Kleve. Städtische Singgemeinde Kleve erinnert sich an den jüngst verstorbenen Komponisten Krzysztof Penderecki. Er war 1998 zur Aufführung in Kleve.

Es muss ein großer Tag gewesen sein, der Donnerstag, 5. November 1998. Etwa 600 Besucher versammelten sich damals in der Stiftskirche, um einem ungewöhnlichen Stück neuer Musik zu lauschen: der 7. Sinfonie von Krzysztof Penderecki mit dem Beinamen „Seven Gates of Jerusalem“, die sieben Tore von Jerusalem. Aufgeführt von der Städtischen Singgemeinde Kleve gemeinsam mit dem Universitätschor Köln und dem polnischen Philharmonischen Orchester Arthur Rubinstein aus Lodz.

Penderecki war da bereits eine lebende Legende

„Das war eine Sternstunde meines Sängerlebens“, erinnert sich Bernhardine Büscher-Kahl, die damals schon im Chor mitgesungen hat. Penderecki war da bereits eine lebende Legende, einer der berühmtesten Komponisten aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Werke erklangen in den großen Konzertsälen und Opernhäusern der Welt. Seine Preise lassen sich kaum zählen. Vom Avantgardisten wurde er allmählich zu einem beinahe schon neo-romantischen Komponisten.

http://Hier_gibt_es_mehr_Artikel_und_Bilder_aus_Kleve_und_Umland{esc#225921483}[teaser]Die „Seven Gates of Jerusalem“ waren 1997 zum ersten Mal erklungen. Herbert Krey, damals Chorleiter der Städtischen Singgemeinde, hatte da bereits Kontakte zu Penderecki geknüpft. Denn schon 1980 hatte er mit der Singgemeinde Pendereckis „Dies Irae“ aufgeführt. Dem Polen Penderecki hatte damals imponiert, dass es in Kleve eine lokale Bewegung zur Aussöhnung von Polen und Deutschen gab – eine Initiative von Pfarrer Leinung. Deshalb half er den Klevern auch, das polnische Orchester für dieses schwere Stück zu gewinnen.

Zuvor hatten nur Profichöre dieses Werk gestemmt

„Als wir jetzt erfuhren, dass Penderecki gestorben ist, haben wir uns an diese wunderbare Aufführung erinnert“, erzählt Bernhardine Büscher-Kahl. Weil der Chor momentan wegen der aktuellen Lage nicht proben kann, gab es viele Telefonate und E-Mails. So fuhr der Chor seinerzeit zu einer Probe nach Köln. Penderecki entschied spontan, der Klever Aufführung beizuwohnen. Man muss sich das vorstellen: Zuvor hatten nur Profichöre dieses Werk gestemmt. Jetzt also die Städtische Singgemeinde Kleve.

Viele Klever waren damals am Gelingen beteiligt. Künstler Günther Zins schuf eigens für diesen Anlass eine Installation. Und Penderecki erlaubte erstmals, dass ein Text des Propheten Ezechiel, der normalerweise auf Polnisch vorzutragen war, auf Deutsch gesprochen werden durfte.

„Besuchen Sie mich in Krakau, jeder Taxifahrer kennt meine Adresse“

Nach dem triumphalen Konzertereignis übernachtete Penderecki in Kleve. Werner van Ackeren, Wilhelm Diedenhofen und Herbert Krey führten ihn am folgenden Tag durch die Stadt. „Er wusste offenbar genau, was er sehen wollte“, so Büscher-Kahl. Die Sichtachsen der Gartenstadt, die Gärten, die Stätten, an denen Napoleon gewesen war. Werner van Ackeren traf Penderecki dann noch einmal auf dem Ökumenischen Kirchentag 2003 in Berlin. Der Komponist erinnerte sich da noch gut an die Aufführung in Kleve.

Seine drei Stadtführer in Kleve lud er übrigens in seine Heimat ein: „Besuchen Sie mich in Krakau, jeder Taxifahrer kennt meine Adresse.“ In Krakau starb er nun am 29. März im Alter von 86 Jahren.