Essen. . Der Betreiber eines Essener Restaurants soll illegale Waffen bei kroatischen Kriminellen erworben haben. Die Behörden schlugen grenzüberschreitend zu.

Im rustikalen Restaurant „Eichenbalken“ gab’s nicht nur üppige Grillteller mit allerlei Balkangemüsen, sondern auch eine ganz besonders heiße Ware: Scharfe Schusswaffen samt blauer Bohnen hatte der Betreiber der Bocholder Traditionskneipe zwar nicht auf der Karte, wohl aber unterm Tresen im Angebot. 15 Kilo Munition und ein Gewehr stellten Ermittler bei der länderübergreifenden Polizeirazzia mit Einsatzhundertschaft und einer Spezialeinheit am Montagmorgen bei der Durchsuchung des Betriebs und zweier Wohnungen an der Bocholder Straße sicher.

Wie berichtet, ließ sich der 42 Jahre alte Betreiber des Ladens widerstandslos festnehmen. Seit Dienstagmittag sitzt der Gastronom aus Bosnien-Herzegowina in Untersuchungshaft, berichtete Oberstaatsanwältin Anette Milk am Tag nach dem Einsatz. Der Betreiber des „Eichenbalken“ steht unter dem Verdacht, mehrfach illegale Waffen bei einer kriminellen Vereinigung in Kroatien erworben zu haben, um sie dann an dubiose Kunden weiterzukaufen.

Oberstaatsanwältin: „Das ist ein Verbrechen“

Auch wenn den Essener Behörden über die Endabnehmer noch nichts bekannt ist, wie Milk sagt – nach dem Fund in Bochold lautet der Vorwurf auf Verstoß gegen das Waffengesetz und das Kriegswaffenkontrollgesetz, unter das auch halbautomatische und vollautomatische Sturmgewehre fallen. Deren Besitz ist so verboten wie nicht genehmigungsfähig, so Milk – außer zum Beispiel für Polizisten und Zollbeamte. Wer auch nur eine dieser Langwaffen sein Eigen nennt, dem droht eine Haftstrafe von mindestens einem Jahr, sagt die Oberstaatsanwältin: „Das ist ein Verbrechen.“

Ermittler durchsuchten den „Eichenbalken“ und zwei Wohnungen an der Bocholder Straße.
Ermittler durchsuchten den „Eichenbalken“ und zwei Wohnungen an der Bocholder Straße. © Köpsel

Und genau das werfen die Behörden dem Essener vor, dem die hiesigen Ermittler nach einem Hinweis kroatischer Behörden zur Bekämpfung der Organisierten Kriminalität auf die Spur kamen, weil er einem Kunden in der Schweiz die heiße Ware verkauft haben soll, so Milk. Der Bande in Kroatien waren die Ermittler aus Osijek bereits geraume Zeit auf der Spur, bis sie am Montag zeitgleich mit den deutschen Behörden zuschlugen.

Panzerbrechender Raketenwerfer sichergestellt

In der Balkan-Republik wurden 19 Verdächtige im Alter von 45 bis 69 Jahren festgenommen, 26 Häuser durchsucht, 63 Lang- sowie 46 Kurzwaffen, fünf Handgranaten, rund 600 Schuss Munition und etwa 70 000 Euro Bargeld sichergestellt, sagte Milk. In der Schweiz stießen die Ermittler auf zahlreiche Pistolen, Revolver, Gewehre und eine Handbombe. Dazu fand sich ein panzerbrechender Raketenwerfer jugoslawischer Machart, den die Bande auf dem illegalen Markt angeboten haben dürfte.

Wie lange die krummen Geschäfte schon liefen, bevor die Behörden den Machenschaften einen Riegel vorschoben, können die Behörden nicht genau sagen. „Das muss schon eine Weile so gehen“, meinte Milk. Und es muss einträglich gewesen sein: Die Waffenschieber planten bereits, ihre Aktivitäten in der Schweiz auszubauen und auf Belgien auszuweiten.