Essen. Eine exklusive Immobilie in Essen-Kettwig sollte am 17. Mai zwangsversteigert werden. Einen ernsthaften Bieter jedoch gab es (noch) nicht.

Der weiße Quaderbau thront auf den Ruhrhöhen oberhalb der Kettwiger Altstadt. Wer über die Ruhrbrücke fährt, ahnt schon, dass man von da oben einen grandiosen Blick ins Ruhrtal haben muss. Und viele Essener kennen diesen sogar. Denn auf der Anhöhe lud einst das Ausflugslokal „Seeblick“ ein. Bei Schwarzwälder Kirschtorte und einem Kännchen Kaffee genossen über Jahrzehnte die Gäste von der Terrasse aus die Fernsicht. In direkter Nachbarschaft liegt die MediClin Fachklinik Rhein/Ruhr.

2013 wurde das Café abgerissen und durch zwei Mehrfamilienhäuser ersetzt. Nicht allen Kettwigern gefiel die ihrer Meinung nach gesichtslose, spröde Architektur der neuen „Residenz Seeblick“. Aber denen, die dort einziehen würden, versprach der Architekt: „Eine schönere Lage gibt es in ganz Essen nicht. Das ist wirklich einmalig.“

Luxusimmobilie in Kettwig: Zwangsversteigerungstermin am 17. Mai

Sieben Jahre später stand nun eines der beiden Häuser zur Zwangsversteigerung. Am 17. Mai 2024 kam das Anwesen mit der Adresse Auf der Rötsch 11 im Amtsgericht an der Zweigertstraße unter den Hammer. Nicht nur die Lage, auch der Preis macht es zu einem der nicht alltäglichen Grundstücke, die dort regelmäßig versteigert werden.

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Eine Gutachterin hatte im Auftrag des Gerichtes den Wert des 2170 Quadratmeter großen Anwesens mit den vier Wohnungen ermittelt: fast 5,24 Millionen Euro. Ein Interessent hätte also wenigstens die Hälfte der Summe beim ersten Zwangsversteigerungstermin bieten müssen. Es gab allerdings nur ein einziges Gebot über 50.000 Euro - ein offenbar strategischer Schachzug. Wenn sich der Schuldner, eine insolvente Firma, bzw. der eingesetzte Insolvenzverwalter und die Gläubiger nicht einigen, wird die Immobilie in etwa einem halben Jahr erneut unter den Hammer kommen.

Bis zum Versteigerungstermin war nicht klar gewesen, ob die vier Wohnungen einzeln oder das Gesamtobjekt zum Aufruf kommen würden. Die beiden Hauptgläubiger, ein Finanzdienstleister und eine Versicherung, ließen jedoch erst im Gerichtssaal auf Antrag nur eine Versteigerung als Ganzes zu. Allein sie stehen zusammen mit fast vier Millionen Euro Grundschuld im Grundbuch, auch die Stadt Essen gehört wegen ausstehender Grundsteuer zu den Gläubigern.

Gutachterin bescheinigt Immobilie „hochwertige Ausstattung“

Von der Straße Auf der Rötsch aus selbst sieht man wenig von dem Millionenanwesen. Das Haus versteckt sich hinter einem Stahldrahtzaun. Kunststoffmatten verhindern allzu neugierige Blicke der Klinikgäste und Spaziergänger. Nur Bilder im Exposé der Gutachterin geben mehr Einblicke ins Grundstück und in die Wohnungen, deren Balkone und Terrassen zur straßenabgewandten Seite Richtung Ruhrtal großzügig angelegt sind.

Vom ehemaligen Café Seeblick in Kettwig aus entstand 2011 dieses Foto.
Vom ehemaligen Café Seeblick in Kettwig aus entstand 2011 dieses Foto. © WAZ FotoPool | RIECK, Heinz-Werner

„Insgesamt zeigt sich das Objekt in einem dem Alter entsprechend guten Zustand, mit durchgehend moderner und hochwertiger Ausstattung“, schreibt die Gutachterin in ihrem Bericht. Jede der Wohnungen hat zum Beispiel Echtholzparkett, in den Bädern gibt es zum Teil großzügige begehbare Duschen, in den Wohnbereichen Gas-Kamine oder zumindest den Anschluss dafür. Die Wohnungen sind großzügig geschnitten, Raum ist genug.

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Die Gesamtwohnfläche der vier Wohnungen summiert sich auf 967 Quadratmeter. Die größte ist die Sechs-Zimmer-Penthouse-Wohnung. Wer hier lebt, hat sagenhafte 349 Quadratmeter zur Verfügung. In die Räume gelangt man über einen privaten Treppenhausbereich oder über einen Aufzug mit Schlüssel. Der Balkon der Wohnung zieht sich über die gesamte Hausbreite. Von hier aus hat man einen unverbauten Blick auf die Ruhr und auf Kettwig. Das Ganze hat seinen Preis: Laut Gutachten beträgt der Verkehrswert 1,99 Millionen Euro.

Drei der vier Wohnungen stehen leer

Die restlichen drei Wohnungen sind 168, 181 und 269 Quadratmeter groß und sind auf 840.000 Euro, 910.000 Euro und 1,41 Millionen Euro taxiert. Bis auf die Penthouse-Wohnung ist derzeit keine vermietet. Sie stehen leer. Die kleinste der Wohnungen war sogar noch nie bewohnt, besagt das Gutachten. Und die mittlere wurde als Büro genutzt und müsste entsprechend umgebaut werden, wenn man sie wieder für Wohnzwecke herrichten wollte. Zur Immobilie gehören schließlich noch zwei Doppelgaragen und eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 19,2 kWp.

Nähere Informationen zum Objekt gibt es im Justizportal des Landes unter www.zvg-portal.de. Neben dem Exposé für diese Immobilie können dort auch weitere Zwangsversteigerungstermine in Essen aufgerufen werden.

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