Goch-Kessel/Boxmeer. Eine Frau aus Goch befürchtet, sich im Italien-Urlaub mit dem Coronavirus infiziert zu haben. Sie hat sich selbst unter Quarantäne gestellt.
Eine niederländische Tanzdozentin aus Goch-Kessel befürchtet, dass sie sich mit dem Coronavirus in Nord-Italien angesteckt hat. Bislang habe sie aber noch keinen Arzt aufsuchen können: „Die Landesgrenzen und Protokolle sind auf einmal wichtiger als das weltweite Coronavirus“, schreibt sie auf Facebook. Zurzeit halte sie sich daher selbst in Quarantäne, um mögliche Viren nicht zu verbreiten.
Coronavirus-Herd in Norditalien
Die Niederländerin war in der vergangenen Woche aus dem Winterurlaub nach Hause gekommen. Sie war in der Lombardei in Nord-Italien, dem größten europäischen Coronavirus-Herd. Als sie Freitag nach Kessel kam, klagte ihre achtjährige Tochter über Grippebeschwerden. Einen Tag später stellte sie auch bei sich selbst eine erhöhte Temperatur fest: 38 Grad.
Sie versuchte am Freitagabend ihren Hausarzt zu erreichen, der nicht mehr im Dienst war. Im Anschluss versuchte sie es in einer Hausarztgemeinschaft im niederländischen Boxmeer. Diese Praxis besucht sie häufiger. Dort hieß es aber, dass sie in diesem Falle mit den deutschen Gesundheitsdienst Kontakt aufnehmen müsse. Normalerweise, so berichtet die Frau, könne sie sowohl deutsche als auch niederländische Ärzte aufsuchen.
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Fieberzelt: Lange Wartezeiten in der Kälte
Am Samstag begab sie sich dann zum Fieberzelt nach Kleve. „In diesem Zelt darf nur eine Person behandelt werden. Der Rest muss draußen warten – ohne Schutz in der Kälte. Ins Krankenhaus selbst darf man auch nicht. Es wehte ein eisiger Wind und es regnete stark“, schreibt sie.
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Es hätten bereits drei Leute vor dem Zelt gestanden. Nach 20 Minuten durfte wieder jemand hinein. Die Frau rechnete für sich aus, dass sie mit ihrer kranken Tochter noch eine Stunde warten müsste. „Das empfand ich als unverantwortlich für meine Tochter. Ich selbst habe es auch nicht länger im Regen und Wind ausgehalten.“
Am Ende fuhr sie wieder zur Hausarztpraxis nach Boxmeer. Aber hier wurde ihnen erneut nicht geholfen: Dies sei außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs, hieß es.
Die Niederländerin aus Kessel schreibt, dass sie darum gefleht habe, dass sie getestet wird. Sie wolle nicht das Risiko eingehen, mit dem möglicherweise in der Lombardei oder auf dem Mailänder Flughafen eingefangenen Virus andere Menschen anzustecken.
Gegenüber der niederländischen Tageszeitung De Gelderlander teilte das Klever Krankenhaus mit, dass jeder mit Grippe-Beschwerden Tag und Nacht behandelt werde, aber es müsse schon eine begründete Vermutung geben.
Mittlerweile hat der Kreis Kleve auf die Vorwürfe der Frau aus Goch reagiert. Sie und ihre Tochter bleiben in selbstverordneter Haus-Quarantäne.
Stephen Friedrichs ist Redakteur der Tageszeitung De Gelderlander.