Kreis Kleve. „Die Zeit des Wartens ist beendet“: Die Krankenhäuser im Kreis behandeln Covid-19-Patienten. Ein Register gibt Auskunft über Intensivkapazitäten.

Die von der Ausbreitung des Coronavirus ausgelöste Krise betrifft nahezu jeden Lebensbereich. Schulen und Geschäfte: geschlossen. Freizeitangebote: fallen aus. Die Kommunalpolitik: arbeitet unter sehr erschwerten Bedingungen. Mit der Gesundheitsversorgung steht jedoch ein Pfeiler der Gesellschaft aktuell besonders im Fokus. Das derzeitige Kontaktverbot mit all seinen Konsequenzen hat zum Ziel, das Gesundheitssystem vor dem Kollabieren zu schützen. Je mehr Menschen im Kampf gegen die Covid-19-Erkrankung eine stationäre Behandlung benötigen, je mehr schwere Krankheitsverläufe eine Verlegung auf die Intensivstationen notwendig machen, desto deutlicher wird die Bedeutung dieser zentralen gesamtgesellschaftlichen Schutzmaßnahme. Die NRZ hat sich bei den Krankenhäusern im Kreis Kleve umgehört, wie die Experten die aktuelle Covid-19-Situation vor Ort einschätzen.

„Wir sehen uns aktuell als gut aufgestellt. Die Gesamtkapazitäten sind derzeit ausreichend“, sagt Stefanie Hamm, Sprecherin des St.-Clemens-Hospitals Geldern. „Die Zeit des Wartens ist allerdings definitiv beendet.“

Zentrales Intensivregister ist teilweise öffentlich einsehbar

Unterstützung für das Kreisgesundheitsamt

Auf den öffentlichen Aufruf des Kreises Kleve zur ärztlichen Unterstützung des Gesundheitsamts haben sich laut Kreisverwaltung bereits „zahlreiche Medizinerinnen und Mediziner gemeldet“.

„Kurzfristig konnten so Ärztinnen und Ärzte gewonnen werden, die das Team des Gesundheitsamts bereits unterstützen“, sagt Kreis-Sprecherin Ruth Keuken. Die Zahl der geschlossenen Honorarverträge nannte sie nicht.

Alle Krankenhäuser haben ihre Intensivkapazitäten aufgestockt. In der vergangenen Woche hieß es vom Kreis Kleve, dass nun insgesamt 90 Intensivbetten zur Verfügung stehen. Die genaue Aufteilung bleibt unbekannt. „Alle Krankenhäuser im Kreisgebiet und der Kreis Kleve betonen, dass sie die Veröffentlichung von Zahlen zu den Kapazitäten in den Krankenhäusern für sinnlos halten, da sie für die Bürgerinnen und Bürger keinerlei Erkenntniswert haben“, stellt die Kreisverwaltung klar.

Gleichwohl führen die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), das Robert Koch-Institut (RKI) und die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) mit dem DIVI-Intensivregister eine Internetseite, die per Ampelsystem eine Übersicht über freie Beatmungsplätze in allen Kliniken Deutschlands geben soll. Ein aktueller Entwurf des Bundesgesundheitsministeriums sieht vor, dass alle Krankenhäuser ihre freien Intensivbetten künftig täglich an das teilweise öffentlich einsehbare Zentralregister melden müssen.

Krankenhäuser melden bislang freiwillig

„Wir unterstützen alle sinnvollen Maßnahmen, die die Versorgung der Patientinnen und Patienten verbessern. Das betrifft nicht nur den Ausbau von Kapazitäten, sondern eben auch den Überblick zu Verfügbarkeiten“, sagt Christian Weßels, Sprecher des Katholischen Karl-Leisner-Klinikums (KKLE), das – wie fast alle anderen Kreis Klever Krankenhäuser – bereits freiwillig mitteilt, wie sich die Situation auf den Intensivstationen darstellt.

Laut Meldung von Mittwochnachmittag werden auf der Intensivstation im Klever St.-Antonius-Hospital vier Covid-19-Fälle behandelt. In der Kategorie „Low-Care“ (nicht-invasive Beatmung, keine Organersatztherapie) sind die Kapazitäten begrenzt. Dies bedeute grundsätzlich, dass innerhalb von 24 Stunden ein Intensivbett inklusive Geräten und Personal zur Verfügung gestellt werden kann, so DIVI-Pressesprecher Torben Brinkema. In der Kategorie „High-Care“ (invasive Beatmung, Organersatztherapie, vollständige intensivmedizinische Therapiemöglichkeiten) gibt es in Kleve verfügbare Kapazitäten.

