Kalkar. In Kalkar gibt es immer wieder Zoff bezüglich der Personalausstattung. Britta Schulz und Martin Lindau erklären, wo aktuell der Schuh drückt.
Das war ein Satz der aufhorchen ließ: „Meine Bauverwaltung ist zurzeit ausgestorben“, sagte Bürgermeisterin Dr. Britta Schulz im letzten Bauausschuss der Stadt Kalkar. Seit Wochen und Monaten diskutiert die Politik über die Leistungsfähigkeit ihrer Verwaltung. Und da platzte der ersten Bürgerin der Stadt förmlich der Kragen: Immer mehr Aufgaben, immer mehr Wünsche - doch wer soll das alles leisten?
Wie ist es nun um die Kalkarer Stadtverwaltung tatsächlich bestellt? Pfeifen die Beamten und Angestellten tatsächlich aus dem letzten Loch? Und warum ist niemand mehr in der Bauverwaltung?
Zwei Leute für die Bauverwaltung
Britta Schulz und Martin Lindau erklären im NRZ-Gespräch die aktuelle Lage. In der Tat gibt es für das Gebäudemanagement in der Stadt nur eine festangestellte Hochbautechnikerin und einen jungen, engagierten Kollegen, der seit anderthalb Jahren eine Stelle ausfüllt, die auf drei Jahre befristet ist. Die Hochbautechnikerin sei seit Mai dauerhaft erkrankt und der Kollege müht sich redlich quasi zwei Jobs unter einen Hut zu bekommen: „Und irgendwann braucht er auch mal Urlaub“, sagt Britta Schulz, mit der Folge, dass zurzeit die Arbeit im Bereich Gebäudemanagement einfach liegen bleibt.
Die beiden Fachkräfte in der Bauverwaltung sind unter anderem für die Riesenbaustelle Schulzentrum zuständig und für 65 andere Bauobjekte in der Stadt: Kontrollen von Baustellen, Objektbetreuungen, Mängelmelder, Brandschutzpläne, Gewährleistungsansprüche, Rechnungskontrolle, die Kommunikation mit anderen Behörden und nicht zuletzt spontane Einsätze wie der Wasserschaden in der Realschule – die beiden städtischen Bediensteten können sich über mangelnde Arbeit nicht beklagen. Im Gegenteil: Weil die Zeit zu knapp ist, wurde bereits Geld verschenkt, weil die Gewährleistungsfristen nicht schnell genug überprüft worden sind.
Es fehlen fünf Stellen
Insgesamt fehlen laut Organisationsgutachten fünf Stellen in der Kalkarer Verwaltung und dies sei in dieser kleinen Einheit mit insgesamt 55 Vollzeitstellen gut zu merken: „Viele sind hier Einzelkämpfer. Wenn jemand ausfällt, dann gibt es keinen adäquaten Ersatz“, sagt Martin Lindau, der als neuer Fachbereichsleiter für das Personal zuständig ist.
Zusätzliche Anforderungen
In der Abteilung Tiefbau sieht es nicht besser aus. Ein Tiefbautechniker ist für 188 Kilometer Straßennetz zuständig, für die Umsetzung der Glasfaserleitungen, für defekte Straßenlaternen, für Kleinkläranlagen und Straßensanierungen. Eine Halbtagskraft kümmert sich um Straßenbaubeiträge und Abrechnungen, eine andere Halbtagskraft ist für das Thema Vergaben zuständig: „Die Anforderungen, die an die Verwaltung gestellt werden, haben auch zugenommen“, sagt Bürgermeisterin Britta Schulz.
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Nicht nur die Pflichtaufgaben seien mehr geworden, auch die Ansprüche der Bürger seien gestiegen: Es werden schneller Dinge gemeldet und der Anspruch bestehe, dass man sich auch sofort kümmere. Das sei auch gut so, sagt Schulz. „Denn schließlich sind wir Dienstleister für den Bürger.“
Im Fachbereich Finanzen seien anderthalb bis zwei zusätzliche Stellen nötig. Zurzeit gibt es für das Thema Steuern und Abgaben nur anderthalb Stellen: „Wir haben knapp 10.000 Steuerbescheide im Jahr“, sagt Lindau. Es gebe eine Person für die Buchhaltung, und eine Dame kümmert sich um den städtischen Haushalt. Für Controlling, Beteiligungen und das Thema Umsatzsteuer gibt es ebenfalls eine Person.
Und die Akquise von Fördermitteln wird durch eine Halbtagskraft organisiert. „Das sind alles komplizierte Dinge. Und wir brauchen auch die entsprechende Expertise, um zum Beispiel Fördermittel überhaupt beantragen zu können. Die Politik hat die Vorstellung, wir brauchen in Düsseldorf nur das Portemonnaie zu öffnen und die Scheine fliegen hinein. So einfach geht das nicht. Das erfordert viel Arbeit“, so Bürgermeisterin Britta Schulz.
Mehr Personal wird gefordert
Im Bauausschuss hat sie bereits angedeutet, dass die Verwaltung zusätzliches Personal benötigt. Zurzeit werden intern mehrere Workshops organisiert, in denen der genaue Bedarf ermittelt wird. Personalchef Martin Lindau wird diese Ergebnisse auswerten und dann dem Rat Vorschläge unterbreiten. „Wir werden hier nicht mit Personal um uns werfen. Aber um die Pflichtaufgaben erfüllen zu können, brauchen wir auch entsprechende Ressourcen“, sagt Schulz.