landrätin und wandte sich an Andreas Mayer: „Sie müssen ertragen können, dass die Politik dabei manchmal außen vor ist.“
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Nach einer besseren ÖPNV-Anbindung ans Impfzentrum in Kalkar oder der Einbindung der Hausärzte in die Impfkampagne zu fragen, sei aber berechtigt, stellte der FDP-Fraktionsvorsitzender Ralf Klapdor fest. Es sei auch wichtig, in Szenarien zu denken. „Ich habe mir lange abgewöhnt, darüber nachzudenken, was in eineinhalb Monaten ist“, entgegnete Gorißen. „Wir wissen noch nicht einmal, was die nächsten drei Tage bringen.“ Deswegen werde sie den Teufel tun und wilde Analysen anstellen.
Das Hier und Jetzt hat die Landrätin fest im Griff. Nach den Beratungen mit den 16 Bürgermeistern und der Bewilligung durch das Land NRW treten am 24. März im Kreis Kleve angesichts der hohen Inzidenz, die seit Tagen stabil über 100 liegt, verschärfte Maßnahmen in Kraft.