Kleve. Ein Schlüsseldienst mit dubiosen Geschäftspraktiken soll Profit aus der Not seiner Kunden geschlagen haben. Die Anklage fordert hohe Haftstrafen.
Überflüssige und schlampige Arbeiten, überteuerte Anfahren, überzogene Rechnungen: Im Prozess um die mutmaßliche Abzocke bei einem bundesweit tätigen Schlüsseldienst wird am Dienstag ein Urteil erwartet. Angeklagt sind die beiden 58 und 39 Jahre alten früheren Geschäftsführer des Unternehmens aus Geldern am Niederrhein. Die Staatsanwaltschaft hat für sie lange Haftstrafen gefordert, unter anderem wegen Betrugs - acht Jahre für den 58-Jährigen und vier Jahre für den 39-Jährigen. Die Verteidiger forderten Freisprüche.
Der Schlüsseldienst soll deutschlandweit für angeblich ortsansässige Betriebe geworben und dabei auch Telefonnummern mit örtlichen Vorwahlen angegeben haben. Tatsächlich wurden die Kunden laut Anklage über diese Nummern unbemerkt in die Zentrale nach Geldern umgeleitet, die die Monteure in den Regionen losschickte.
Rechnungen in die Höhe getrieben
Die oft kaum qualifizierten Mitarbeiter sollen dann die Rechnung mit allen Mitteln in die Höhe getrieben haben - etwa durch unnötige Arbeiten, mutwillige Beschädigung oder Wucher-Preise. Die Anklage sprach von mehr als 1000 Fällen von Betrug und Wucher - bundesweit, aber mit einem klaren Schwerpunkt in Nordrhein-Westfalen.
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Eine Rekordrechnung soll 3167 Euro betragen haben. Eigentlich ging es in diesem von der Anklage skizzierten Fall nur um ein defektes Schloss an einem Wohnwagen. Aber am Ende hatte der Monteur gleich noch eine «besondere Schließvorrichtung» mitverkauft.
Der Prozess hatte Mitte Januar begonnen. Unseriöse Schlüsseldienste sind den Verbraucherzentralen immer wieder ein Dorn im Auge: Solche Anbieter verlangten mitunter hohe dreistellige oder sogar vierstellige Beträge, nachdem sie die Tür aufgesperrt haben. (dpa)