Weeze. Der Sommertour-Auftakt der Kreis Klever Wirtschaftsförderung rückte zwei innovative Wasserstoff-Ideen aus Weeze in den Fokus.

Die Herstellung von Transportsystemen für Industriegase hat das Familienunternehmen Wystrach innerhalb von 31 Jahren zu einem der größten Arbeitgeber in Weeze mit derzeit rund 200 Mitarbeitern wachsen lassen. Pro Jahr versorgt die Firma den internationalen Markt mit 13.000 bis 14.000 Bündeln, bei denen mehrere Gasflaschen über Rohre miteinander verbunden sind. Auch Paletten und größere Einheiten wie Trailer oder Wechselbrücken werden in den großen Produktionshallen nahe der B 9 gebaut. „Das ist unser Brot-und-Butter-Geschäft, das wir nicht vernachlässigen wollen“, sagt Geschäftsführer Jochen Wystrach.

Tag der offenen Tür

Das Unternehmen Wystrach öffnet am Samstag, 28. September, von 10 bis 14 Uhr seine Türen für die Öffentlichkeit.

An der Industriestraße 60 wird es Führungen durch die Produktion, eine Job- und Ausbildungsbörse, eine Hüpfburg und eine Verlosung geben.

Beim Tag der offenen Tür zum 30-jährigen Jubiläum im vergangenen Jahr besuchten rund 300 Menschen die Firma.

Die Wirtschaftsförderung des Kreises Kleve präsentiert gerne erfolgreiche Unternehmen der Region. Doch der Hauptgrund, warum Chef Hans-Josef Kuypers und sein Team zum Auftakt ihrer Sommertour in die Weezer Firma eingeladen haben, ist ein anderer. Die Überschrift der diesjährigen Rundreise verrät ihn: Innovation.

Leuchtturmprojekt für Wystrach

Es sind vor allem zwei innovative Projekte, die das Unternehmen derzeit vorantreibt. So liefert Wystrach das Tanksystem für den weltweit ersten Wasserstoffzug „Coradia iLint“ des französischen Konzerns Alstom, der seit September 2018 in Niedersachsen im regulären Fahrgastbetrieb eingesetzt und nun in Serie gefertigt wird. Mehr als drei Dutzend Züge sind bestellt und sollen in Niedersachsen sowie Hessen fahren – mit einem auf dem Dach montierten Wasserstofftanksystem aus Weeze.

„Das ist unser Leuchtturmprojekt. Es macht uns stolz, dass wir bei diesen Entwicklungen gefragt werden“, sagt Geschäftsführer Wolfgang Wolter. Bereits seit 1995 beschäftige sich Wystrach mit Gastanksystemen für Busse, doch das Zugprojekt sei ein echtes Highlight und bringe die Firma in Kontakt mit einer anderen Klientel.

Mobile Wasserstofftankstelle entworfen

Wystrach baut mit an einer saubereren Mobilität der Zukunft. Das unterstreicht auch die zweite große innovative Idee von der Weezer Industriestraße. In einem europäischen Interreg-Förderprojekt entstand eine mobile Wasserstofftankstelle für Lastwagen.

Auch interessant

„Wenn die Großstädte mit Fahrverboten für Flottenbetreiber wie beispielsweise Chefs Culinar aus Weeze dicht machen, dann werden alternative Antriebe benötigt“, betont Wolter. „Der Vorteil von Wasserstoff ist die relativ kurze Tankzeit.“ Der intelligente Speicher wird eineinhalb Jahre lang an sechs Standorten gezeigt und soll mithelfen, eine in naher Zukunft drängendere Frage zu beantworten: „Wie komme ich in die Stadt?“, so Wolfgang Wolter.

Reserveflächen stehen zur Verfügung

Die Geschäftsleitung möchte ein „ausgewogenes Verhältnis“ zwischen den Transportsystemen für Industriegase, dem Kerngeschäft, und den innovativen Wasserstoffprojekten schaffen. Zumal die neuen Technologien unter den aktuellen Bedingungen noch zu teuer sind. „Der Rahmen muss mit einer CO2-Steuer oder anderen Abgaben gesetzt werden. Wenn er so bleibt wie aktuell, dann wird es schwierig, die ökologischen Ziele zu erreichen“, erinnert Jochen Wystrach.

Wenn die erneuerbaren Energien in Deutschland jedoch an Bedeutung gewinnen, dann wird auch Wystrach deutlich wachsen. Davon sind die Verantwortlichen überzeugt. „Noch ist der Markt nicht reif. Wir sind aber auch nicht zwingend darauf angewiesen, dass es morgen los geht“, sagt Jochen Wystrach. „Unseren Fuß haben wir aber in der Tür“, meint sein Geschäftsführer-Kollege Wolfgang Wolter. 20.000 Quadratmeter Reservefläche entlang der B 9 stehen jedenfalls für weiteres Wachstum zur Verfügung.