Kalkar. Das schöne Wetter tut dem Team im Kalkarer Wunderland weh. Karfreitag hätte der Familienpark eröffnet. Jetzt kämpft das Wunderland ums Überleben.

Wenn ein sonst so optimistischer und zupackender „Macher“ wie Han Groot Obbink, Geschäftsführer vom Wunderland Kalkar, fast still und nachdenklich wird, dann ist die Lage ernst. „Das Wetter ist so schön und es tut direkt weh“, gibt er im Gespräch mit der NRZ zu. „Denn am Karfreitag hätten wir Eröffnung gefeiert.“

Der TÜV war gerade da und hat sein OK gegeben, die meisten Fahrgeschäfte glänzen in der fast sommerlichen Sonne in frischen Farben und auch die neue Rutschbahn gegenüber vom Brütermuseum scheint nur auf fröhliches Kinderlachen zu warten. „Aber das wird noch dauern“, ahnt Groot Obbink. „Bis hier wieder Action ist, müssen wir irgendwie durchhalten.“ Und das ist gar nicht so einfach.

Wunderland Kalkar: Null Euro Umsatz im April

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In der dritten Woche schon schläft das Wunderland. Der Shutdown traf das gesamte Areal. Gastronomie, Hotels, Messehallen, Events, Seminare, Veranstaltungen – alles musste abgesagt werden. „Bereits am 10. März ahnten wir, dass das kommt. Denn schon da bekamen wir viele Absagen von bereits geplanten Buchungen. Das ist hart für uns. Vieles wurde im Voraus gezahlt. Wir müssen ja alles zurückzahlen durch die Schließungsmaßnahmen des Bundes, wir erhalten aber keine Entschädigung, bleiben auf den Kosten sitzen. Unser Umsatz im Monat März liegt in normalen Jahren so bei 800.000 Euro. In diesem Jahr waren es 170.000 Euro. Und im April sind es sonst 1,2 Millionen Euro – in diesem Jahr werden es null Euro sein.“

Der Geschäftsführer holt tief Luft und sagt: „Wir laufen auf einem ganz schmalen Pfad. Das Jahr 2019 war Bombe – aber zurücklegen können wir nie etwas. Alles ist im (positiven) Cash Flow, geht so durch, wird sofort wieder ausgegeben und oder investiert. Wir fangen ja bereits im November des Vorjahres mit Investitionen an – die laufen dann bis März.“

Coronavirus: Keine Kredite und Förderungen

Allein die Kosten für die 435 Mitarbeiter liegen monatlich bei 450.000 Euro. „Jetzt mussten wir alle in Kurzarbeit schicken.“ Lediglich die Azubis und eine Handvoll Teammitglieder sind noch täglich im Park. Packen an, wo’s geht und helfen sich gegenseitig. So wie die beiden Azubis Matthias Völkers (25) und Daniel Schiratis (24), die sich in der Ausbildung zum Hotelfachmann befinden. „Wir packen in der Werkhalle mit an“, erklärt Schiratis und ist wie sein Kollege froh, noch etwas zu tun zu haben. Angeleitet von zwei Profis sind sie nun erst einmal „Mechaniker“. Besetzt, notbesetzt sind auch ein paar Büro-Abteilungen und die Rezeption.

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Um irgendwie über die Runden zu kommen, wären Hilfen dringend nötig. „Aber Kredite und Förderungen gibt’s nur bei einem entsprechenden Ranking und Gewinn. Durch hohe Abschreibungen weist unsere Bilanz jedoch keinen Gewinn aus“, sagt Groot Obbink. Um irgendwie durchzukommen wurde alles auf Sparflamme gesetzt bzw. auf null gefahren: Heizung, Gasverbrauch, Kühlungen, Versicherungen. „Wir hoffen auf ein allmähliches Ende der Krise im Mai“, so Obbink.

Er zählt auf, dass auch viele Zulieferer wie Metzger, Bäcker, Eierzulieferer und viele, viele andere von der Abnahme durch das Wunderland abhängig sind. „Denen geht’s jetzt auch dreckig. Ebenso steht der Circus Maximum, der auf unserem Gelände wieder aufgebaut hat, vor dem Nichts.“

Aber Aufgabe ist erst einmal keine Option. Und so kämpft Obbink mit seinem immer noch motivierten Team um das Überleben des Wunderlands. „Schließlich sind wir hier eine wirklich große Familie und am Wunderland hängen viele Existenzen. Es ist ja auch unser Zuhause!“