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Intensivpatienten aus den Niederlanden könnten kommen

Für das Marienhospital Kevelaer (drei Covid-19-Fälle) und das Wilhelm-Anton-Hospital in Goch (kein Fall) weist das DIVI-Intensivregister laut jüngster Eintragungen jeweils verfügbare Intensivkapazitäten auf. Im St.-Clemens-Hospital Geldern (zwei Fälle) gilt dies für „Low-Care“, die „High-Care“-Kapazitäten sind begrenzt. Das Krankenhaus weist zudem darauf hin, dass im Intensivregister ausschließlich die intensivpflichtigen Covid-19-Fälle aufgeführt werden. Das St.-Clemens-Hospital betreibt neben der Covid-19-Intensivstation noch eine größere Isolierstationen, auf der ebenfalls Patienten mit nachgewiesener Covid-19-Infektion behandelt werden.

In der Grenzregion öffnen sich die Krankenhäuser auch Richtung Niederlande. Das Karl-Leisner-Klinikum hatte sich gegenüber der Radboud-Klinik schon in der vorvergangenen Woche bereit erklärt, Intensivpatienten ohne Covid-19-Erkrankung aus Nimwegen aufzunehmen. Bislang sei dies aber noch nicht geschehen, so KKLE-Sprecher Christian Weßels. Laut Stefanie Hamm ist im Hospital in Geldern Ähnliches geplant: „Wir haben beschlossen, geringe Kapazitäten für die Aufnahme von intensivpflichtigen Patienten aus den Niederlanden zur Verfügung zu stellen. Die Vorbereitungen laufen.“

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Gute Arbeitsatmosphäre in den Hospitälern

Der Umgang mit der Corona-Pandemie ist für alle Beschäftigten der Krankenhäuser eine außergewöhnliche Herausforderung. Die Kliniken beschreiben jedoch eine weiterhin gute Arbeitsatmosphäre. „Unsere Krankenhäuser befinden sich im Ausnahmezustand. Die Atmosphäre ist dabei sehr professionell, sehr konzentriert“, meint Weßels über das Karl-Leisner-Klinikum.

Aus Geldern berichtet Stefanie Hamm von einer belastenden Situation für alle Beteiligten: „Jeder Mitarbeitende wird bei seiner täglichen Arbeit mit den veränderten Bedingungen und Anforderungen durch die Pandemie konfrontiert. Trotz der hohen Belastung zeigen sich alle Kolleginnen und Kollegen sehr routiniert, auch wenn die Situation selbst tatsächlich keine Routine ist.“ Dem St.-Clemens-Hospital komme zugute, dass es personell sehr gut aufgestellt sei.

Die Stimmung im Emmericher St. Willibrord-Spital sei gekennzeichnet von einem großen Teamgeist über alle Berufsgruppen hinweg, sagt Sprecher Gerd Heiming. Es sei ein kompetentes Team („Corona-Care“) eingerichtet worden, das sich mit den Fragen, Sorgen und Nöten, der Mitarbeiter intensiv auseinandersetze.

Umfrage zum Bestand an Schutzkleidung

Noch reicht der Vorrat an Schutzkleidung aus, aber Nachschub wird bald nötig sein. Darin stimmen die Krankenhäuser im Kreis Kleve überein. „Wir haben noch ausreichend Schutzkleidung und -masken. Aber auch unsere Bestände halten nicht ewig. Deshalb gehört die Sicherung des Nachschubs in diesen Bereichen im Moment zu den wichtigsten Aufgaben“, sagt KKLE-Sprecher Christian Weßels.

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Dank Unterstützung durch den Kreis Kleve und das Land NRW sei der Bestand an Schutzkleidung noch ausreichend, teilt auch Stefanie Hamm für das St.-Clemens-Hospital Geldern mit. „Allerdings bemerken auch wir eine Verknappung auf dem Markt. So warten wir bereits seit rund zwei Wochen auf eine größere Lieferung an Mund-Nase-Schutzen zur Ergänzung der Lagerbestände.“

Auch im Emmericher St. Willibrord-Spital reiche der Vorrat aktuell aus, um die Patienten sicher versorgen zu können, „insbesondere auch während der Ostertage“, stellt Sprecher Gerd Heiming klar. „Wir haben uns über die bestehenden Beschaffungswege hinaus weitere erschlossen und nachbestellt, aber es ist unklar, ob die bestellten Mengen geliefert werden.“