Kleve. . 1417 wurde Graf Adolf von Kleve von König Sigismund zum Herzog ernannt. Danach wurde die Schwanenburg repräsentativ im gotischen Stil modernisiert.
Vor 600 Jahren, am Mittwoch dem 28. April 1417, wurde Graf Adolf von Kleve in den Herzogstand erhoben und aus der Grafschaft Kleve wurde ein Herzogtum. Ort des Geschehens war Konstanz. In dieser Stadt am Bodensee fand damals der größte Kongress des Mittelalters statt: das Konstanzer Konzil (1414-1418). Daran beteiligten sich zahlreiche Kardinäle, Bischöfe und Äbte, sowie Fürsten und Theologen aus der ganzen christlichen Welt.
Das Konzil war ein Kongress, der sich mit der Frage der Einheit der Kirche auseinandersetzte. Seit 1378 gab es mehrere Päpste gleichzeitig, das spaltete die Kirche. Und dieses Schisma wurde nun beendet. Als Johannes XXIII. das Konzil 1414 einberief, hatte es neben ihm noch zwei Nebenpäpste gegeben, doch Martin V. konnte das Konzil am 22. April 1418 als einzig verbliebener Papst schließen.
Eine angenehme Verpflichtung
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Als leitender Geist des Konzils gilt Sigismund, der spätere Kaiser (1433-1437). Er war 1410 zum römischen König und damit quasi zum Anwärter auf die Kaiserwürde gewählt worden. Von Anfang an setzte er sich für das Gelingen des Konzils ein. Die weltliche Politik verlor er aber nicht aus den Augen: 1415 und 1417 berief er einen Reichstag nach Konstanz ein. Im Februar 1417 forderte er Inhaber von Reichslehen, die ihn noch nicht als Lehnsherr anerkannt hatten, dazu auf, bis Ende Mai nach Konstanz zu kommen um dort ihre Lehen von ihm zu empfangen.
Solche Verleihungen gehörten zu den angenehmen Pflichten des Königs. Sie fanden in Form von großen Feierlichkeiten statt. Politisch waren sie bedeutend, weil mächtige Herren sich hier in aller Öffentlichkeit dem König unterordneten. Und außerdem brachten sie viel Geld ein. Von den Leuten, die belehnt wurden, erwartete man ein großes Geldgeschenk für den König und sie zahlten beachtliche Belehnungs- und Beurkundungsgebühren.
Es fanden damals auch erstmalige Belehnungen statt. Am bekanntesten ist die Belehnung des Burggrafen von Nürnberg, Friedrich IV. von Zollern, mit der Mark Brandenburg am 18. April 1417. Diese begründete letztendlich die Dynastie der späteren Könige von Preußen. Die Belehnung fand mit viel Zeremoniell und Prunk statt. Weitgehend identisch verlief zehn Tage später die Herzogserhebung Graf Adolfs von Kleve, bei der dieser mit dem Herzogtum Kleve belehnt wurde. Über beide Veranstaltungen informiert uns die Konzilschronik des Konstanzer Bürgers Ulrich Richental, die auch in illustrierter Form überliefert ist.
Graf Adolf konnte es sich leisten
Adolf war 1373 geboren. Sein gleichnamiger Vater regierte seit 1368 als erster Graf von Kleve aus dem Hause Mark. Nach dessen Tod (1394) trat Adolf das Erbe in Kleve an. Sein jüngerer Bruder Dietrich war damals bereits Graf von der Mark. Gemeinsam schlugen sie 1397 in der Schlacht im Kleverhamm Herzog Wilhelm von Berg, der mit einem großen Heer in die Grafschaft Kleve eingedrungen war. Viele Feinde gerieten damals in die Gefangenschaft Adolfs und das Lösegeld, das für sie gezahlt wurde, soll ihn sehr reich gemacht haben. Nachdem sein Bruder 1398 vor Elberfeld gefallen war, vereinte Adolf die Grafschaften Kleve und Mark. Im Jahr 1400 heiratete er Agnes von Bayern, deren Vater Ruprecht, Pfalzgraf bei Rhein, im gleichen Jahr zum römischen König gewählt wurde. Nachdem Agnes 1404 frühzeitig verstorben war, heiratete Adolf 1406 Maria, Tochter des Herzogs von Burgund, Johann Ohnefurcht.
Die Urkunde Sigismunds zur Erhebung Adolfs in den Herzog-stand, nennt als Gründe seine edle Herkunft, den Umfang seiner Herrschaft und seine Ergebenheit sowie die seiner Vorfahren der Krone gegenüber. Der klevische Chronist Gert van der Schuren weist auf die beiden Heiraten Adolfs hin: die Herzogswürde käme ihm zu, weil die erste Heirat ihn in die Nähe des römischen Königs gebracht hätte und die zweite in die des Königs von Frankreich, mit dem die Herzöge von Burgund verwandt waren. Sicher ist auf jeden Fall: Adolf konnte sich die Erhebung finanziell leisten.
Der Erhebungs- und Belehnungsakt fand frühmorgens „in der 8. Stunde“ auf dem Obermarkt in Konstanz statt. Wahrscheinlich benutzte man das mit goldenen Tüchern geschmückte Gerüst am Haus zum Hohen Hafen, das zehn Tage zuvor bereits bei der Belehnung Friedrichs IV. von Zollern benutzt worden war. Die Häuser am Markt waren mit Menschen überfüllt und es schauten viele Kardinäle und Bischöfe zu, von denen einige auf Pferden saßen und andere sich in der Nähe des Königs aufhielten. Herzog Rudolf von Sachsen hielt das Zepter des Königs, Herzog Johann Bayern den Reichsapfel und der neue Markgraf von Brandenburg das Schwert. Zum Ritual gehörte, dass er dieses dem König kurz durch die Krone steckte. Adolf hielt einen Spieß mit der klevischen Fahne in Händen. Nach vollzogenem Zeremoniell gab der neue Herzog einen köstlichen Imbiss aus und schenkte den Posaunisten, Pfeifern und Torhütern ordentliche Geldsummen.
Die neue Würde brachte keine neuen Aufgaben oder Befugnisse mit sich, aber steigerte wohl das Ansehen Adolfs und Kleves. Adel verpflichtet: Die Schwanenburg wurde in den darauffolgenden Jahren im gotischen Stil modernisiert und beherbergte 1448, als Adolf hier im Zimelienturm verstarb, eine Hofhaltung von einigen hundert Personen.