Essen. Nach einem Shitstorm im Netz hatte der Essener Lieferdienst Pottsalat eine Spendenaktion gestartet. Nun haben die Kunden entschieden, wer das Geld bekommt.

Die Recherche-Plattform Correctiv erhält eine Spende von rund 5000 Euro vom Essener Lieferdienst Pottsalat. So viel Geld hat das Start-up in den vergangenen Wochen mit dem Verkauf seiner „Bunt-ist-besser-Bowl“ eingenommen. Von Anfang an war klar, dass das Geld einer Einrichtung zugutekommen sollte, die sich für „die Demokratie, Menschenrechte und gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit einsetzt“. Die Kunden haben gewählt: Die Einnahmen soll Correctiv bekommen.

Eine durchaus kuriose Entscheidung. Denn ausgerechnet eine Correctiv-Recherche über ein rechtes Geheimtreffen in Potsdam hatte einen regelrechten Shitstorm gegen Pottsalat im Netz ausgelöst. Dabei war bekannt geworden, dass der damalige Pottsalat-Investor Hans-Christian Limmer, der auch bei der Burgerkette Hans im Glück Gesellschafter war und vor 20 Jahren Backwerk gegründet hat, an der Organisation des Geheimtreffens ultrarechter Kräfte beteiligt war. Auf dem Treffen soll es um Pläne zur massenhaften Ausweisung von Ausländern gegangen sein.

Limmer hatte zwar unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe erklärt, sich als Investor aus Pottsalat zurückzuziehen. Auch das Unternehmen positionierte sich umgehend gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Bowl-Spendenaktion sollte dies unterstreichen.

Sie können die Podcast-Folge von „Die Wirtschaftsreporter“ mit Pottsalat-Mitgründer und Geschäftsführer Ben Küstner direkt hier im Webplayer hören.

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Pottsalat: „Solche Recherchen sind wichtig“

Nun, da die Wahl auf Correctiv gefallen ist, erklärte Pottsalat-Geschäftsführer Ben Küstner: „Vielfalt ist ein essenzieller Teil unserer Unternehmens-DNA. Deswegen freuen wir uns sehr, dass unsere Kundinnen und Kunden Correctiv vorgeschlagen und zum Spendenempfänger gewählt haben. Denn unabhängiger Journalismus ist die vierte Gewalt im Staat und existenziell in jeder gesunden Demokratie.“ Bereits in einem früheren Interview mit dieser Redaktion hatte Küstner betont: „Auch wenn es uns getroffen hat - ich bin total dankbar für solche Recherchen, es war wichtig, das aufzudecken.“

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Insgesamt habe es 78 Vorschläge von Kunden gegeben. Aus der Shortlist aller mehrfach genannten und qualifizierten Organisationen konnten dann alle Pottsalat-Kunden abstimmen. Neben Correctiv aus Essen standen zudem die Initiative „Essen stellt sich quer“, die Kampagnenorganisation Campact e. V. und die gemeinnützige Stiftung Amadeu Antonio zur Wahl. Das Rennen habe am Ende mit rund 35 Prozent der Stimmen die Investigativ-Redaktion gemacht, dicht gefolgt von „Essen stellt sich quer“ mit rund knapp 32 Prozent.

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