Essen. Das frühere Dorint-Hotel in Essen-Rüttenscheid sollte zwangsversteigert werden. Ein Sieger schien schon festzustehen, doch dann kam alles anders.

Es war eine umkämpfte Zwangsversteigerung, die am Ende ohne Sieger blieb: Gleich sechs Interessenten haben sich am Freitagmorgen im Saal 182 des Amtsgerichtes einen harten Bieterwettstreit um das ehemalige Dorint-Hotel in der Müller-Breslau-Straße in Essen-Rüttenscheid geliefert.

Dass ein Käufer kein Schnäppchen erwarten durfte, war schnell klar. Das Mindestgebot von 2,25 Millionen Euro war nach nur wenigen Minuten bereits um eine Million Euro übertroffen. Nach einer Stunde stand das höchste Gebot bei 4,615 Millionen Euro. Es lag mit 115.000 Euro sogar über dem vorher ermittelten Verkehrswert und kam von einem Bauunternehmer aus Düsseldorf. Doch quasi in letzter Minute, viele der etwa 60 Anwesenden hatten zu diesem Zeitpunkt schon den Saal verlassen, versagte der Gläubiger den Zuschlag. Ihm war die erzielte Summe offensichtlich zu niedrig.

Essener Allbau bietet um ehemaliges Dorint-Hotel mit

Damit stehen die Zeichen, wie es mit dem Gebäude weitergehen soll, wieder auf Anfang. Die Immobilie wird seit längerem schon nicht mehr als Hotel genutzt. Zuletzt hatte sich die Dorint-Gruppe während der Corona-Zeit zurückgezogen. Seit 2022 wird es von der Stadt als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Mit rund 200 Plätzen gehört es zu den großen Flüchtlingseinrichtungen in Essen. Allerdings läuft der Mietvertrag, den die Stadt mit dem Eigentümer geschlossen hatte, Ende September* aus. Angesichts weiter steigender Flüchtlingszahlen wäre die Aufgabe des Objekts für die Stadt ein herber Schlag.

Nicht zuletzt deshalb bot am Freitag auch der Allbau um das Hotel kräftig mit. Mit einem Erwerb des Gebäudes hätte das städtische Wohnungsunternehmen das Haus als Flüchtlingsheim für längere Zeit gesichert. Doch beim Stand von knapp 4,6 Millionen Euro stieg Prokurist Samuel Serifi aus dem Bieterrennen aus.

Ehemaliges Dorint-Hotel: Meistbietender am Ende enttäuscht

Das höchste Gebot hatte die Nuha GmbH aus Düsseldorf abgegeben. Ihr Plan bestand darin, das Gebäude zu sanieren und anschließend wieder als Hotel zu nutzen. Firmen-Inhaber Naim Nuha lockte die attraktive Lage der Immobilie – die Nähe zur Messe und zur Innenstadt. Die Enttäuschung war ihm denn auch anzusehen, als der Gläubiger den Zuschlag letztlich verweigerte. Ob er bei einer möglichen zweiten Zwangsversteigerung noch einmal bieten würde, ließ Nuha offen. Man müsse neben dem Kaufpreis auch die Investitionskosten sehen, meinte er. Er kalkuliert mit fünf Millionen Euro für die Sanierung.

Das Hotel-Gebäude wurde 1994 gebaut. Es hat fünf Etagen, die sich auf rund 2700 Quadratmeter erstrecken. Eigentümer ist die mittlerweile insolvente Te-Gruppe aus München. Sie hatte das Hotel im Jahr 2020 erworben und wollte zehn Millionen Euro in die Hand nehmen, und damit das Hotel noch deutlich erweitern. Doch die Corona-Pandemie setzte den Plänen ein Ende.

Im Grundbuch der Immobilie steht die JP Beteiligungs-Gesellschaft aus Hamburg. Sie verwaltet das Vermögen einer Hamburger Familie und besitzt mehrere Immobilien in Hamburg und Berlin. Sie ist alleiniger Gläubiger und im Grundbuch mit einer Grundschuld von rund elf Millionen Euro eingetragen.

Gläubiger des ehemaligen Dorint-Hotels scheint zu pokern

Sechs Monate bleiben JP nun Zeit, darüber zu entscheiden, ob die Immobilie ein zweites Mal versteigert wird. Ob es dazu kommt, werde das weitere Verfahren zeigen, sagte ein Vertreter. Offenbar rechnet JP nach dem Zwangsversteigerungstermin am Freitag damit, dass sich Interessenten melden und bilateral verhandeln wollen. Visitenkarten wurden am Freitag jedenfalls mehrfach ausgetauscht.

Auch Samuel Serifi vom städtischen Allbau hat den Kontakt vor Ort gesucht. „Wir sind weiterhin an dem Objekt interessiert“, bestätigte er im Nachgang der Versteigerung.

*In einer früheren Version stand, dass der Mietvertrag Ende März ausläuft. Die Stadt hat den Vertrag allerdings um ein halbes Jahr verlängert.

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