Essen. Lange Schlange und sechs Stunden Wartezeit: Hunderte kamen in Essen zur Eröffnung von „Baba‘s Döner“ des Berliner Rappers Massiv.

Dicht gedrängt in Vierer-Reihen stehen sie schon seit Stunden in der prallen Mai-Sonne auf dem Bürgersteig der Friedrich-Ebert-Straße in Essen. Sie warten auf den 1-Cent-Döner. Und noch mehr auf Massiv, den Star-Rapper, der in der Clan-Saga „4 Blocks“ den kriminellen Hamady-Schwager Latif gab. An diesem Freitag schlüpft Massiv in seine neue Rolle - die des Gastronomen. In Essen eröffnet er die mittlerweile zehnte Filiale von „Baba‘s Döner“.

Hunderte stehen Schlange, die ersten sind schon seit neun Uhr da

Hunderte stehen am Freitag um kurz vor 13 Uhr bereits vor Baba‘s Döner Schlange. Sie freuen sich auf den 1-Cent-Döner zur Eröffnung und auf ein Selfie mit dem Rapper Massiv. Einige warten schon seit neun Uhr früh.
Hunderte stehen am Freitag um kurz vor 13 Uhr bereits vor Baba‘s Döner Schlange. Sie freuen sich auf den 1-Cent-Döner zur Eröffnung und auf ein Selfie mit dem Rapper Massiv. Einige warten schon seit neun Uhr früh. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Youssef (14), Hussein (12) und Mohammad (13) stehen fast am Eingang der neuen Döner-Schmiede an der Ecke zur Turmstraße, sozusagen in der Pole Position. „Wir warten schon seit neun Uhr hier“, sagen die Jungs, die an diesem Brückentag schulfrei haben. Nur Fahranaz (17) aus Steele und ihre Freundin Aaliyah sind noch näher an der Tür, die sich eigentlich um 14 Uhr öffnen sollte.

Schon eine Stunde vor der offiziellen Eröffnung ist der Rummel groß, Hunderte Kids stehen bereits auf dem Bürgersteig. Die Security-Leute haben rot-weiß geflattert, immer wieder ermahnen sie die Menge inständig, doch brav zu sein und Zweier-Reihen zu bilden: so wie beim Schulausflug zum Museum. Doch das will nicht so recht klappen.

Das Publikum hat überwiegend Migrationshintergrund: viel Libanon ist vertreten, aber auch Menschen mit kurdischen, arabischen oder türkischen Wurzeln sind gekommen. Was auffällt: Fast die Hälfte der Schlange ist weiblich, einige tragen Kopftuch und Jeans - und sind aufwändig geschminkt und gestylt.

Massiv ist einer der Ältesten im Game, ich habe ihn schon mit 16 bewundert. Er steht auf der Seite der Minderheiten und spricht das aus, was die denken, die keine Stimme haben.“
Cansel (26) - Regierungsinspektorin im Polizeipräsidium Köln

Die Schwestern (v. li.) Cansel, Dilara und Özlem sind hauptsächlich wegen Massiv gekommen.
Die Schwestern (v. li.) Cansel, Dilara und Özlem sind hauptsächlich wegen Massiv gekommen. © G. N.

Am Ende der Schlange stehen vier Schwestern: die Zwillinge leben in Essen, die beiden anderen in Köln. „Wir sind spontan gekommen“, sagt Cansel (26), die ein langes Familien-Wochenende in Essen verbringt und jetzt hauptsächlich wegen des Rappers gekommen ist. „Massiv ist einer der Ältesten im Game, ich habe ihn schon mit 16 bewundert.“

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Die 26-Jährige steht in Köln als Regierungsinspektorin in Diensten der Polizei und bewundert die „Message“ in seinen Texten. „Massiv steht auf der Seite der Minderheiten und spricht das aus, was die denken, die keine Stimme haben.“

