Essen. „Die Folkwangstadt“ sollte längst vom Essener Handelshof verschwunden sein. Doch noch immer thront sie vom Dach des historischen Gebäudes.
Essen ist noch immer „Die Folkwangstadt“. Seit zwei Jahren prangt der Slogan vom Handelshof am Tor zur Innenstadt, ursprünglich sollte das nur für ein Jahr so sein. Bis Ende März sollte eigentlich endgültig Schluss mit dem Slogan sein, um den eine lebhafte Debatte geführt wurde. Das Ende der „Folkwangstadt“ hatte sich die Verwaltung selbst auferlegt.
Im ersten Quartal 2024 sei der Schriftzug zu entfernen, hieß es eindeutig Ende November im Rat der Stadt. Allein: Noch immer hängen die Buchstaben an Ort und Stelle. Wann werden sie denn jetzt – endlich will man sagen – entfernt?
Schriftzug auf dem Essener Handelshof soll „umgerüstet“ werden
Auf Anfrage bei der Verwaltung teilte Stadtsprecherin Silke Lenz Mitte März mit, dass das „kurzfristig“ geschehen soll. Konkreter wird sie nicht. Aber sie erklärt, was zu der Verzögerung führt. Demnach soll der obere „Essen“-Schriftzug, der wie die beiden Stadtwappen weiter auf dem Handelshof stehen soll, im ersten Halbjahr „umgerüstet“ werden.
„Zunächst war geplant, dass die Fassungen für die Buchstaben erhalten und lediglich die Röhren durch LED ausgetauscht werden“, so Lenz. „Die Demontage und der Austausch für den Schriftzug ‚Essen‘ sollte dann in einem Rutsch durchgeführt werden, um Kosten zu minimieren.“ Das beauftragte Unternehmen hätte das aber für nicht sinnvoll gehalten. Lenz: „Daher erfolgt jetzt die Demontage losgelöst von der Erneuerung der LED-Technik.“ Für letztere würden aktuell Angebote eingeholt.
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Genau kann man also noch immer nicht sagen, wann Essen nicht mehr „Die Folkwangstadt“ ist. Dafür hat man bei der Stadt einen Plan, was denn mit den 16 blauen Buchstaben geschehen soll, wenn sie denn mal abgenommen sind. Lenz: „Das Ruhr Museum wird die Buchstaben übernehmen“.
„Die Folkwangstadt“ wird im Ruhr Museum auf Zollverein eingelagert
Weiß man dort etwas Genaueres über den Zeitplan? „Nein“, sagte Theo Grütter, Direktor des Ruhr Museums, ebenfalls im März. „Die Stadt hat uns gefragt, ob wir die Buchstaben übernehmen. Sie sollen in den nächsten Wochen abgenommen werden.“ Prangt „Die Folkwangstadt“ also bald vom Ruhr Museum auf Zollverein? Auch da lautet die Antwort des Museumsdirektors: „Nein. Wir werden die Buchstaben einlagern.“
Damit kommt zusammen, was zusammengehört. Denn schon die Buchstaben der „Einkaufsstadt“ – so lautete der Werbeslogan auf dem Handelshof für viele Jahrzehnte ab Ende 1950 –lagern im Ruhr Museum. Oder zumindest einige der Buchstaben, denn für die „Folkwangstadt“ wurden ältere Buchstaben aus praktischen Gründen kurzerhand wiederverwendet, die fehlenden nachgebaut und ergänzt.
„Die Folkwangstadt“ sei ein „wichtiges Zeitdokument“
Theo Grütter spricht bei dem Schriftzug „Die Folkwangstadt“ von einem „wichtigen Zeitdokument“. Er gehöre zur Geschichte der Stadt Essen, „auch der Streit darüber“. Er selbst macht keinen Hehl daraus, dass er kein großer Freund davon ist, dass „Die Folkwangstadt“ überhaupt abmontiert wird. „Die Stadt hätte zur ‚Folkwangstadt‘ stehen sollen.“ Auch die von der Stadtverwaltung im vergangenen Jahr durchgeführte Befragung war laut Grütter „sehr unglücklich“.
Verständnis habe er seinerzeit aber für die Entscheidung gehabt, „Die Einkaufsstadt“ am Tor zur Innenstadt zu entfernen. Diesen Charakter habe der Stadtkern, anders als etwa Rüttenscheid, schlichtweg nicht mehr. Doch „Die Folkwangstadt“ sei Essen weiterhin, und er werde auch künftig von der „Folkwang-Idee“ sprechen.
Wie dem auch sei. Die Aufgabe seines Museums ist es auch, Zeitdokumente für die Nachwelt zu sichern. Wird die Öffentlichkeit „Die Folkwangstadt“ aber überhaupt noch einmal zu Gesicht bekommen, wenn sie – wie auch die vor dem Essener Dom entfernte Skulptur für Kardinal Hengsbach – erst einmal eingelagert ist?
„Zumindest noch nicht“, sagt der Museumsdirektor. Das muss aber nicht für immer so bleiben. „Unsere Dauerausstellung ist von 2010“, sagt Grütter. „Wenn es irgendwann eine neue gibt, wird ‚Die Folkwangstadt‘, aber auch vielleicht ‚Die Einkaufsstadt‘, Teil davon sein.“
Essener Architiekt unterstützt die Stadt bei Planungen der künftigen Handelshof-Installation
Zurück aber zum Handelshof und der Zukunft der dortigen Installation. Dort soll „kurzfristig“ nicht nur „Die Folkwangstadt“ abmontiert werden und „Essen“ stehenbleiben. Die Verwaltung ist in der November-Ratssitzung damit beauftragt worden, „neue Technik für variierenden Schriftzüge“ zu erarbeiten, so Lenz.
Nach Angaben der Stadtsprecherin habe man für diese Aufgabe den Essener Lichtplaner und Architekten Peter Brdenk zur Unterstützung gewinnen können. Lenz im März: „Erste Ergebnisse liegen vor, diese müssen jedoch zur weiteren Prüfung der Unteren Denkmalbehörde vorgelegt werden.“ Es bleibt spannend.
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