Kleve/Kranenburg. Nach dem schweren Unfall auf der Draisinenstrecke bei Nütterden ist nun klar, wie es dazu kam. Der Betrieb läuft derweil normal weiter.

Die Polizei hat den Hergang des schweren Unfalls mit einem Verletzten am Samstagabend auf der Draisinenstrecke zwischen Kleve und Kranenburg rekonstruiert. Demnach hatte sich eine Gruppe auf eine vorausfahrende kleinere Fahrrad- und eine größere Clubdraisine aufgeteilt. Das Unglück geschah um kurz vor 18 Uhr in Nütterden zwischen den Übergängen Antoniusweg und Erlendeich: Als das zweite Gefährt auf das erste aufschloss, griff ein 29-jähriger Klever an das Gitter der Clubdraisine und hielt sich daran fest.

„Dann aber vergrößerte sich der Abstand zwischen den beiden Draisinen wieder“, schilderte Polizeisprecherin Corinna Saccaro. Der Mann verlor deswegen das Gleichgewicht und stürzte ins Gleisbett. Die Clubdraisine rollte über ihn hinweg. Die Teilnehmer des Ausflugs hoben die Draisine anschließend an, so dass der Mann aus Kleve zunächst erstversorgt und dann per Hubschrauber in die Klinik nach Duisburg transportiert werden konnte.

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Per Hubschrauber in die Klinik nach Duisburg

„Zum Glück war er nicht so schwerstverletzt, wie man es bei einem Hubschraubereinsatz vermuten würde“, sagte Saccaro. Der Verletzte habe über Rücken-, Bein- und Kopfschmerzen geklagt. Gerd Scholten, Geschäftsführer der Grenzland-Draisine, ergänzte, dass sich der Klever Rippenbrüche, Schnittverletzungen und eine Platzwunde zugezogen habe. „Jeder Unfall ist einer zu viel, doch dieser ist sogar noch glimpflich ausgegangen“, sagte Scholten.

Anders als beim Unfall am 2. August, für den laut dem Geschäftsführer ein gebrochener Radkranz verantwortlich war, lag diesmal kein technischer Defekt vor. „Das sind zwei vollkommen verschiedene Sachverhalte“, stellte Gerd Scholten fest und sprach im aktuellen Fall von „Leichtsinn und Übermut“. Ob dabei Alkohol im Spiel war, ist nicht geklärt. „Es wurde kein Atemalkoholtest durchgeführt, denn für die Polizei war es ein Unfall und kein Verkehrsunfall und damit auch keine Straftat“, erläuterte Corinna Saccaro.

Zwei Unfälle in zwei Wochen

Wer eine Draisinenfahrt bucht, bekommt zusammen mit der Rechnung auch eine Betriebsordnung zugeschickt, die unterschrieben werden muss. Zudem geben die Mitarbeiter der Grenzland-Draisine vor der Fahrt eine Einweisung, wie sich die Fahrgäste auf den rollenden Freizeiteinrichtungen verhalten sollen. „Wir sind dann auf die Disziplin der Gruppen angewiesen, denn wir fahren ja nicht hinterher, um zu kontrollieren. Mehr können wir nicht machen“, sagte Gerd Scholten, der betonte, dass sich „von den jährlich 27.000 Fahrgästen die allermeisten vernünftig verhalten“.

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Jahrelang entstanden auf der Strecke deshalb keine folgenschweren Situationen. Nun kam es jedoch zu zwei nennenswerten Unfällen innerhalb von zwei Wochen. Laut Scholten hat die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen zum Vorfall am 2. August eingestellt, und die reparierte Draisine ist wieder freigegeben. „Trotzdem mache ich mir im Moment ein wenig Sorgen, denn das ist keine gute Werbung – ganz gleich, ob wir Schuld tragen oder nicht“, so der Geschäftsführer, der allerdings nicht von einem „dauerhaften Schaden für die Grenzland-Draisine“ ausgeht.

Polizei öffnete die Strecke bereits am Samstag wieder

Kleves Bürgermeisterin Sonja Northing, die die Strecke zunächst vorsorglich hatte sperren lassen, gab die Schienenverbindung nach der Aufklärung der Unfallumstände durch die Kreispolizei wieder frei. „Ich bedaure diesen Vorfall und wünsche dem Verunfallten schnelle und beste Genesung. Gleichzeitig appelliere ich an alle Nutzerinnen und Nutzer zu einem verantwortungsvollen und achtsamen Verhalten bei der Benutzung der Draisinen, damit derartige Vorfälle künftig nicht mehr passieren“, ließ Northing mitteilen.

Mit Erlaubnis der Polizei waren die vor der Unfallstelle im Stau stehenden Draisinen bereits am Samstagabend nach der Erstversorgung des Verletzten zurück nach Kleve gefahren. Mittlerweile läuft der Betrieb wieder regulär.