Kreis Kleve. Coronavirus: Hochzeiten abgesagt, Seminare im Tagungshotel gestrichen, Cafés stellen Stühle auf Abstand. Alle haben Sorgen um berufliche Zukunft.

Die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen ist – Stand Dienstag, 17. März, 16 Uhr – auf 70 im Kreis Kleve angestiegen. Davon sind: zwei in Kleve, einer in Goch, sieben in Kalkar, einer in Bedburg-Hau, zwei in Weeze, sieben in Kevelaer, elf in Geldern, zwölf in Issum, zwölf in Kerken, sechs in Straelen, zwei in Wachtendonk. Bei den anderen sieben Fällen hat das testende Labor nur Namen und Handynummern mitgeteilt, der Wohnort wird derzeit ermittelt. Für mehr als 150 Personen hat das Gesundheitsamt häusliche Quarantäne angeordnet.

Gesundheitsamt: Nicht jeder Reiserückkehrer soll sich gleich testen lassen

Das Kreisgesundheitsamt erinnert an die Empfehlung des Bundesgesundheitsministeriums, dass sich alle Reiserückkehrer aus Risikogebieten für zwei Wochen in freiwilliger Quarantäne zu Hause bleiben sollen. Sie müssen ausdrücklich nicht getestet werden, wenn sie ohne Symptome bleiben und ohne medizinische Vorerkrankungen sind.

Währenddessen hat die Coronakrise auch bei den gesunden Menschen einschneidende Auswirkungen: Manche Brautpaare waren gefasst, andere fielen aus allen Wolken: Ihre Feier „Einmal-im-Leben“ fällt aus! Der beliebte Landgasthof Westrich in Bedburg-Hau beispielsweise musste alle Hochzeitsfeiern bis 19. April absagen. Die Infektionsgefahr durch das Coronavirus macht alle Großveranstaltungen zunichte, auch familiäre.

Im Landgasthof Westrich in Till-Moyland kommen mittags deutlich weniger Gäste vorbei als üblicherweise abends, um den Blick in auf das niederrheinische Panorama zu genießen.
Im Landgasthof Westrich in Till-Moyland kommen mittags deutlich weniger Gäste vorbei als üblicherweise abends, um den Blick in auf das niederrheinische Panorama zu genießen. © Astrid Hoyer-Holderberg

Manche Paare verschieben das Fest jetzt auf Herbst, andere gleich um ein Jahr. „Wer weiß, ob sie in ein paar Wochen noch einen Job und Einkommen haben?“, zitiert Restaurantchefin Annette Opgenoorth die Sorgen. Ihre eigenen sind groß. „Die Drähte zwischen uns Gastronomen laufen heiß. Wir hängen in der Schwebe. Ich vermute, es kommt der ,Shut down’.“ 15 Festangestellte, 17 Aushilfen – das Gastronomenehepaar meldete Kurzarbeit an.

Coronavirus: Hotel in Goch sagt viele Tagungen ab

„Wir kommen gerade aus dem Winter, jetzt sollte mit dem guten Wetter das Frühlingsgeschäft los gehen. Vermutlich aber fällt sogar das ganze Ostergeschäft aus, auch die kleineren Feiern mit Kommunionen und Konfirmationen. Wir sind total genervt von der Ungewissheit. Wir hoffen darauf, dass sich alles ab 19. April lockert, aber vermutlich wird es erst mal verschärft“, so Opgenoorth.

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„Es ist eine Katastrophe“, sagt Ulrich Büssers klar. Der Hoteldirektor vom Tagungshotel de Poort in Goch an der Jahnstraße musste die eng getakteten Seminare absagen: von Mercedes und IG Metall und anderen Gewerkschaften, auch die Trainingslager der U17 vom DFB, von 120 englischen Fußballern in sechs Mannschaften, danach 150 Dänen, dann wiederum Fußballern aus Birmingham. Eine weitere dänische Gruppe saß bereits vorige Woche im Reisebus, als Warnungen für NRW heraus gegeben wurden – sie stiegen aus.

Die Klever Innenstadt war Dienstagmittag deutlich leerer, weniger Menschen nutzten die Außengastronomie.
Die Klever Innenstadt war Dienstagmittag deutlich leerer, weniger Menschen nutzten die Außengastronomie. © Astrid Hoyer-Holderberg

In seinem Hotel mit 40 Leuten Personal musste Büssers Schwimmbad, Sauna, Fitnessraum schließen, auch für die paar Hotelgäste. Stornieren im Krisenfall – da setzen die Kunden obendrein auf Kulanz des Hoteliers. „Wir können März und April überstehen. Aber dann?“, fragt er. „Und das Restaurant nur bis 18 Uhr zu öffnen ist lächerlich“, sagte er noch am späten Vormittag, bevor die Nachricht galt, dass man schon um 15 Uhr schließen muss.

Kalkar: Meier’s Restaurant sorgt sich

Das ist auch für Petra Meier von „Meier’s Restaurant“ am Markt in Kalkar das Problem. „Unser Café Amadeus nebenan schließen wir ab 18. April“, sagt sie. „Wir können ein bis zwei Wochen überstehen, aber drei Monate – das ist undenkbar. Wir hoffen auf Unterstützung.“ Draußen hat ihr Restaurant vorschriftsmäßig die Tische in Zwei-Meter-Abstand aufgestellt.

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Gleiches machte Lutz van Gemmeren im Stadtcafé Wanders in Kleve an der Kavariner Straße. „Corona-Bestuhlung“, nennt er das. „Es ist viel weniger los“, viel weniger Menschen gönnen sich ein Frühstück, ein Stück Kuchen außerhalb der sicheren eigenen Wohnung. „Wir nutzen die Zeit, um Dinge zu reparieren, Abläufe zu überdenken“, beschreibt er die Arbeit hinter den Kulissen und in der Backstube. „Es ist Putz- und Aufräumzeit.“