Essen-Bochold. Seit April ist die Gaststätte „Eichenbalken“ in Essen geschlossen, die Tür versiegelt. Über die Gründe wird im Stadtteil spekuliert.

Die Rollläden sind ein Stück heruntergelassen, das Eisengitter vor dem Eingang verschlossen. Es ist Mittagszeit. Eigentlich sollte das Restaurant „Eichenbalken“ in Essen-Bochold jetzt geöffnet sein. Doch alles ist dunkel. Durch die dicken Glasbausteine ist drinnen bis auf Umrisse der rustikalen Einrichtung kaum etwas zu erkennen. Mediterrane Küche mit vegetarischen und veganen Speisen gab es hier zuletzt. Dank Biergarten, kostenfreien Parkplätzen und Räumlichkeiten für Veranstaltungen war die Gaststätte im Umfeld durchaus beliebt.

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Zu den Gründen für die Schließung weiß man in der Nachbarschaft nicht viel. Passanten können nur mutmaßen. „Heute ist Ruhetag“, sagt einer, eine andere antwortet: „Die haben bestimmt Betriebsferien.“ Dafür spricht zunächst, dass der Telefonanschluss nach wie vor existiert – auch wenn derzeit niemand abnimmt. Bei einschlägigen Restaurant-Portalen im Netz werden immer noch die aktuellen Öffnungszeiten angezeigt.

Essen-Bochold: Vorgeschichte um Schusswaffen-Verkauf beunruhigt die Gäste

Dass hinter der Schließung jedoch deutlich ernstere Gründe stecken müssen, offenbart ein Blick durch das Gitter auf die schwere Eingangstür. Die Aufschrift eines dunkelroten Aufklebers auf dem Schloss lässt tatsächlich etwas anderes als eine vorübergehende Pause vermuten: „Achtung! Dieser Raum ist amtlich verschlossen und versiegelt. Seine widerrechtliche Öffnung oder Nutzung wird als Hausfriedensbruch und Siegelbruch strafrechtlich verfolgt.“ Daneben: ein Siegel der Stadt Essen. Darunter: Aktenzeichen, Datum, Unterschrift.

Ein Siegel vom Ordnungsamt der Stadt Essen verklebt das Schloss vom Restaurant „Eichenbalken“.
Ein Siegel vom Ordnungsamt der Stadt Essen verklebt das Schloss vom Restaurant „Eichenbalken“. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Das Restaurant an der Bocholder Straße ist also definitiv und von Amts wegen geschlossen. Warum, darüber wird derzeit in den sozialen Medien eifrig spekuliert. Schließlich hat der „Eichenbalken“ eine, wenn man so will: wenig appetitliche Vorgeschichte. Schon 2018, als die Küche hier noch nicht mediterran, sondern rustikal war, kamen üppige Grillteller und Balkangemüse auf den Tisch, während unter dem Tresen scharfe Schusswaffen und dazugehörige Munition verkauft wurden. Nach einem Hinweis kroatischer Behörden zur Bekämpfung organisierter Kriminalität war seinerzeit der damalige Betreiber des Restaurants, ein Gastronom aus Bosnien-Herzegowina, festgenommen worden. Der Vorwurf: Verstoß gegen das Waffengesetz und das Kriegswaffenkontrollgesetz, unter das auch halbautomatische und vollautomatische Sturmgewehre fallen.

Stadt Essen bestätigt „laufendes Verfahren“, hüllt sich aber sonst in Schweigen

Und was war es diesmal? Eine aktuelle Nachfrage dieser Zeitung bei der Stadt Essen bringt nur wenige Informationen zu den Hintergründen: Ja, das Restaurant „Eichenbalken“ an der Bocholder Straße 93 sei vom Ordnungsamt geschlossen worden. Man habe die Erlaubnis des Betreibers mit Datum vom 29. Februar 2024 widerrufen und ihn aufgefordert, bis zum 31. März zu schließen. Am 11. April hat das Ordnungsamt die Räume schließlich versiegelt. Mit Blick auf ein „laufendes Verfahren“, so Stadtsprecher Patrick Betthaus könne man darüber hinaus jedoch „keine weiteren Angaben zum Sachverhalt“ machen.

Schließt das Ordnungsamt einen Betrieb, kann das viele Gründe haben – von mangelnder Hygiene über fehlende Konzessionen bis zu Verstößen gegen die Brandschutzauflagen. Den ehemaligen Gästen bleibt also letztlich nicht viel mehr als Mutmaßungen. Einige bedauern die Schließung. „Ich bin häufig mit meiner Familie zum Mittagessen im ,Eichenbalken‘ gewesen“, heißt es etwa in einer E-Mail an die Redaktion. Vor Ort selbst schwankt die Stimmung zwischen Desinteresse und Verärgerung darüber, dass die Nachbarschaft keinerlei konkrete Informationen zum Sachverhalt erhält. „Nach der Vorgeschichte möchte man schon wissen, was jetzt wieder los ist, man ist einfach verunsichert“, klagt eine Frau. Ihren Namen möchte sie nicht in der Zeitung lesen. „Da waren schließlich mal Waffenhändler am Werk.“

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