Essen-Katernberg. Der Garten und das Café öffnen samstags für Besucher. Zwischen Wildblumen, Obstbäumen und Gemüsepflanzen scheint die Stadt weit weg.
Erst ein Stück die Bonnekampstraße entlang, bis sie zur Bonnenkamphöhe wird, dabei von der leichten Steigung nicht abschrecken lassen und bis zum höchsten Punkt weitergehen. Nun nur nur noch durch das Tor – und schon landet man in einem kleinen Paradies: zwitschernde Vögel, summende Bienen, rauschende Blätter. Alles blüht und grünt und duftet. Die Stadt scheint weit entfernt im Naturgarten der Bonnekamp-Stiftung.
Jeden Samstag dürfen Besucher während der Saison hier den Alltag vergessen und die Natur genießen: Pfade führen über das drei Hektar große Grundstück, auf großen Schildern sind Erklärungen zu lesen: über die „Wildblumenwiese“, den „Pfad der verbotenen Früchte“ oder den „Jungpflanzenbereich“.
Pfade führen durch den Essener Garten, auf Schildern werden die einzelnen Bereiche erklärt
Denn der Garten ist in mehrere Bereiche aufgeteilt: Etwa ein Hektar ist für verschiedene Obst- und Gemüsekulturen reserviert, in einem anderen Teil darf die Natur wild wachsen. Mit Kooperationspartnern werden Bildungsprojekte organisiert. Es gibt eine Fläche für Kompostwirtschaft, einen kleinen Teich, Sitzbänke, und, ganz neu: Ein Bett. Wie, bitte? „Ja, kein Scherz. Das ist ein altes Ikea-Modell, komplett aus Metall“, erklärt Stiftungsgründer Hubertus Ahlers. Draufgelegt habe man eine Luftmatratze.
Und tatsächlich: Ein wenig versteckt, an einem schattigen Plätzchen, steht das Bett. Hier lässt es sich ausruhen, träumen, den Gedanken nachhängen. Bis der Hahn kräht. Denn den gibt es hier auch. Gerade erst habe er einen Fuchsangriff am helllichten Tag überlebt, erzählt Ahlers, nun dürfe er nun nur noch unter Aufsicht raus.
Mischkulturen und hohe Artenvielfalt im Essener Bonnekamp-Garten halten die meisten Schädlinge fern
Svenja Kronauer zeigt eines der Gewächshäuser. Noch stehen die Pflanzen hier in Töpfen auf den Tischen: Aubergine, Kürbis, Paprika, Gurke und 17 unterschiedliche Tomatensorten. Ahlers „älteste Begleiter“ sind zwei Fleischtomatensorten, die von ihm, wie er erzählt, schon seit 40 Jahren vermehrt würden: die rote „Saint-Pierre“ und „Dills Gelbe Helene“. Geschmacksintensiv und zarthäutig seien die, schwärmt er. Auch einen „crunchy Salatmix mit essbaren Blüten“ habe man im Angebot, oder Eiskraut: „Das hat große saftige Blätter, die säuerlich-salzig schmecken“, sagt Ahlers.
Der Weg auf die Bonnekamphöhe
Der nächste Gartentag ist am Samstag, 25. Mai, von 14 bis 18 Uhr. Das erste Gemüse am Marktstand wird voraussichtlich ab Mitte Juni verkauft. Am 29. Juni von 13 bis 20 Uhr soll es außerdem einen Jungpflanzenmarkt für späte Kulturen geben.
Die Adresse des Gartens, Bonnekamphöhe 50, ist nicht beschildert, doch wer der Bonnekamphöhe bis zum Ende folgt, findet den Eingang. Es gibt zwar Parkplätze vor Ort, aber wer sich die Suche ersparen will, kann den Garten auch gut mit dem Rad über die Fahrradtrasse „Zechentour“ erreichen. „Auf der Höhe der blauen Eisenbahnbrücke an der Straße Kleiner Bruch befindet sich der Eingang zum Wald, der ausgeschildert ist“, sagt Svenja Kronauer. Zu Fuß könne man den Fußweg am Karl-Meyer-Platz (an der Schwanhilden-Apotheke vorbei) nutzen.
Wer Lust hat, ehrenamtlich im Garten mitzuhelfen, kann sich per Mail an info@bonnekamp-stiftung.de wenden. Weitere Infos zum Projekt gibt es auf der Internetseite: bonnekamp-stiftung.net
Ein Teil der Pflanzen wird auf dem Jungpflanzenmarkt verkauft werden, der Rest kommt ins Beet – die Pflanzlöcher sind teilweise schon vorbereitet. Doch mit dem Einpflanzen wollen sie noch etwas warten, erklärt Svenja Kronauer, nachdem die Schnecken einen Großteil des Kohlrabis und der dicken Bohnen, die bereits eingepflanzt waren, abgefressen hätten. „Da hilft wirklich nur: nachts absammeln. So schlimm wie in diesem Jahr war es noch nie mit den Schnecken.“ Wenigstens gebe es sonst keine Schädlinge, die Probleme verursachen – obwohl Pestizide hier nicht zum Einsatz kämen. Stattdessen sorge das Gartenkonzept für Regulierung: Indem man die Artenvielfalt hochhalte und auf Mischkulturen setze, erklärt Ahlers. „Wenn man das tut, kann sich keine Art so sehr ausbreiten, dass sie großen Schaden anrichten würde.“
Dank dieser Grundhaltung, und weil im unmittelbaren Umkreis keine intensiv bewirtschafteten Äcker vorhanden seien, sei die Tierpopulation im Garten so hoch: Singvögel, Schmetterlinge, Molcharten, Frösche, alle möglichen Insekten. „Wenn man im Sommer hier sitzt“, sagt Ahlers, „schwirren die Insekten um einen herum. Das ist wie eine Kindheitserinnerung.“
Im Café der Bonnekamp-Stiftung wird serviert, was im Garten geerntet wurde
Seit 2014 betreibt die Bonnekamp-Stiftung den Garten. Am Anfang sei das Gelände Brachland gewesen, mit Brombeerhecken überwuchert. Hubertus Ahlers rodete, verbesserte den Boden, pflanzte Obstbäume und legte Beete an.
Im Eingangsbereich neben dem Tor entstand vor einigen Jahren das kleine Café, um das sich Svenja Kronauer kümmert. Geöffnet ist in der Regel dann, wenn auch der Garten seine Tore öffnet: samstags von 14 bis 18 Uhr. „Vom Beet auf den Teller“ lautet ihr Konzept, das bedeutet: Ein Teil der Ernte aus dem Garten wird verarbeitet, so dass die Speisen im Café angeboten werden können.
Neben dem Cafébetrieb ist der Verkauf der Pflanzen, darunter neuerdings auch heimische Wildkräuter, des Gemüses und Honigs die finanzielle Stütze der Stiftung. Bei aller Liebe zum Garten: Es muss auch Geld erwirtschaftet werden, um das Projekt am Laufen zu halten. Deshalb sei man auch auf die Unterstützung von Ehrenamtlichen angewiesen. Zu deren Aufgaben gehöre zum Beispiel das Unkrautjäten, Mulchen, Gießen, Ernten, Verarbeiten, sagt Svenja Kronauer. Typische Gartenarbeit eben. Vorkenntnisse wünschenswert, aber nicht zwingend erforderlich. Im Gegenzug gibt es Natur satt, und, trotz Arbeit, sicher ein paar Urlaubsgefühle.
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