Kleve. Monika Overkamp ist eine besonnene Kämpferin. Die Kleverin wurde zur Personalratsvorsitzenden des LVR-Verbundes Heilpädagogische Hilfen gewählt.
Wer auch immer den Rat von Monika Overkamp (50) sucht, der findet eines gewiss: offene Ohren bei einer im Leben stehenden Frau, die durch ihre geduldige, ruhige und mütterliche Art den Menschen sofort das Gefühl gibt, gut aufgehoben zu sein. Diese Eigenschaften sind auch nicht ganz unwichtig bei einer Personalratsvorsitzenden, die oft von Leuten aufgesucht wird, die Hilfe- und Beratungsbedarf haben.
Monika Overkamp ist seit Ende März die Frau an vorderster Front im Personalrat des neuen großen LVR-Verbunds Heilpädagogische Hilfen, der aus den drei ehemaligen LVR-HPH-Netzen Ost, West und Niederrhein entstanden ist. Mit seinen circa 2650 Beschäftigten, die zwischen Kranenburg und Euskirchen und zwischen Viersen und Wermelskirchen auf einer Gesamtfläche von circa 18.000 Quadratkilometern Erwachsene mit einer geistigen Behinderung in ihrem Wohn- und Freizeitumfeld betreuen, wuchs so mit dem Verbund die größte Dienststelle des LVR zusammen.
Zwischen Kleve, Viersen und Euskirchen
Eine enorme Aufgabe für die 50-jährige aus dem ehemaligen LVR-HPH-Netz Niederrhein, die vom neu zusammen gesetzten Personalrat am 26. März zur Vorsitzenden des Gremiums gewählt wurde. Viele Wochen und Monate mit noch mehr gefahrenen Kilometern zwischen Kleve, Viersen und Euskirchen liegen hinter ihr. „Da ist die jetzt auferzwungene Ruhe durch die Corona-Pandemie schon auch erholsam“, sagt die Kleverin. Dabei ist es keine Frage, dass Monika Overkamp an und mit ihren Aufgaben wächst.
Das hat sie in der Vergangenheit mehrfach bewiesen. Besonders einschneidend war die Zeit zwischen 2017 und August 2018. „Da war ich sehr krank. Ich habe 75 Kilo abgenommen.“ Das muss der Zuhörer erst einmal sacken lassen. 75 Kilo! „Ich war wirklich enorm füllig und habe das nur durch eine Magenverkleinerungs-OP geschafft. Die verlief aber nicht ohne Komplikationen, ich lag vier Monate im Koma und bin dreimal sozusagen in der Zeit ‚gestorben‘.“
„Die ganze Welt möchte ich sehen“
Overkamp lächelt, während sie daran denkt, denn die Zeit hat sie durchaus auch positiv beeinflusst. Nachdem es mit der Gesundheit langsam wieder bergauf ging, war der heute 50-Jährigen klar, dass sie „noch ganz viel erleben“ möchte. „Die ganze Welt möchte ich sehen.“ Sie ist auf dem besten Weg dahin. 2019 war sie zwölfmal mit ihrem Mann in der Welt unterwegs.
Aber ihr Leben war auch vor dem heutigen Normalgewicht schon alles andere als langweilig. „Ich war immer draußen, immer aktiv. Fühlte mich gar nicht so unbeweglich“, erklärt sie. Nur eines wusste sie immer: „Ich musste mehr um das kämpfen, was ich erreichen wollte.“ Die Mutter zweier heute erwachsener Töchter begann ihre Karriere beim Landschaftsverband Rheinland früh. Schon 1987 machte die Tochter eines Griechen und einer deutschen Mutter ihre Erzieherinnen-Ausbildung beim LVR. Es folgten weitere Ausbildungen, Studiengänge, Fortbildungen. So ist sie heute auch Heilpädagogin (seit 1995), Sozialmanagerin (2002), schloss das Studium für Führungskräfte 2010 ab und machte zuletzt 2015 die Fachausbildung betriebliches Gesundheitsmanagement mit IHK-Abschluss.
Seit 1987 in der Gewerkschaft
„In die Gewerkschaft bin ich sofort 1987 eingetreten“, erinnert sie sich. „Da wurde ich direkt Vertrauensfrau und 1996 ordentliches Personalratsmitglied.“ Ab 1999 folgte ihre 17-jährige Amtszeit als stellvertretende Personalratsvorsitzende im HPH-Netz Niederrhein. Nach überstandener Krankheit stieg sie im Sommer 2018 wieder in die Arbeit ein und wurde im Februar 2019 erste Vorsitzende. Das ist sie nun im zum einen verschmolzenen Verband geblieben.
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Blieb angesichts dieser Laufbahn Zeit für die Kindererziehung? „Da hatte ich Glück, wurde von meinem Mann und meinem Vater perfekt entlastet. Ich war nur vier Monate in Elternzeit.“ Neben vielen weiteren Ehrenämtern – so in der Politik (derzeit Vorsitzende der SPD Kleve, sachkundige Bürgerin der Kreistagsfraktion mit Ambitionen als Kandidatin für den Kreistag) und als Vorsitzende des Fachbereichs 3 bei der Gewerkschaft Verdi Duisburg-Nordrhein – wird Overkamp auch heute nie langweilig.
Reisen nach Griechenland
Entspannung findet Overkamp, die auch aktives Mitglied im Vorstand des Bürgerschützenvereins 1952 Kellen ist, in Pandemie-freien Zeiten in Reisen. Regelmäßig geht es nach Griechenland zu der Verwandtschaft, in vielen Reisen mit ihrem Mann und jetzt natürlich vermehrt abends bei familiären Gesprächen mit einem Gläschen Weißwein. Von dieser Warte aus betrachtet ist das Kontaktverbot in Corona-Zeiten für Monika Overkamp und ihre Familie auch ein Segen.