Moers. . Ein ältere Dame aus Moers hat eine Rechnung blanko unterschrieben und ihr blaues Wunder erlebt. Der Betrug ist offenbar kein Einzelfall.

Es ist wohl einer der dreistesten Fälle von Verbraucherbetrug, den Gisela Daniels, Leiterin der Verbraucherzentrale Moers, jetzt in ihrer Jahresbilanz 2017 aufführte: Eine ältere Dame aus Moers hatte den Schlüsseldienst bestellt, weil sie nicht mehr in ihre Wohnung kam. Der Mann, der ihre Türe öffnete, ließ sich die Rechnung blanko unterschreiben – und nutzte das schamlos aus.

Denn als ihr die Rechnung ins Haus flatterte, traute die Seniorin ihren Augen nicht: 2533 Euro und 76 Cent sollte sie bezahlen. Die Rentnerin wandte sich um Hilfe an die Verbraucherzentrale. Dort reichte Gisela Daniels ein Blick, um den Verbraucherbetrug zu erkennen: Ein Abdeckblech kostet keine 449 Euro, aber die wollte der Schlüsseldienst haben, zusätzlich zu den anderen überhöhten Rechnungspositionen.

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Offenbar übernehmen andere jetzt die Masche

Dass sich hinter solchen Fällen auch ein groß angelegter Betrug verbergen könnte, zeigt ein aktueller Prozess vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Kleve. Zwei Männer aus Geldern stehen unter anderem wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs und bandenmäßiger Steuerhinterziehung vor Gericht. Betrug und Wucher in über 1000 Fällen wirft die Staatsanwaltschaft den beiden Betreibern eines deutschlandweit agierenden Schlüsseldienstes vor. Die Arbeiten unzureichend ausgebildeter Monteure seien in etlichen Fällen weder fachgerecht noch notwendig, dafür aber überteuert gewesen, so die Ankläger.

Von den mutmaßlich ergaunerten Summen hätten die beiden Gelderner über die Hälfte behalten – im Fall der Moerser Seniorin wären das rund 1400 Euro gewesen. Zwar stehen die beiden Gelderner vor Gericht, aber die Masche geht offenbar weiter: „Früher kamen die Rechnungen aus Geldern, heute aus Essen“, so Gisela Daniels.

Die Leiterin der Verbraucherzentrale Moers, Gisela Daniels.
Die Leiterin der Verbraucherzentrale Moers, Gisela Daniels. © Arnulf Stoffel

Doch meist sind es eher kleine Beträge, um die sich die Verbraucher geprellt sehen. Die Moerser Verbraucherzentrale erreichen täglich Mails, in denen um Beratung gebeten wird – etwa weil der Kabelanschluss plötzlich doppelt so teuer sein soll wie im Shop oder für die im Internet angebotene, vermeintlich kostenlose Kreditkarte Gebühren verlangt werden.

Die Beschwerden laufen nicht ins Leere

Immer wieder, so Gisela Daniels, gingen auch Beschwerden über Telefon- und Internetanbieter ein: Nach einem Tarif- oder Anbieterwechsel gibt es kein Netz, Beschwerdeversuche scheitern an stundenlangem Aufenthalt in Warteschleifen oder fehlenden Ansprechpartnern.

Wer sich an die Verbraucherzentrale wendet, dem kann indes in vielen Fällen geholfen werden: Gisela Daniels hat Ansprechpartner bei der Firmen, ihre Beschwerden laufen nicht ins Leere.

>>>> INFO

Die Verbraucherzentrale Moers führte 2017 insgesamt 844 Rechtsberatungen durch. Jeweils ein Drittel davon bezogen sich auf den Bereich Telefon/Internet sowie auf allgemeine Dienstleistungen.

Der geringste Anteil an Beratungen entfiel auf Freizeit (vier Prozent) und Energie (zwei Prozent). Kontakt: Kirchstraße 42, geöffnet Mo: 9 – 13, 14 – 17.30 Uhr; Di: 9 – 13Uhr; Do: 9 – 13, 14 – 17.30 Uhr; Fr: 9 – 13 Uhr.