Kleve. In Kleve sind viele Maskenträger zu sehen. Allerdings oft nur im Geschäft – wie vorgeschrieben. Sinnvoll erscheint dies einigen Klevern nicht.

Franz-Josef Rechinger hat da so seine Zweifel: „Entweder man trägt den Mundschutz ganz oder gar nicht. So ist das nicht sinnvoll.“ Rechinger ist am Montag mit seiner Frau Maria in der Klever Innenstadt unterwegs – natürlich mit einem Mundschutz. Der Rentner beobachtet, dass viele Menschen die Masken im Geschäft aufsetzen, aber auf der Straße sofort wieder runterziehen. Der Mindestabstand wird kaum eingehalten – die Maskenpflicht wird so zur Farce.

Mehr Menschen in der Stadt

In der Klever Fußgängerzone ist es am Montag deutlicher voller als in den vergangenen Tagen. Viele tragen eine Mund- und Nasenabdeckung vorschriftsmäßig, sehr viele tragen sie auf der Straße aber auch nicht. Sie baumelt am Hals oder ist in der Handtasche versteckt. Eine Maskenpflicht gibt es nur für das Betreten eines Geschäfts.

Bei Bäcker Derks muss ein niederländischer Radrennfahrer unverrichteter Dinge wieder gehen – er hat keinen Mundschutz dabei. Freundlich, aber bestimmt sagt die Verkäuferin: „Tut mir leid, aber dann darf ich Sie nicht bedienen.“

Wenn alle mitmachen, dann funktioniert es

Gisela Becker aus Kleve und Beate van Onna aus Emmerich halten die Maskenpflicht für sinnvoll: „Wenn alle mitmachen, dann bringt das auch etwas“, sagt Gisela Becker. Die Brillenträgerin ärgert sich etwas über die beschlagenen Gläser. Aber ein kleiner Tipp hilft schon weiter: Brillengläser auf die Maske setzen.

In den vergangenen Tagen nähten die beiden Frauen fleißig. Aus Stoffresten haben sie sich Abdeckungen gemacht. Täglich werden diese jetzt mit heißem Wasser übergossen. Susanne Byka aus Kleve benötigt noch etwas Stoff. Sie steht Schlange vor der Stoffzentrale in der Kavarinerstraße. Für sieben Personen muss sie drei bis vier Masken nähen: „Sie sollen ja auch schön aussehen und zum Outfit passen. Das finde ich wichtig“, sagt sie.

Einzelhändler sind mit ihren Kunden zufrieden

Bei Elektro Thies ist man mit der Disziplin der Kunden zufrieden. Jeder trage eine Maske und halte auch die Abstände ein. Das Geschäft laufe zurzeit vor allem über den Kundenservice. Wer Ersatzteile für seine Kaffeemaschine benötige, der komme natürlich vorbei.

Ohne Unterbrechung sind die Supermärkte seit Beginn der Corona-Krise geöffnet. Noch am Wochenende waren die Maskenträger unter den Kunden jedoch beispielsweise am EOC bei Aldi Süd und Edeka Schroff noch eine kleine Minderheit. Mit der Einführung der Pflicht für einen Mundnasenschutz hat sich die Situation geändert.

Kontrolle bei Edeka

Die Mitarbeiter kontrollieren die Maskenpflicht, sagt Michael Terhoeven, Sprecher von Edeka Brüggemeier. „Diese sprechen Kunden ohne Mund-Nase-Maske direkt an.“ Kunden, die keine eigene Maske zum Einkaufen mitbringen, können in den sieben Brüggemeier-Läden im Kreis Kleve eine Einwegmaske für einen Euro erwerben. „Es gibt jedoch Ausnahmen“, betont Terhoeven. „Kinder unter sechs Jahren und Menschen, für die das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung aus gesundheitlichen Gründen oder einer Behinderung nicht zumutbar ist, sind von der Pflicht entbunden.“ Edeka Brüggemeier hat alle Mitarbeiter mit Mehrwegmasken ausgestattet. „Sie können aber natürlich auch gerne eigene Masken mitbringen“, so Terhoeven.

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Größere Geschäfte öffneten wieder

Einige große Geschäfte haben jetzt in Kleve auch wieder geöffnet. Der Saturn-Markt ließ am Montag maximal 40 Personen gleichzeitig hinein, die Geschäftsführung achtete penibel auf die Einhaltung der Abstände. Normalerweise bietet der Elektrofachmarkt seine Waren auf 2700 Quadratmetern an, nun ist die Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter begrenzt. „Natürlich können wir nicht unser komplettes Produktangebot zeigen. Die Mitarbeiter kümmern sich aber selbstverständlich darum, dass der Kunde dennoch sein gewünschtes Produkt erhält“, so eine Unternehmenssprecherin.

Auch die Galeria Kaufhoföffnete die Türen in das eingeschränkt begehbare Erdgeschoss. Die Schmuckabteilung wurde ausgenommen, Spielwaren hochgeholt, Damenstrümpfe, Schuhe und Parfüm konnten gekauft werden.

Mensing gibt selbstgenähte Masken aus

Nachdem letzte Woche bereits das Herrenhaus öffnen durfte, ging nun auch das größere Damenhaus von Mensing teilweise an den Start. „Ich freue mich richtig, dass wir wieder die untere Etage öffnen können“, sagte Storemanagerin Brigitta Schmitt. Vor allem viele Stammkunden hätten gleich am Morgen für einen guten Zuspruch gesorgt.

Schmitt bemerkte, dass „die deutschen Kunden gut aufgeklärt waren und Masken trugen. Bei unseren niederländischen Kunden war das noch anders. Sie hatten keine Masken“. Gleich im Geschäft gab es jedoch Abhilfe: Die Mensing-Mitarbeiter hatten die Zeit der Zwangsschließung genutzt und Masken genäht, die man behalten durfte.