Kreis Kleve. Jetzt 42 Corona-Fälle, meist im Südkreis Kleve. Spitzenumsätze in Super- und Baumärkten, doch der Einzelhandel klagt. Niederländer kommen nicht.

Am Montag meldet das Kreisgesundheitsamt jetzt 42 nachgewiesene Corona-Infektionen – die meisten im Südkreis, unverändert sind es zwei Fälle in Kleve und drei in Kalkar.

Edeka-Sprecher Michael Terhoeven nimmt die Lage noch mit Humor: „Kennste den hier: Warum kaufen die Leute jetzt so viel Toilettenpapier ein? Na, wenn einer hustet, dann machen sich 100 in die Hose.“ In der Tat nimmt der Klopapier-Absatz in den Supermärkten derzeit ungeahnte Formen an. Am Montagnachmittag tummelten sich tausende Kunden in den Märkten um sich mit Konserven, Nudeln und Hygieneartikeln einzudecken. Zahlreiche Supermärkte führen zurzeit kein Toilettenpapier mehr. „Es ist unglaublich“, stöhnt Andreas Adolf, stellvertretender Marktleiter von Edeka Brüggemeier in Kleve.

Kein Grund für Hamsterkäufe

Dabei gebe es gar keinen Grund, jetzt so zu hamstern. Die Klopapier-Regale werden bei Edeka wieder aufgefüllt. „Aber ich fürchte, dass das nach zwei bis drei Stunden schon alles wieder weg ist“, so Adolf. Zurzeit habe man einen Kundenzuwachs von 100 Prozent.

Jörg Hopmans sieht keine Niederländer mehr in Kleve.
Jörg Hopmans sieht keine Niederländer mehr in Kleve. © NRZ | Andreas Gebbink

So gut wie den Supermärkten geht es dem klassischen Einzelhandel in der Klever Innenstadt nicht.

Keiner geht mehr vor die Tür

Sven Verfondern, Sprecher der Kavarinerstraße, sagte der NRZ, dass die Umsätze seit Freitag unterirdisch seien. „Es traut sich keiner mehr vor die Tür. Die Nachrichten überschlagen sich zurzeit dermaßen, dass alle verunsichert sind.“ Verfondern hofft, dass die Geschäfte noch geöffnet bleiben dürfen.

Sein Kollege Jörg Hopmans von Moden Hopmans sieht es kritischer: „Ich gehe davon aus, dass wir Ende der Woche unser Läden schließen müssen.“ Die Bundesregierung hatte dies auch am Montag vorgeschlagen. Hopmans sieht deutlich weniger Niederländer in der Stadt und wenn die Grenze geschlossen werden sollte, „dann können wir den Laden eigentlich sofort dicht machen.“ Seine Liquiditäts- und Ausgabenplanung habe er für die kommenden zwei Wochen auf Null gesetzt. „Eigentlich ist das Jahr 2020 super gestartet. Aber in der vergangenen Woche sah es schlecht aus. Allerdings: Am Freitag und Samstag hatten wir noch gute Umsätze.“

In den Baumärkten brummt das Geschäft

Banken bleiben offen

Die Sparkasse Rhein-Maas wird ihre Geschäftsstellen weiterhin für Kunden geöffnet halten. Das kündigt Vorstand Wilfried Röth an. „Sollte es jedoch zu Verdachtsfällen in der Belegschaft kommen, werden wir kurzfristig mit Ausweichlösungen reagieren.“

Der Vorstandsvorsitzende Michael Wolters weist auf die Zugangswege der Sparkasse hin, die eine Abwicklung des täglichen Bankgeschäftes auch ohne direkten persönlichen Kontakt ermöglichen: „Online Banking oder die Sparkassen-App, aber auch telefonisch über unser eigenes Kunden-Service-Center, das Business-Center für gewerbliche Kunden oder die Wertpapier-Order-Hotline – vieles kann über diese Wege erledigt werden, ohne dass man zur Geschäftsstelle gehen muss.“

Die Teams seien verstärkt worden. „Die Bargeldversorgung und -entsorgung ist über unsere Geldautomaten sichergestellt“, so Wolters.

Es brummt im Hagebaumarkt. Rege Betriebsamkeit in den Gängen, die Woche fing positiv an. Was die Bürger bisher nicht erledigt haben, wollen sie nun in der berufliche Zwangspause an ihrem Haus ausbessern. Allerdings bringen sie nun ihre Kinder mit in den Baumarkt. „Vorige Woche hatten wir halb so viele Kunden wie üblich, dann kamen die Gerüchte auf, dass der Handel vielleicht bald schließt. Darum hatten wir am Freitagnachmittag und Samstag eine extreme Spitze“, berichtet Christian Tuschen, Niederlassungsleiter in Kleve. Und verabschiedet sich mit der aktuellen Formel: „Bleiben Sie gesund!“

Vorige Woche war’s still, am Wochenende besser, am Montag herrschte Normalbetrieb im Geschenkehaus Peters, resümiert Karin Arntz. Als Vorstand des Werberings Goch hofft sie „auf nicht zu viel Ruhe. Der Laden ist groß genug, dass man sich aus dem Weg gehen kann“, wirbt sie. Wenn mehr Mitarbeiter wegen ihrer schulpflichtigen Kinder zu Hause bleiben müsste, könne der Handel das mit geänderten Öffnungszeiten abfangen, zitiert sie Überlegungen auch von Kollegen.