Goch-Asperden. Die Polizei durchsuchte das Kloster, weil eine Frau gegen ihren Willen festgehalten worden sein soll. Oberstaatsanwalt spricht von „Sekte“.

Wegen des Verdachts der Freiheitsberaubung und des Verstoßes gegen das Waffengesetz hat die Polizei am frühen Mittwochmorgen die Räume und das Außengelände einer Eventfirma auf Kloster Graefenthal im Gocher Stadtteil Asperden durchsucht. „Die Verantwortlichen des Unternehmens stehen in Verdacht, mindestens eine Person gegen ihren Willen auf ihrem Gelände festzuhalten“, hatten die Staatsanwaltschaft und die Kreispolizei Kleve in einer gemeinsamen Pressemitteilung mitgeteilt.

Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz.
Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. © Niklas Preuten

Die Einsatzkräfte trafen die 25-jährige Frau aus den Niederlanden in einem der Wohnhäuser an, die Opfer der Freiheitsberaubung sein soll. Sie werde laut Polizei derzeit genauso wie weitere Personen vernommen. „Es war keine Geiselnahme“, betonte Polizeisprecherin Corinna Saccaro auf NRZ-Nachfrage. Es habe keine Verletzten gegeben. Die genauen Hintergründe würden jetzt verifiziert, so Saccaro. Ein 58-jähriger Mann, der ebenfalls niederländischer Staatsbürger ist, wurde vorläufig festgenommen.

58-jähriger Mann festgenommen

Laut Oberstaatsanwalt Günter Neifer, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Kleve, ist der Orden der Transformanten auf Kloster Graefenthal beheimatet. „Man kann es auch Sekte nennen. Der vorläufig festgenommene Mann soll sich selbst als Prophet bezeichnen“, sagte Neifer. Ob und inwiefern der Vorwurf der Freiheitsberaubung, die Eventfirma und die Glaubensgemeinschaft miteinander verquickt sind, sei Gegenstand der laufenden Ermittlungen. „Auf Grundlage der Erkenntnisse aus den Vernehmungen wird die Staatsanwaltschaft entscheiden, ob sie einen Haftbefehl beantragt oder der vorläufig festgenommene Mann entlassen wird“, erklärte Neifer. Camiel Engelen, Geschäftsführer der ADG Management Group, wehrte sich im Gespräch mit der NRZ gegen die Vorwürfe.

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Der Verdacht, dass auf dem Gelände von Kloster Graefenthal Waffen gelagert werden könnten, habe sich nicht erhärtet. Laut Oberstaatsanwalt Neifer seien zwei Schreckschusspistolen und eine Langwaffe gefunden worden, die jedoch nicht erlaubnispflichtig seien.

Großeinsatz ab 3.30 Uhr

Der Vorwurf des Verstoßes gegen das Waffengesetz war einer der Gründe für den Großeinsatz, bei dem die Kreispolizei Kleve auf dem weitläufigen Gelände durch Spezialkräfte, eine Hundertschaft und das THW unterstützt wurde. „Die Kräfte sind allerdings äußerst behutsam vorgegangen, weil bekannt war, dass auch Kinder vor Ort sein würden“, so Günter Neifer. Insgesamt hatte die Polizei 54 Personen, davon zehn Kinder, auf Kloster Graefenthal angetroffen, als sie gegen 3.30 Uhr in Asperden angekommen war. Nach rund fünf Stunden rückten die Einsatzkräfte in zahlreichen Polizeiautos im strömenden Regen wieder ab.

Die Polizei stellte zahlreiche Beweismittel sicher, darunter Datenträger, die nun ausgewertet werden. Dem Einsatz waren Ermittlungen und ein Durchsuchungsbeschluss vorausgegangen. „Ein Zeuge hatte sich der Polizei offenbart und mitgeteilt, dass eine Frau gegen ihren Willen festgehalten wird“, sagte Oberstaatsanwalt Neifer. (nip/dpa)