Essen. Im Fünf-Jahresvergleich gehört Essen sogar zu den Großstädten mit dem stärksten Preisanstieg. Wie setzt sich die Entwicklung fort?
Preisreduktion, „Attraktiver Kaufpreis“ oder gar „Preissturz“: Mit solchen Lockbotschaften versuchen derzeit Verkäufer im Immobilienportal Immowelt Eigentumswohnungen in Essen an den Mann oder die Frau zu bringen. Bis vor etwa zwei Jahren hätten sich Käufer die Augen ob solcher Formulierungen gerieben. Damals nämlich kannten die Preise für gebrauchte Eigentumswohnungen nur eine Richtung: nach oben.
Das hat sich bekanntermaßen gedreht. Und dennoch: Der bei vielen Kaufinteressenten erhoffte Preissturz ist längst nicht so deutlich ausgefallen. Das belegen aktuelle Zahlen, die Immowelt jetzt veröffentlicht hat und die sich damit auch mit dem erst kürzlich vorgestellten Grundstücksmarktbericht für Essen decken.
Immowelt hat sich für die Auswertung die Quadratmeter-Preise für inserierte Eigentumswohnungen an drei Stichtagen angesehen: am 1. Mai 2019, am 1. Mai 2022 und am 1. Mai 2024. Was auffällt: Trotz der jüngsten Preisrückgänge sind Immobilien in Essen immer noch deutlich teurer als vor fünf Jahren. Die Korrektur nach den Boomzeiten war also geringer als vielleicht erwartet.
Eigentumswohnungen in Essen klettern über die 2000-Euro-Marke
Laut Immowelt verlangten Verkäufer Anfang Mai 2019 für eine Eigentumswohnung im Schnitt 1833 Euro pro Quadratmeter. In der Hochphase 2022 stieg der Angebotspreis deutlich an auf 2730 Euro. Momentan bewegen sich die Preise bei 2462 Euro. Das sind zwar zehn Prozent weniger als vor zwei Jahren, aber immer noch 34 Prozent mehr als vor fünf Jahren (ungeachtet der Inflation). „Die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre verdeutlicht, dass es trotz der jüngsten Preisrückgänge zu keinem dramatischen Wertverlust bei Wohnimmobilien gekommen ist“, sagt Immowelt-Geschäftsführer Felix Kusch.
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Damit gehört Essen zu den deutschen Großstädten, in denen der Preisschub seit 2019 besonders deutlich war. Auch in anderen Ruhrgebietsstädten wie Gelsenkirchen, Dortmund oder Duisburg ging es im Fünf-Jahresvergleich von Immowelt deutlich nach oben. Offenbar versuchten Verkäufer in diesen Städten, in denen Immobilien als vergleichsweise günstig gelten, die Gunst der Stunde zu nutzen.
Essener Makler erwartet kaum noch sinkende Immobilienpreise
„Die hohen Preise, wie vor zwei Jahren, sind mit wenigen Ausnahmen nicht mehr umsetzbar“, betont auch Gordon Brandt vom Essener Maklerunternehmen Großmann Immobilien-Consult. Brandt ist gleichzeitig Mitglied beim Verein Immopromeo Grundstücksbörse Ruhr, der in dieser Woche den aktuellen Gewerbemietspiegel für Essen, Mülheim und Oberhausen vorstellte. Darin betrachtet der Maklerverbund auch Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt.
Dabei habe nicht nur der Anstieg der Zinsen dafür gesorgt, dass Immobilien weniger nachgefragt wurden und so mancher Verkäufer deshalb von allzu hohen Preisvorstellungen abrücken musste. Immer wichtiger sei auch das Thema Energie, das gerade bei älteren, unsanierten Immobilien eine Rolle spiele. Für Käufer sei heute nicht mehr allein die Lage einer Immobilie der ausschlaggebende Faktor, sondern auch der Energieausweis. Wenn dort ein „E“ oder eine schlechtere Kategorie stehe, sei das schon ein deutlicher Makel, der preismindernd wirke, heißt es.
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Wie es mit den Preisen bei Wohnimmobilien in Essen weiter geht? Vieles deutet laut Brandt daraufhin, dass sich der Markt wieder auf ein gesundes Maß einpegelt: 1. Das Angebot sei gut; um etwa das Vierfache höher als in den Boomzeiten, als es auch bei den Immobilienportalen deutlich weniger Inserate gab. 2. Die Bauzinsen sind seit längerem stabil, seien somit für Käufer kalkulierbarer.
Noch sei die Zurückhaltung zu spüren. Aber der Makler rechnet damit, dass das Interesse, eine Immobilie zu kaufen, wieder zunehmen wird. Brandt geht deshalb davon aus, dass die Preise in nächster Zeit allenfalls noch leicht nachgeben werden. „Einen Verfall wird es aber nicht geben“, prognostiziert er.
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