Kleve. Der Vorentwurf für das Konrad-Adenauer-Gymnasium Kleve steht. Es wird direkt am Bahnhof, Busbahnhof und der schnellen E-Radbahn liegen.

„Kleve ist eine schöne Stadt. Wenn man auf dem Baugrundstück steht, wird einem das nicht sofort klar“, gestand Landschaftsarchitekt Martin Richardt (Büro dtp, Essen) im Schulausschuss zum Neubau des Konrad-Adenauer-Gymnasiums. Auf Anhieb ergebe sich keine Idee, dem Gelände ein „positives Gesicht“ zu geben, räumte er ein. Doch er hatte eine. Auf der kahlen Wiese hinterm Bahnhof möchte er Kleves Topographie aufnehmen, künstliche Hügel und Mulden in geschwungenen Linien zwischen den Schulhöfen eines neuen Gebäudes anlegen. Die neue Schule setzt eckig den Kontrapunkt. Wie das neue KAG aussehen soll, stellte Georg Rattay vom Architekturbüro SIC aus Köln vor.

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Die Machbarkeitsstudie von Prof. Frank Hausmann (Aachen) hatte ergeben, dass ein Neubau auf der stadt-eigenen Fläche am Bahnhof einer Sanierung des Gymnasiums in Kellen, Köstersweg, nicht nur finanziell vorzuziehen ist. Die Lage direkt am Bahnhof und am Busbahnhof und unmittelbar an der Europa-Fahrradbahn Kranenburg-Kleve und Bedburg-Hau-Kleve ist nicht zu toppen. Synergien ergäben sich mit Realschule, Hochschule, neu zu bauendem Sportzentrum Kellen (umfangreiche Außenanlagen für Schulsport).

1200 Quadratmeter mehr als in der ersten Vision

Gleiche Perspektive wie in der Grafik oben, aus der Vogelperspektive. Bildmitte diagonal: Bahnlinie, parallel abknickende van-den-Bergh-Straße
Gleiche Perspektive wie in der Grafik oben, aus der Vogelperspektive. Bildmitte diagonal: Bahnlinie, parallel abknickende van-den-Bergh-Straße © Architekturbüro SIC

Die erste Vision musste allerdings verworfen werden, weil sie kleeblattartig auf eine dreizügige G-8-Schule ausgerichtet war. Tatsächlich wird jetzt mit G-9 aufs Abitur vorbereitet, und Kleve genehmigt vier Parallelklassen. Das braucht insgesamt 1200 Quadratmeter mehr.

Sehr nüchtern beschrieb der beauftragte Architekt Georg Rattay im Schulausschuss, was er als Vorentwurf mit der Schulleitung des KAG bereits abgestimmt hat:

Nach wie vor bekommt das Adenauer-Gymnasium ein großes multifunktionales Pädagogisches Zentrum (PZ) direkt am Eingang. Eine sehr große Freitreppe führt in die erste Etage und dient gleichzeitig als Sitzstufen zu einer gegenüberliegend kleinen Bühne. Vom PZ aus ist die Mensa mit Innen- und Außenplätzen erreichbar. Eine schnurgerade Achse zieht sich durchs Schulgebäude. Zur van-den-Bergh-Straße hin liegen daran der Trakt von Verwaltung mit kleinen separaten Lehrer–Arbeitsräumen und Küche, Lehrküche, Naturwissenschaften. Im Geschoss darüber sind Bibliothek und Still-Arbeitsräume für Schüler vorgesehen. Im Dachgeschoss befinden sich Kunsträume.

Schokoladenseite zur Bahn hin

Auf der anderen Seite der Achse werden in einem U-förmigen Gebäude die Klassen (je circa 65 Quadratmeter) auf drei Etagen zu den Bahngleisen hin ausgerichtet. Dieses sei die „Schokoladenseite“ des Schulkomplexes, so Rattay. Die Politiker hinterfragten, ob die Differenzierungsräume mit je 20 Quadratmetern und ein gemeinsam zu nutzender offener Flur mit circa 40 Quadratmetern nicht zu klein seien für Kleingruppenarbeit oder Separierung von Schülern. Schulleiter und Architekt stimmten zu: Das solle noch vergrößert werden. Besonders der Bereich Montessorizweig, den der sachkundige Bürger Wolfgang Tyssen vor ein paar Jahren als Lehrer am Konrad-Adenauer-Gymnasium etabliert hatte, brauche deutlich mehr Platz, allein schon für das umfangreiche Arbeitsmaterial, erklärte er.

Ebenfalls zur Bahn hin richtet sich der Musikraum aus, der einen separaten Eingang bekommt, um einzeln nutzbar zu sein. Oben drüber ist die Oberstufe. Die Frage aus dem Ausschuss nach speziellen Lärmschutzfenstern wurde verneint. Auch das PZ wird eigenständig nutzbar sein.

Ein Gebäude für sich ist die Turnhalle. In deren Erdgeschoss sind aus Lärmgründen Räume für Werkunterricht angelegt. Darauf aufgesetzt wird die dreifach unterteilbare Sporthalle mit 400 Tribünensitzplätzen. Im Erdgeschoss wird eine Möglichkeit zur Bewirtung sein, antwortete Rattay auf Nachfrage.

Anregung: Weiteres Grundstück frei halten

Auf dem eintönigen Wiesengelände soll der Schul-Neubau Hügel und Mulden zwischen kleinteiligen Schulhöfen bekommen.
Auf dem eintönigen Wiesengelände soll der Schul-Neubau Hügel und Mulden zwischen kleinteiligen Schulhöfen bekommen. © Astrid Hoyer-Holderberg

Ausschussmitglieder regten an, optional ein weiteres Stück vom bisherigen Klever Oktoberwiesen-Gelände Richtung Stellwerk für die Zukunft frei zu halten. Zu den Außenanlagen gehören laut Plan zwei schmale Streifen Schulgarten parallel zu den Gleisen. Fahrradständer gibt es an beiden Seiten des Schulhauses, Autostellplätze nahe der Küche.

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Auf ökologische Materialien, Regenversickerung, 1700 Quadratmeter Photovoltaik auf der Sporthalle, wasserdurchlässige Bodenbeläge außen wird geachtet. Das Heizsystem verbindet Pellet-Kessel (zwei Drittel der Wärmeproduktion) mit Gas-Brennwert-Kessel. Energie reduziert auch die geplante zentrale Lüftungsanlage für alle Klassen-/Räume mit automatischer Nachtlüftung im Sommer.

Baukosten und Fertigstellung

Die Baukosten fürs KAG wurden zuletzt im Herbst 2018 auf 45 Millionen Euro geschätzt. Bei umfangreichen Altlasten-Untersuchungen auf dem Gelände am Bahnhof fiel bisher nichts Bedenkliches auf. Die Fertigstellung ist in 2024/25 vorgesehen. Beauftragt werden 20 bis 25 Firmen in Einzelvergaben. Es berge ein kleines Risiko, dass sich eine Firma übernehmen und den Auftrag nicht ausführen könnte, so Architekt Rattay.

Architektenpräsentation auf der Internetseite der Stadt Kleve.