Goch. Der Stress in den Familien lässt sich an der Zahl der Telefonate ablesen. Das Anna-Stift in Goch bietet deshalb Notgruppen für gefährdete Kinder
In den Osterferien ist wieder ein Stück Normalität im Anna-Stift in Goch eingezogen. Dass die Kinder und Jugendlichen in den stationären Wohngruppen der Stiftung in den Ferien Kontakt zu ihren Familien haben, ist die Regel. Während der Coronakrise ist dies nur eingeschränkt möglich. In den Wochen zuvor mussten Norbert Pastoors und seine Mitarbeiter die Dienstpläne von einem Tag auf den anderen umstellen, um die Betreuung auch am Vormittag sicherzustellen.
Die Coronakrise fordert das Jugendhilfe-Team heraus
Ansonsten fordert die Coronakrise das Team durchaus, stellt Pastoors fest. Dass der Stress in den Familien steigt, liest er „am Pegel der Telefonate“ ab. Für ein halbes Dutzend gefährdeter Kinder, die nicht im Anna-Stift oder einer der Außenwohngruppen leben, ist jetzt auch eine Notbetreuung tagsüber eingerichtet worden. „Wir kennen die Situation gut durch unsere vielen Schulsozialarbeiter“, erklärt der Heimleiter. In normalen Zeiten machen die Mitarbeiter auch Hausbesuche. Die sind weitgehend eingestellt. Genutzt wird vor allem das Telefon. Vermehrt riefen jetzt die Familien und Jugendhilfen auch selbst an. Werde allerdings Handlungsbedarf erkannt, suchten die Mitarbeiter nach wie vor die Familien vor Ort auf - mit den gebotenen Schutzmaßnahmen. Bislang hat das Virus die Mitarbeiter weitestgehend verschont. Nur im Kindergartenteam sei ein Fall bestätigt, so Pastoors, aber da gebe es keine Kontakte zu anderen Gruppen oder Diensten.
Sollte es doch Infektionen in einer Gruppe gebe, sei schon überlegt worden, ein derzeit leerstehendes Gebäude zur Isolation zu nutzen. Es erweise sich aktuell als Vorteil, dass ein Großteil der Kinder und Jugendlichen in Außenwohngruppen lebten.
Ein Problem gäbe es aber im Fall des Falles mit Schutzausrüstung. „Wir haben schon das Gesundheitsamt kontaktiert und möglichen Bedarf signalisiert“, sagt Norbert Pastoors. In normalen Zeiten gebe es keinen Grund, Masken und Schutzkleidung zu lagern. Bislang habe es keine Zusagen zu Lieferungen gegeben.Pastoors erlebt seine Teams als sehr motiviert und flexibel. In der Schulzeit hätten sie sich schnell darauf eingestellt, mit den Kindern und Jugendlichen zu lernen.
Kurzarbeit ist in der Jugendhilfe und beim Anna-Stift kein Thema
Kurzarbeit sei aktuell für das Anna-Stift kein Thema. Die Jugendhilfe sei jetzt besonders gefordert. Nach den Ferien hofft Pastoors, dass eine Rückkehr in die Normalität möglich wird: „Wir müssen da schrittweise wieder hinkommen.“