Kalkar. Ein mobiles Team impfte Bewohner und Mitarbeitende im Seniorenzentrum St. Nikolaus in Kalkar. Die Impfbereitschaft war sehr hoch.

Ein bisschen aufgeregt sei sie schon gewesen, sagt Mechthild Meyer, als sie wieder in ihrem Zimmer sitzt. „Ich hatte Angst vor dem Piks“, gibt die 82-Jährige zu und lächelt dann: „Aber das war lächerlich.“ Mechthild Meyer ist eine von knapp 90 Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Mitarbeitenden im Seniorenzentrum St. Nikolaus in Kalkar, die am letzten Tag eines außergewöhnlichen Jahres ihre erste von zwei Impfungen gegen das Coronavirus erhält. Sie ist sich der Bedeutung des Momentes bewusst: „Ich erhoffe mir, dass wir durch den Impfstoff immun werden, denn Corona ist noch nicht überwunden.“

Das Seniorenzentrum St. Nikolaus im historischen Kalkarer Stadtkern ist die dritte Einrichtung im Kreis Kleve, die seit dem bundesweiten Impfstart am 27. Dezember Besuch von einem mobilen Team bekommt. Dr. Larsen Seydel und Farhad Eghtessadi, die beiden kurz vor Weihnachten zu Leitern des Impfzentrums Kalkar berufenen Ärzte, sind wie schon in Kleve und Geldern auch diesmal wieder vor Ort. Sie merken, wie die Abläufe langsam routinierter werden.

Vier Ärzte gehören zum mobilen Team

Neben den Impfzentrum-Leitern verstärken in Kalkar Haleh Amjadi und Dr. Matthias Vollmar das Ärzteteam. Der Allgemeinmediziner, der seine Praxis an der Douvermanstege in Kalkar hat, kennt die medizinische Vorgeschichte der meisten Bewohner des Seniorenzentrums genau. Ein unschätzbarer Vorteil, denn so haben die Ärzte zusammen mit den Informationen aus den Patientenakten und von den Mitarbeitenden einen schnellen Überblick. „Wir müssen zum Beispiel vor der Impfung wissen, ob die Bewohner blutverdünnende Medikamente nehmen oder Allergien haben“, erklärt Dr. Seydel.

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Während das Ärzteteam im Foyer die Bewohnerinnen und Bewohner nacheinander in Ruhe über mögliche Nebenwirkungen aufklärt und dann mit der Nadel in den Oberarm pikst, wuselt Gerd Fleskes durch das Haus. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein informierte den Einrichtungsleiter am Dienstagmorgen um 7.30 Uhr über den Impftermin. Ziemlich genau zwei Tage später parkt vor dem Seniorenzentrum der Transporter mit dem empfindlichen Impfstoff, der dann im eigens angeschafften Medikamentenkühlschrank zwischengelagert wird. Apotheker bringen das Vakzin anschließend auf Raumtemperatur und bereiten es für die Impfung auf, die in Kalkar um Punkt 10 Uhr beginnt.

Hohe Impfbereitschaft im Seniorenzentrum St. Nikolaus

Am Ende werden sich 95 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner sowie 92 Prozent der Mitarbeitenden des Seniorenzentrums St. Nikolaus für die Impfung entschieden haben. „Ich bin sehr glücklich über diese hohe Impfbereitschaft. Das ist ein Silvestergeschenk“, sagt Leiter Gerd Fleskes. Die Maske, die er trägt, verdeckt das Strahlen in seinem Gesicht. Doch seine Augen erzählen davon, wie erleichtert der 61-Jährige ist. „Seit März erleben wir alle hier im Haus eine sehr stressige Zeit. Alles dreht sich nur noch um Corona. Wir müssen immer wieder überlegen, wie wir es verhindern können, dass der Feind eindringt“, meint Fleskes.

Nun ist im Kampf gegen die Pandemie mit der Impfung eine neue Phase eingeläutet. Für diese Aussicht organisierte der Einrichtungsleiter gemeinsam mit seinem Team nach der KV-Terminankündigung innerhalb von zwei Tagen alles Nötige. Beispielsweise mussten zahlreiche Einwilligungen zur Impfung von den Betreuern vieler Senioren eingeholt werden.

„Es sind sehr kurze Vorbereitungszeiten, aber in den Einrichtungen tut jeder, was er kann“, stellt Impfzentrumsleiter Dr. Larsen Seydel fest. „Es läuft gut. Wir sind sehr zufrieden“, ergänzt sein Kollege Farhad Eghtessadi. Bislang seien noch keine Nebenwirkungen bei den Geimpften aufgetreten. Die beiden Ärzte arbeiten in diesen intensiven Tagen rund um den Impfstart sehr eng zusammen. Da hilft es, dass sie mehr als sieben Jahre gemeinsam im Klever St.-Antonius-Hospital tätig waren.

Gut 400 Menschen im Kreis Kleve sind mittlerweile geimpft

Sie wissen genau: Der Weg zur Immunisierung ist noch weit und hat gerade erst begonnen. Gut 400 Menschen im Kreis Kleve sind mittlerweile erstmals geimpft – drei Wochen nach der ersten Dosis erhalten sie die zweite. Und neben den drei Einrichtungen in Kleve, Geldern und nun Kalkar stehen noch 73 weitere im Kreis Kleve auf der Liste für Impfungen durch mobile Teams. „Um zügig durchzukommen, wäre es sehr hilfreich, wenn sich Hausärzte und Apotheker frühzeitig mit den Heimen abstimmen. Dann stehen die Teams bereits“, appelliert Impfzentrumsleiter Farhad Eghtessadi an seine Berufskollegen.

In Kalkar hat dies gut funktioniert. „Die Impfung war echt aufregend, weil sie für alle unbekannt ist. Sie gibt uns aber Hoffnung“, sagt Ludwig Giebeler. Er lebt im Seniorenzentrum St. Nikolaus, das zum Katholischen Alten- und Pflegehilfe-Netzwerk (KAN) am Niederrhein gehört. Der 80-Jährige freut sich schon darauf, bald wieder mit seinem Elektromobil durch Kalkar fahren zu können. „Der Impfstoff ist ein erster Schritt zu ein bisschen mehr Freiheit“, findet er.