Kreis Kleve. Der verlängerte Lockdown kommt für die Gastronomen nicht überraschend. Sie haben wenig Hoffnung auf eine schnelle Wiedereröffnung.

Anette Opgenoorth ist ein optimistischer Mensch. Ihre positive Grundhaltung hat sich die Gastronomin, die mit ihrem Ehemann Thorben Schröder den angesehenen Landgasthof Westrich in Till betreibt, auch in der Corona-Krise bewahrt. Auf die Verlängerung und Verschärfung des Lockdowns, den Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Bundesländer am Dienstagabend verkündeten, reagiert Opgenoorth deswegen gelassen - auch wenn ihr Restaurant nun definitiv bis zum 31. Januar geschlossen bleiben muss.

"Diese Entscheidung kam ja überhaupt nicht überraschend. Ich glaube auch nicht, dass wir am 1. Februar wieder öffnen dürfen", sagt Opgenoorth im Gespräch mit der NRZ. Sie nimmt eher den März oder April in den Blick.

Neu: Frühstücksboxen in Westrichs Wohnzimmerküche

Untätig bleibt das Westrich-Team bis dahin jedoch ganz und gar nicht. Die Wohnzimmerküche wird fortgesetzt. Küchenchef Thorben Schröder und seine Mitarbeiter bereiten tolle Gerichte so vor, dass die Gäste sie abholen und zu Hause mit wenig Aufwand fertig zubereiten können. Zum kommenden Wochenende hin wird Westrichs Wohnzimmerküche zudem um drei Frühstücksboxen erweitert, die bis Donnerstag, 7. Januar, bestellt und am Samstag, 9. Januar, abgeholt werden können.

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"Bei der Nachfrage gibt es wie bei vielen anderen Außer-Haus-Angeboten totale Schwankungen. Insgesamt sind wir aber recht zufrieden. Wichtig ist vor allem, dass wir so nicht den Kontakt zu unseren Gästen verlieren", sagt Anette Opgenoorth.

Die Gäste sollen im Laufe dieses Jahres auch wieder zu Veranstaltungen in den Landgasthof kommen. Westrich hat ein umfangreiches Programm zusammengestellt - unter anderem mit Weinabenden und Konzerten. "Wir haben diese Veranstaltungen auf Grundlage der Auflagen aus dem vergangenen Herbst und in enger Abstimmung mit dem Ordnungsamt auf Abstand geplant. Deswegen sind wir sehr guter Hoffnung, dass es klappen wird, zumal wir viel Platz haben", sagt Anette Opgenoorth.

Schleppende Auszahlung der staatlichen Hilfen

David van Uhm, Inhaber des beliebten Restaurants Königsgarten in Kleve, hat mit der Verlängerung des Lockdowns ebenfalls gerechnet. Bis zum Monatsende könne man mit den Ersparnissen noch über die Runden kommen. "Aber dann wird es auch eng", sagt der Geschäftsführer im Gespräch mit der NRZ. Er hat den Betrieb komplett eingestellt und hält auch keinen Lieferservice vor, weil sich das für den Königsgarten nicht rechne.

Pacht, Versicherungen und Zinsleistungen laufen weiter und bislang hat van Uhm von den Coronahilfen, die für die Monate November und Dezember hätten gezahlt werden sollen, noch nichts gesehen. Auch das Kurzarbeitergeld für den Monat November wurde erst kurz vor Weihnachten ausgezahlt. "Wir machen zurzeit keine großen Sprünge", gibt er zu.

Königsgarten-Inhaber van Uhm: "Ungewissheit ist das größte Problem"

Das größte Problem ist für ihn die Unsicherheit der politischen Entscheidungen. Er hätte es gerne gesehen, wenn die Politik eine klare Kante fährt. Eine klare Ansage wäre für das unternehmerische Handeln sinnvoller - etwa ein klarer Lockdown bis Februar. Mit so einer Ansage hätte man sich auf die Situation einstellen können. Jetzt hoffe man immer darauf, dass es wieder losgeht. Im November hieß es, dass man sich mit den Maßnahmen für Weihnachten Freiräume schaffe. "Da weckt man Hoffnungen", sagt van Uhm. "Diese Ungewissheit ist eigentlich das größte Problem."

Der Gastronom geht davon aus, dass die Maßnahmen auch im Februar noch nicht vorbei sein werden. "Wir sind jetzt schon seit drei Monaten im Lockdown. Wichtig ist, dass auch die zugesagten Hilfsgelder entsprechend gezahlt werden."

Das Hauptgeschäft im Hotel Litjes wird wohl lange nicht zurückkommen

Auch im Gocher Hotel Litjes mit dem Restaurant Apart hat man die Verlängerung der coronabedingten Schließung mit Gleichmut aufgenommen. "Es gibt dazu keine Alternative", sagt Chef Michael Litjes. "Allerdings hätte dies bereits im November passieren müssen statt des damaligen halbherzigen Vorgehens. Dann wären die Zahlen deutlich weniger angestiegen."

Vor März werde die Gastronomie nicht öffnen können, vermutet Litjes. "Und das ist, glaube ich, schon optimistisch." Selbst wenn die Auflagen im Frühjahr gelockert würden, blickt der Gocher Gastronom mit einiger Sorge auf das gerade begonnene Jahr: "Unser Hauptgeschäft sind Feiern, und da wird noch lange nichts passieren. Die größte Veranstaltung bei uns in den vergangenen Monaten war ein Beerdigungskaffee mit 40 Personen."

Viel zu wenig, um dauerhaft ohne staatliche Unterstützung zu überleben. Auf Teile der finanziellen Hilfe wartet Michael Litjes übrigens weiterhin. Kurz vor Jahresende landete zumindest eine Anzahlung der angekündigten Novemberhilfe auf seinem Konto. "Dabei geht es bei uns sogar noch, weil wir die Kosten radikal heruntergefahren haben und Eigentümer des Hauses sind", erläutert Litjes.

Ratskeller in Kalkar: Hoffnung auf Wiedereröffnung Mitte Februar

Im Ratskeller in Keller zehrt Georg Kellendonk von seinen Rücklagen aus "vielen guten Jahren. Aber es kann ja auch nicht Sinn der Sache sein, in den letzten zwei Berufsjahren seine Altersversorgung aufzubrauchen", meint der gestandene Gastronom. Er wird das Geschäft Ende 2021 an Dennis Haps übergeben.

Kellendonk bezeichnet die aktuelle Situation als "große Katastrophe" und hätte sich von der Politik im November ein konsequenteres Handeln und einen echten Lockdown für sechs bis acht Wochen gewünscht. Nun hofft er auf den 15. Februar als Wiedereröffnungstermin. "Denn alle Restaurantbesitzer haben viel in Corona-Schutzmaßnahmen investiert", sagt Kellendonk. Er allein habe dafür rund 3000 Euro ausgegeben. "Aber wir haben ja gelernt, dass die Gastronomie bei Lockerungen immer zuletzt an der Reihe ist."