Kleve. Die Städtische Singgemeinde probt wieder. Das Konzert „Beethoven trifft Queen“ am 4. Oktober findet statt – aber ganz anders als geplant.
Ein paar Zaungäste staunten nicht schlecht. Da probte abends die Städtische Singgemeinde erstmals seit Monaten wieder gemeinsam. Und zwar vor der Konzertmuschel im Klever Forstgarten. Mit großem Abstand zueinander. Andrea Schumann-Gregorius, zweite Vorsitzende, sagt: „Wir müssen vorsichtig sein, denn entgegen dem öffentlichen Eindruck ist nicht alles gelockert.“ Chorproben in Räumen sind zum Beispiel nur mit vier Metern Abstand nach vorne und drei Metern Abstand zur Seite möglich. Bis auf weiteres dürften daher die gewohnten Montagsproben in der Hochschule ausfallen.
Die zahlreichen Sängerinnen und Sänger waren sichtlich hocherfreut, sich zum ersten Mal seit März wieder zu treffen – und das an einem so sonnigen Sommerabend. Im März wollten sie eigentlich die Matthäuspassion von Bach aufführen. „Als wir das Konzert abgesagt haben, haben viele noch den Kopf geschüttelt und gefragt, ob das denn wirklich nötig sei“, erinnert sich Chorleiter Stefan Burs. Das Konzert eines Chores in Amsterdam am selben Tag führte im Nachbarland zu zahlreichen Corona-Kranken. „Da haben wir also alles richtig gemacht“, sagt Burs rückblickend.
Konzert im Kino
Sie wollen auch weiterhin alles richtig machen, aber trotzdem am nächsten geplanten Konzert festhalten. Das soll am 4. Oktober stattfinden. Es soll den Eigensinn und Innovationsdrang des Klassik-Klassikers Beethoven mit dem des Rock-Klassikers Freddie Mercury (Kopf der Band „Queen“) verbinden. Ein spannendes Crossover-Projekt über zwei „Giganten der Musikgeschichte“ – so die Singgemeinde – also. Aber wie soll das gehen?
Der erste Vorsitzende Piet Boomsma erklärt: „Die Familie Kepser wird als Live-Band auftreten, der Chor wird die Stücke im Studio aufnehmen.“ Das Konzert soll im Kino stattfinden. Die Studioaufnahmen werden jeweils in Kleinstgruppen vorgenommen. „Wir betreten damit wieder einmal Neuland“, sagt Boomsma. Der Titel des Konzertes, schon vor Corona gesetzt, erscheint mit einem Mal sehr doppeldeutig: „Break Free!“.
Einsingübungen verströmten fast schon Konzertatmosphäre
Gesungen haben die Singgemeinde-Aktiven in den letzten Wochen vor dem Bildschirm, mit abgeschaltetem Mikrofon im digitalen Proberaum. Jede Stimmlage für sich, so dass sie sich auf Chorleiter Burs konzentrieren konnten.
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„Per Videokonferenz miteinander singen, das kann man nicht wirklich“, sagt Burs. Auch würden manche Sängerinnen und Sänger die technischen Hürden scheuen. Ein Behelf, um nicht stillzustehen. Da verströmten selbst die Einsingübungen im Forstgarten, das „nananana“ und das „dondondondon“, ein bisschen Konzertatmosphäre. Doch in den nächsten Wochen, den ganzen Sommer durch, wird es weiterhin auch Online-Proben geben.
An Ideen für die nächste Zukunft mangelt es jedenfalls nicht. Vielleicht bekommt man ja doch gemeinsame Proben mit Abstandsregeln hin, Wunschort wäre die Christus-König-Kirche.
Matthäuspassion soll im Februar 2021 nachgeholt werden
Und die Matthäuspassion, die man so lange bis zur Konzertreife geprobt hatte, soll im Februar 2021 nachgeholt werden – so es die Lage erlaubt. Erst mal sind die Sängerinnen und Sänger froh, dass die eine Probe im Forstgarten möglich war. Und ein paar Spaziergänger setzten sich auf die angrenzenden Bänke und lauschten den mittlerweile so ungewohnten Klängen.
Die Aufführung Beethoven/Mercury „Break Free!“ wird in den Tichelpark-Kinos am Sonntag, 4. Oktober, um 16 Uhr sein. Falls es eine größere Nachfrage gebe, solle ein zweites Konzert organisiert werden, sagt Singgemeindevorsitzender Piet Boomsma.