Goch. Das Anna-Stift hat mit Unterstützung der Stiftung Wohlfahrtspflege digitale Endgeräte angeschafft. Mit der Politik ist man unzufrieden.
Sabine Voß, Vorstand im Gocher Anna-Stift, hadert mit der Politik. „Gesellschaftspolitisch kommen wir in der Diskussion sehr wenig vor“, bemängelt sie. An mehreren Standorten betreibt das Anna-Stift Jugendhilfe am Niederrhein, unter anderem mit Wohngruppen, schulischen Maßnahmen und ambulanter Hilfe für Familien, Kinder und Jugendliche. „Da wünschten wir uns schon mehr politische Unterstützung“, sagt Voß. Konkret: eine Gleichbehandlung mit Lehrkräften und Kita-Mitarbeitern, was die Impfreihenfolge angeht. Voß: „Unsere Arbeit ist systemrelevant.“
Aber es gibt auch Lichtblicke. So hat sich das Anna-Stift bei der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW um eine Digitalisierungs-Förderung beworben – und den Zuschlag erhalten. Mit der finanziellen Hilfe konnte man 23 Notebooks und 35 Tablets anschaffen. Die hat man nun in der vergangenen Woche in den Einrichtungen verteilt. Das hätte eigentlich schon Anfang des Jahres passieren sollen, war aber wegen Lieferschwierigkeiten erst jetzt möglich. Gestartet hatte die Stiftung die Förderrunde nach Ausbruch der Corona-Pandemie. „Das dient dazu, leistungsfähig zu bleiben“, so Voß. Im letzten Sommer hatte das Anna-Stift den Antrag gestellt, im November wurde er bewilligt.
Medienpädagogische Fortbildungsreihe
Zuvor reichte die Ausstattung nicht, um etwa Homeschooling in Wohngruppen mit acht Kindern und Jugendlichen vernünftig zu gewährleisten. Für den Alltag in diesen Zeiten ein absolutes Muss. In Fragen der Gesundheit ist es dem Anna-Stift dagegen laut eigener Aussage gut gelungen, die Kinder, Jugendlichen und Mitarbeiter verantwortungsvoll durch die Krise zu bringen.
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Ein Teil des Fördergeldes fließt nun in eine medienpädagogische Fortbildungsreihe, die das medienpädagogische Institut Köln durchführen wird. Bereichsleiter Christoph Kobsch findet die vierteilige Fortbildungsreihe sehr wichtig: „Wir sind Pädagogen, nah am Menschen, wir müssen die Möglichkeiten erkennen und nutzen, die sich durch die Digitalisierung ergeben.“ Während die Anna-Stift-Teams sich um Chancen und Risiken kümmern, gibt es für die Jugendlichen auch ein professionelles Training. Nicht in Sachen Technik – „da sind die ja sowieso meistens fitter als Erwachsene“, so Kobsch. Aber in ihrer Haltung beispielsweise zum Internet seien viele Jugendliche oft sehr unbedarft: „Viele denken, das Internet sei ein rechtsfreier Raum. Das ist er aber nicht.“
Standorte mit langsamem Internet
So sollen alle nicht nur von der neuen Hardware profitieren, sondern auch von den Schulungen. Kobsch: „Im Nachgang wollen wir ein Konzept für die ganze Stiftung entwickeln, und dazu braucht es Input von außen.“ Zumal die neuen Geräte nicht alle technischen Probleme lösen. „Wir haben teilweise Standorte mit sehr langsamem Internet, auch das müssen wir ja voranbringen“, meint Sabine Voß. Hingegen ist das Anna-Stift in den digitalen Medien bereits gut unterwegs. Linda Zauzig ist Mitglied der Steuerungsgruppe und beispielsweise für den Instagram- und Facebook-Account zuständig. „Die Förderung ist auch ein Anschub, uns danach aus eigener Kraft weiterzuentwickeln.“
„Anna goes digi“ haben sie das Projekt intern getauft. Ein Prozess, der weitergehen wird.