Als der neue Dönerladen um kurz nach 15 Uhr endlich seine Pforten öffnet, strömen Hunderte in das Imbisslokal. Der Döner kostet nur einen Cent.
Als der neue Dönerladen um kurz nach 15 Uhr endlich seine Pforten öffnet, strömen Hunderte in das Imbisslokal. Der Döner kostet nur einen Cent. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Das Warten zieht sich inzwischen arg in die Länge, es ist schon halb drei und die Tür zu Baba‘s Döner ist immer noch geschlossen. Aber das scheint den Hunderten in der Schlange nicht sonderlich viel auszumachen. Auch in Baba‘s Döner lassen sie sich viel Zeit. Immerhin sind jetzt die beiden 100-Kilo-Spieße, der eine Kalb, der andere Hähnchen, festgeschraubt. Auch Tomaten, Gurken, Soßen und Fladenbrotwerden vorbereitet. Es spricht sich rum, dass Massiv und sein Freund Manuellsen schon seit Donnerstag in der Stadt sind.

Um 15 Uhr hat das Warten ein Ende: Die schwarze Limousine mit Massiv fährt vor

Der Rapper Massiv (li.) posiert in seinem neuen Essener Geschäft mit Bilal Hassan und einem Bekannten.
Der Rapper Massiv (li.) posiert in seinem neuen Essener Geschäft mit Bilal Hassan und einem Bekannten. © G. N.

Um kurz nach 15 Uhr hat das Warten endlich ein Ende. Eine schwere BMW-E-Limousine mit Berliner Kennzeichen rollt vor: mit Massiv auf dem Beifahrersitz, hinten drin Bilal Hassan, den die meisten immer noch lieber mit seinem Spitznamen „Pumpgun“ ansprechen. Die Menge ruft begeistert „Massiv, Massiv“.

Essen ist bereits die zehnte „Baba Döner“-Filiale in Deutschland. „In Essen leben viele meiner Brüder, ich mag die starke Community in dieser Stadt, deshalb bin ich gerne hier“, sagt Massiv. Er weiß, dass er Kult-Status genießt und Vorbild ist. Sein Beispiel zeige, dass man viel erreichen könne in diesem Land. „Du kannst Musiker werden, Schauspieler und Gastronom.“

Der Spieß wird angeschnitten. „In Essen leben viele meiner Brüder, ich mag die starke Community in dieser Stadt“, sagt Massiv.
Der Spieß wird angeschnitten. „In Essen leben viele meiner Brüder, ich mag die starke Community in dieser Stadt“, sagt Massiv. © FUNKE Foto Services | Jonas Richter

Den Begriff „Clan-Kriminalität“ lehnt er ab, weil er stigmatisierend und diskrimierend sei. „Und irgendwie peinlich.“ Schließlich sei auch die Politik mitverantwortlich dafür, dass Menschen aus Großfamilien auf die schiefe Bahn gerieten. „Sie sind kriminell geworden, weil man ihnen keine Arbeitserlaubnis gegeben hat“, sagt Massiv. Die Männer um ihn herum nicken zustimmend.

Ehrfürchtig bitten die Gäste, die jetzt ins Restaurant strömen, den Star um ein Selfie. Seine Pose ist cool, der Gesichtsausdruck hinter der Sonnenbrille variert zwischen ernst und heiter. Massiv, ganz in Schwarz gewandet und Silberkette am Hals, zeigt gerne seinen muskulösen tätowierten Arme. Die Fotowünsche erfüllt er geduldig: Mohammad, der sechs Stunden gewartet hat, strahlt vor Freude und holt sich jetzt seinen 1-Cent-Döner ab, ein Döner nach Berliner Machart.

„Ich erfinde das Rad nicht neu, aber unser Döner und seine Soßen haben was Feines“, sagt Massiv. Und wie isst er ihn selbst? „Ganz schlicht mit allem“, sagt er und lächelt zufrieden. Hier spricht er im Video über seine Neueröffnung:

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